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Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarzes Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Wilde , Roger Smith
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wie ein Plumpsklo.
    Ein Klischee, sicher. Und dass dieser spezielle Trucker weiblich war, machte es für Skye auch nicht besser.
    »Wo soll’s denn hingehen, Prinzessin?«, brüllte die Kampflesbe über Steven Tylers Gekreische hinweg, trat auf die Zweischeibenkupplung und schaltete einen Gang runter.
    »Hab ich doch schon gesagt.«
    »Na ja. Wartet dort denn wenigstens ’n junger strammer Hengst auf dich?«
    Die Truckerin löste ihre nikotingelben Augen von der Straße und zog Skye mit ihren Blicken aus. Skye bekam es einen Augenblick lang mit der Angst zu tun. Bis sie sich daran erinnerte, wer sie und wozu sie fähig war.
    »Nein«, sagte sie.
    »Was denn, stehst du nicht auf Männer? Scheiße, das ist völlig okay. Ich kann auch nichts mit ihnen anfangen.«
    »Ich mag Männer. Ich bin nur gerade Single.«
    »Single und für jeeeeeeeden Spaß zu haben«, rief die Frau in der schlechten Imitation eines Gameshow-Moderators.
    Skye starrte wieder in die Wüste hinaus und versuchte abzuschätzen, wie weit sie noch von zu Hause entfernt war.
    Die Lesbe legte ihre rechte Hand auf Skyes Bein und umklammerte ihr Knie. An jedem der rotbraunen Finger mit den abgeknabberten dreckigen Nägeln steckte ein Ring: Totenköpfe, Hakenkreuze, Pokerwürfel.
    Skye hätte der Schlampe am liebsten die Hand abgerissen und ihr damit ein paar Ohrfeigen verpasst. Stattdessen zwang sie sich zu einem Lächeln. »So unwiderstehlich du auch bist – ich hab mit Frauen nichts am Hut.«
    »Sag das nicht, bevor du’s nicht versucht hast.«
    Die Finger wanderten Skyes Bein hinauf. Irgendwann waren sie bedenklich nahe am Reißverschluss ihrer Hose. Skye packte die Hand und klatschte sie auf den Schaltknüppel zurück.
    »Wow, du hast ja ganz schön Kraft. Das gefällt mir.« Die Truckerin lachte, schien aber sonst unbeeindruckt. Sie trat auf die Bremse und schaltete sich durch eine scheinbar endlose Reihe von Gängen. Der Lastwagen wurde rumpelnd und zischend langsamer.
    »Was soll das denn werden?«
    »Wirst du gleich sehen, Prinzessin. Wirst du gleich sehen.«
    Der Sattelschlepper kam knirschend am Straßenrand zum Stehen. Die Truckerin drehte sich um und ging auf Skye los. Der Hafengestank ihrer Lust hing schwer in der Luft.
    Skye versuchte, den Anderen nach Möglichkeit im Zaum zu halten. Sie stieß die Frau mit gerade so viel Kraft von sich, dass sie nach hinten geschleudert wurde. Die Schlampe kicherte und ließ blitzschnell die Faust vorschnellen. Bevor sie noch recht wusste, wie ihr geschah, erhielt Skye einen Schlag gegen den Kiefer.
    Kurzzeitig war sie benommen, spürte Hände auf ihrem Gürtel, schwitzige Finger, die in ihre Hose fuhren.
    Der Andere übernahm die Kontrolle. Skye erwachte aus ihrer Betäubung und schlug zurück. Der Hieb zertrümmerte sämtliche Knochen im Schädel der Frau. Sie war sofort tot.
    »Ach du Scheiße«, sagte Skye mit Blick auf die komplizierte Gangschaltung und die Pedale des Trucks.
    Himmel, sie konnte ja kaum mit der Automatikschaltung in Mintys Kleinwagen umgehen.
    Skye öffnete die Tür und sprang vom Lkw. Knirschend landeten ihre Turnschuhe im Schotter. Die Straße war zu beiden Richtungen völlig verlassen.
    Sie machte sich auf den Weg nach Hause und lauschte dabei nach den Geräuschen eines näher kommenden Wagens. Doch außer dem Schrei eines Bussards, der auf einem warmen Luftstrom dahinsegelte, war nichts zu hören.

46
    »Er war ein guter Mensch«, sagte Doc Farnsworth, der neben Gene vor Milt Lavenders Bett stand.
    »Das war er.«
    Vergeblich suchte Gene nach bedeutungsvolleren Worten. Aus dem Teenager, der T. S. Eliot und Marlowe zitiert hatte und dem man deshalb riet, in der Stadt Literatur zu studieren, war ein Mann geworden, der sich freiwillig in seinen Möglichkeiten beschnitten, seinen Ehrgeiz gezügelt und die Sprache der Kleinstadt angenommen hatte, in der er sein Leben verbrachte.
    Um seinen emotionalen Autismus zu verbergen, griff er nach der Hand seines Onkels. Da er keine transzendente Offenbarung erwartet hatte, wurde er auch nicht enttäuscht. Es war lediglich die Hand eines toten alten Mannes, der dem Krebs erlegen war. Jetzt, wo ihn der letzte Lebensfunke verlassen hatte, kühlte die Haut langsam ab.
    »Wo ist die Krankenschwester?«, fragte er.
    »Die rudert jetzt wahrscheinlich irgendeine andere Seele über den Styx. Ich kann dir sagen, die kam mir vor wie die persönliche Assistentin des Todes.«
    Farnsworth war groß und ziemlich stämmig. Er hatte ein gerötetes Gesicht und

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