Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)
Liebeskomödien sein können, die er so gerne mit seiner Mama nach einem langen Tag des Mordens im Motelzimmer geguckt hatte. Gemeinsam hatten sie über diese absurden Paarungsrituale gelacht, die ihnen nach ihren gemeinsamen Erfahrungen so unglaublich konventionell und langweilig vorgekommen waren.
Erst als sich Junior umdrehte – die Eingeweide unter ihm schlingerten hin und her wie ein Wasserbett – und in das blutleere Gesicht der Krankenschwester starrte, brach die Erinnerung an den vergangenen Tag wie eine hektische Montage über ihn herein: wie er Alfonso die Kehle durchschnitt, die Frau entführte und umbrachte, in ihrem Blut und ihren Innereien badete.
Beim Aufsetzen gaben die Organe feuchte Kussgeräusche von sich. Langsam stieg er aus der Wanne und registrierte zufrieden, dass sein Körper allmählich zur alten Stärke zurückkehrte. Die Kleidung, die er gestern von der Wäscheleine gestohlen hatte, lag im Staub. Allerdings konnte er sich unmöglich einfach anziehen und davonfahren – er hätte wie jemand ausgesehen, der gerade aus einem Schlachthaus geflohen war.
Wider besseres Wissen drehte er einen Wasserhahn auf. Die Rohre ächzten und rasselten, der Hahn blieb jedoch trocken.
Junior ging nackt in die Küche, wobei er sich an den rauen Wänden abstützte. Er trat in den türlosen Rahmen des Hinterausgangs und ließ den Blick über das kleine Auto hinweg ins flache braune Nichts schweifen. Irgendetwas funkelte im Staub – die kaputten Flügel einer Windmühle. Die Wände des Zementdamms hinter der Mühle waren vor langer Zeit zusammengefallen. Statt Wasser gab es hier nur noch Gestrüpp und Sand.
Eine Durchsuchung der verfallenen staubigen Schränke förderte eine aufgeblähte Konservendose mit Pfirsichen, eine mit Schimmel überzogene Brotscheibe und eine tote, von der Dürre mumifizierte Ratte zutage. Hinter einer Tüte mit leeren Schnapsflaschen fand Junior einen rostigen, verbeulten Benzinkanister. Ein kurzes Schütteln zeigte ihm, dass noch Flüssigkeit darin war. Als er den Verschluss endlich aus seiner rostigen Umklammerung befreit hatte, keuchte er vor Anstrengung. Er holte Atem, schnupperte am Inhalt des Kanisters und riss schnell den Kopf zurück. Abgestandenes Wasser mit durchdringendem Sumpfgestank.
Unter dem Spülbecken lag ein roter Plastikeimer ohne Griff. Er füllte den Eimer mit dem Wasser aus dem Kanister, auf dessen Oberfläche ein Teppich aus Schleim trieb.
Junior ging wieder zur Hintertür, kratzte etwas Erde vom Boden und türmte sie in der Küche zu einer kleinen Pyramide auf. Er tauchte die Hände in den Eimer und scheuerte sich mit dem feuchten Sand das Blut von der Haut. Der reinigende Schmerz vertrieb den Nebel aus seinem Gehirn. Er schrubbte sich Gesicht, Bart und Haare, und das Wasser im Eimer färbte sich immer röter.
Nachdem er den blutigen Inhalt vor die Tür geschüttet hatte, füllte Junior den Eimer ein zweites Mal. Diesmal wusch er sich ohne Sand, und Minuten später war seine Haut rosa und so sauber, wie sie es unter den gegebenen Umständen nur sein konnte. Dafür stank er, als hätte er mit Alligatoren gerungen, aber dagegen konnte er momentan nichts tun.
Sobald sich sein klopfendes Herz wieder etwas beruhigt hatte, zog er sich an und ging zum Auto. Die Schlüssel steckten noch im Zündschloss, die Handtasche der Krankenschwester lag auf dem Rücksitz. Er kramte darin herum und fand ein paar Zehndollarscheine und etwas Kleingeld. Junior steckte das Geld ein und warf die Tasche fort. Als er sich ins Auto setzte, war er erneut erschöpft. Mit zitterndem Fuß tastete er nach dem Gaspedal.
Du schaffst es, Junior. Du schaffst es.
Er ließ den Motor an und gab zu viel Gas. Der Wagen soff ab. Mit aller Kraft zwang er seinen Fuß zum Gehorsam. Langsam setzte sich das Auto in Richtung des eingefallenen Gartentors in Bewegung. Junior suchte die Umgebung nach den verräterischen Staubwolken anderer Fahrzeuge ab, konnte jedoch nichts entdecken. Auf der Schotterstraße, die direkt in die Stadt führte, war keine Menschenseele.
41
Skye legte den Kopf gegen die Fensterscheibe des Busses. Die Vibration lullte sie in einen schlafähnlichen Zustand. Sand und Felsen zogen als unbestimmte Farbschmierer an ihr vorbei.
Bei ihrer Ankunft an der Bushaltestelle heute Morgen hatte Genes Streifenwagen bereits auf der gegenüberliegenden Straßenseite gestanden. Die Morgensonne spiegelte sich in der Sonnenbrille des reglos am Steuer sitzenden Gene, während er ihr dabei
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