Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarzes Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Wilde , Roger Smith
Vom Netzwerk:
Kosmetikspiegel starrte ihm ein ganz gewöhnlicher Redneck entgegen.
    »Schleppst du diese Verkleidungen immer mit dir rum?«
    »Klaro. Spuren verwischen und so.« Sie ließ den Motor an und fuhr in Richtung Auffahrt.
    Obwohl es nicht Juniors Wesen entsprach, Zuneigung gegenüber seinen Mitmenschen zu empfinden, verspürte er so etwas wie Sympathie für dieses Mädchen. Natürlich würde ihn das nicht davon abhalten, sie zu töten, wenn die Zeit reif war. Die Tatsache, dass sie sich dessen bewusst war (und diesen Augenblick sogar herbeisehnte), nahm ihn nur noch mehr für sie ein.
    Vorhin, als sie ihn beim Essen überrascht hatte, hatte sie jedenfalls ganz genau gewusst, wie sie ihn wieder besänftigen konnte.
    »Kein Stress, Mann. Ich bin ’n Fan von dir«, hatte sie gesagt und war unaufgefordert auf den Beifahrersitz gehüpft. »Wär mir ’ne Ehre, dein Opfer zu sein.«
    Er hatte sie angestarrt, die heiße Suppe in der einen, den kalten Eisbecher in der anderen Hand.
    »Du willst, dass ich dich umbringe?«
    »Schon, wenn’s so weit ist. Aber vorher helf ich dir noch.«
    »Womit?«
    »Mit dem, wofür du ausgebüxt bist.«
    »Woher willst du wissen, dass ich nicht einfach aus Spaß an der Freude geflohen bin?« Er hatte nicht vor, sich von ihrer saloppen Ausdrucksweise anstecken zu lassen.
    Sie schüttelte die verfilzte Mähne. Das Silber in ihrem Gesicht funkelte in der Sonne, sodass kleine Lichter wie von einer Discokugel durch den Wagen tanzten. »Ich hab geträumt, dass ich dich genau hier treffen würd.« Junior starrte sie an. »Jaha, gestern Nacht in so ’nem Motelzimmer. Ich hab den Hotelchef gefickt und dann gekillt.« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich hab schon haufenweise Leute um die Ecke gebracht. Aber nich’ so viele wie du, möcht ich wetten.«
    Als aufmerksamer Sohn seiner Mutter besaß Junior eine seit dem Säuglingsalter stets verfeinerte Menschenkenntnis. Er konnte keine Spur von Unaufrichtigkeit an ihr entdecken.
    »Kannst du fahren?«
    »Klaro.«
    »Dann fahr.«
    Das Mädchen warf den Rucksack auf die Rückbank und umrundete den Wagen, während er auf den Beifahrersitz rutschte. Sie wendete den Chevrolet und fuhr auf die Interstate, wo sie sich vorsichtig in den spärlichen Verkehr einfädelte.
    »Wie heißt du?«
    »Della.«
    »Was war das für ein Traum?«
    »Er hat mit mir geredet. Ganz konkret.«
    »Er?«
    Sie warf ihm einen vielsagenden Blick zu. »Na er. Der Teufel. Hat gesagt, er hätt ’nen Job für mich. Dass ich dir bei deiner Mission helfen soll und so.«
    »Was für eine Mission?«
    »Die mit dem Jungen.«
    Junior starrte auf ihr ausdrucksloses Profil. Sie kaute Kaugummi. Eine rosafarbene Blase quoll aus ihrem Mund. Einen Augenblick später ließ sie sie mit einem Knall zerplatzen.
    »Erzähl weiter.«
    »Weiter weiß ich nix. Außer dass du so ’ne Art Opfer veranstalten willst oder was.«
    »Spricht er oft mit dir?«
    »Der Teufel?«
    »Ja.«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Wir palavern, seit ich klein bin. Seit ich meinen Stiefdaddy allegemacht hab.« Jetzt sah sie ihn an. »Ich helf dir mit dem Jungen.«
    »Ich brauche keine Hilfe.«
    »Du bist ’n Krüppel, Mann.«
    »Das wird schon wieder.«
    »Wenn du meinst.«
    Eine Minute lang betrachtete er das Ödland. Dann verstand er, dass sie ihm gesandt worden war.
    »Okay«, sagte er. »Du darfst mir helfen.«
    »Aber du musst mir was dafür versprechen.«
    »Nämlich?«
    »Wenn du mich um die Ecke bringst, dann mit ’ner richtigen Zeremonie und so. Auf dass ich gewisslich die andere Seite erreiche.«
    Diese formelle Ausdrucksweise klang beinahe rührend. Er sah sie vor sich, wie sie in einem Internetcafé über einem Computer gebeugt dasaß, mit einer Haarsträhne spielte, Kaugummi kaute und laut die Geheimnisse okkulter Webseiten vorlas: 666.com, beelzebub.com, gotothedevil.com.
    Er musste sich eingestehen, dass diese Della ungeachtet ihrer Herkunft eine würdige Mitstreiterin war. Während ihrer Fahrt auf dem Freeway sinnierte Junior über den seltsamen Lauf der Welt. Das blonde Mädchen hätte fast die Doppelgängerin der Tante des Jungen sein können. Der Schwester des Deputy.
    Skye.
    Der Junge war natürlich nur ein Köder. Skye Martindale war das Licht, das Junior unwiderstehlich nach Süden zog.

45
    Es war das perfekte Klischee, Thema unzähliger Schundromane und B-Movies: junge blonde Anhalterin auf einer Wüstenstraße, großer tätowierter Trucker mit viel Zahnfleisch, wenig Zähnen und einer Fantasie so schmutzig

Weitere Kostenlose Bücher