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Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarzes Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Wilde , Roger Smith
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zusah, wie sie den einzelnen Koffer in den Laderaum des Busses wuchtete.
    Dann bemerkte sie eine winkende Hand. Timmy war auch im Streifenwagen. Hatte ihr Bruder ein Einsehen gehabt und Timmy mitgenommen, damit sie sich von ihm verabschieden konnte? Nein, Gene ließ den Motor an und fuhr davon, als der Busfahrer die Passagiere zum Einsteigen aufforderte. Skye hatte dem Polizeiauto hinterhergewinkt und dabei gegen die Tränen angekämpft.
    Genau wie jetzt auf der holprigen Fahrt in die Stadt. Der Andere war nicht mehr da, um sie zu schützen. Dennoch durfte sie sich keine Tränen erlauben. Sie musste stark sein. Also schloss sie die Augen, faltete die Hände über dem mit Dellbert Drums Fleisch gefüllten Bauch und versuchte, ihren Geist an einen Ort der vollkommenen Leere zu transportieren.
    Doch so vollkommen war diese Leere nicht.
    Vorsichtig erlaubte sie einer sehr alten Erinnerung, in ihrem Bewusstsein aufzutauchen wie eine Luftblase, die aus einem dunklen stillen Tümpel aufsteigt. Eine Erinnerung, scharf wie zerbrochenes Glas: der Augenblick, in dem sie jenen Mann getötet hatte, den sie für ihren Vater gehalten hatte. Ihre Nägel und Zähne rissen seinen Kopf von den Schultern. Erneut durchlebte sie das Gefühl, ein Mischwesen aus einem zweijährigen Mädchen und einer Kreatur zu sein, deren Alter ihr Vorstellungsvermögen bei Weitem überstieg.
    Nachdem die schreckliche Kraft wieder aus ihr gewichen war, hatte das kleine Mädchen jegliche Erinnerung an diese Nacht aus ihrem Gedächtnis getilgt. Hatte Genes Geschichte von den bösen Männern, die aus der Dunkelheit gekommen waren, immer und immer wiederholt, bis sie sich schließlich als Wahrheit in ihr Gedächtnis eingebrannt hatte.
    Nur im Schlaf regten sich die tief in ihr vergrabenen Erinnerungen und trieben in der Gestalt fiebriger Träume von Körperteilen und Blut durch ihr Unterbewusstsein. Träume, die so schrecklich waren, dass sie manchmal betete, der Tod möge sie von ihnen erlösen.
    Bis sie im Alter von dreizehn Jahren Leonard kennenlernte, jenen Mann, der ihr ein Buch gab, das ihre Träume Wirklichkeit werden ließ und ihr erlaubte, aus dem Mosaik ihrer albtraumhaften Visionen ein – wenn auch unzusammenhängendes – Gerüst zu erstellen.
    Wie von Zauberhand war der enge kleine Buchladen eines Tages in einer Seitenstraße aufgetaucht. Der Besitzer, ein dürrer Mann unbestimmten Alters mit ungewöhnlich blasser Haut, hatte sie teilnahmslos von hinter der Theke angestarrt, als sie in den Laden geschlurft war. Seine Finger trommelten im Rhythmus unhörbarer, jammernder Elektromusik.
    Später erfuhr sie, dass Leonard aus der großen Stadt in seinen Geburtsort zurückgekehrt war, um seine im Sterben liegende Mutter in ihren letzten Lebensmonaten zu begleiten. Er ignorierte Skye jedes Mal, wenn sie, fasziniert von den Büchern über das Okkulte, Aleister Crowley und die Freimaurer, in den Laden kam. Sie kaufte nichts, stand nur vor den Regalen und blätterte auf der Suche nach etwas, das sie nicht fand, durch die staubigen Seiten.
    Eines Tages griff Leonard unter die Theke und holte einen großformatigen Bildband hervor.
    »Das könnte dir gefallen«, sagte er mit nahezu unverständlichem Akzent. »Aber zeig’s ja nicht deinen Eltern.«
    Skye warf einen Blick auf das Preisschild – fünfzehn Dollar – und wollte es zurückgeben. »Das ist ein Geschenk, meine Kleine. Und jetzt ab mit dir.«
    Sie steckte das Buch in ihren Rucksack und lief nach Hause. Gene war in der Arbeit und Timmy in der Schule, also war sie ungestört. Skye legte sich aufs Bett, schlug das Buch mit den vielen Fotografien auf und holte tief Luft. Klappte das Buch wieder zu. Schloss die Augen. Spürte, wie sich etwas in ihr regte, so tief, dass es kaum fühlbar war.
    Dann öffnete sie die Augen und riskierte einen weiteren Blick auf die schönen Schwarz-Weiß-Fotos. Etwas Ähnliches hatte sie bisher nur in ihren Träumen gesehen. Verstümmelte Körper waren mit ihren Gliedmaßen sowie Früchten und Blumen zu bizarren Kompositionen arrangiert. Zerrissenes Fleisch. Abgetrennte Genitalien. Grinsende Köpfe, die nicht zu den Körpern darunter passten. Bei der Obduktion geöffnete Leichname, aus denen die Organe quollen.
    Für Skye stellte dieses Buch das Tor zu einer anderen Welt dar. Einer Welt, die sie erschreckte und gleichzeitig tröstete. Auf gewisse Weise strahlten diese blutigen, grausamen Bilder eine gewisse Ordnung und Schönheit aus.
    Eines Tages kam sie aus der Schule,

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