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Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarzes Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Wilde , Roger Smith
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Autowracks in den von der Dürre ausgetrockneten Vorgärten weiter zu beachten – seine Augen hielten einzig und allein nach jenem Mann Ausschau, dessen engelhafte Gesichtszüge seine wahre Natur Lügen straften.
    Er bog auf die Hauptstraße und fuhr, bis der Asphalt in Schotter überging und sich nur noch der Sand des Ödlands zwischen ihm und der Grenze erstreckte. Sand und die Geister seiner toten Frau und seines Babys.
    Geister, die von Strafe und Vergeltung und einer Rache flüsterten, die noch ihrer Erfüllung harrte.
    Seit dem Tod seiner Eltern hatte Gene mit einer Lüge gelebt. Er hatte niemandem erzählt, was in jener Nacht geschehen war. Jedes Mal, wenn Skye mit ihm über einen Erinnerungsfetzen sprechen wollte, der sie im Traum heimgesucht hatte, hatte er schnell abgewiegelt und mit mantraartiger Bestimmtheit die Geschichte von den Landstreichern wiederholt. Er war der einzige Hüter der Wahrheit, einer Wahrheit, die seine Seele vergiftet und ihn trotz aller Bemühungen seiner Frau emotional verkrüppelt hatte.
    Tatsächlich hatte er Angst, zu sehr zu lieben. Oder – besser gesagt – die tiefe Liebe, die er für seine Familie empfand, auch zuzulassen. Sonst, so befürchtete er, würde ihm eine dunkle Macht seine Liebsten nehmen, aus Strafe für die Lüge, mit der er lebte, um seine Adoptivschwester zu beschützen.
    Vor fünf Jahren waren dann plötzlich Junior Cotton und eine Frau namens Annie-Lynn Peyton aufgetaucht, als hätte sie Genes schlechtes Gewissen höchstpersönlich aus dem Nichts heraufbeschworen. Sie waren beide Mitglieder des Kultes gewesen, der in Drums County Zuflucht gefunden hatte. Annie-Lynn hatte Marybeth angehalten, die – genau hier, auf dieser Straße – mit den Einkäufen auf dem Beifahrersitz auf dem Rückweg vom Supermarkt gewesen war. Genes flehentliche Bitte, doch zu Hause zu bleiben und die Füße hochzulegen, hatte die hochschwangere Marybeth einfach ignoriert.
    Sie hatte den Kombi an exakt derselben Stelle abgestellt, an der Gene und seine Mutter vor vielen Jahren Skye in einer Schachtel gefunden hatten. Junior Cotton und Annie-Lynn Peyton zerrten Marybeth aus dem Auto und in die Wüste, wo sie sie schändeten, ihr das Baby aus dem Leib schnitten, sie erst einen langsamen Tod sterben und dann einfach im Schmutz liegen ließen. Sie schnitten die Nabelschnur durch und verschwanden mit dem Baby in der Wüste.
    Bobby Heck hatte Marybeth gefunden. Er war gerade auf Streife gewesen, als er den Kombi mit den offen stehenden Türen bemerkte, das Polizeiauto abstellte und drei verschiedenen Fußspuren bis zu der Stelle folgte, an der sie lag. Feuerameisen, die sich an ihrem Fleisch gütlich taten, bedeckten sie wie ein roter Teppich. Bobby schaffte es gerade noch, zum Streifenwagen zurückzutaumeln und einen Notruf abzusetzen, bevor er wegen des grässlichen Anblicks, der sich ihm dargeboten hatte, das Bewusstsein verlor.
    Als Gene ankam – es war sein freier Tag, und er war in Zivilkleidung im alten Jeep seines Vaters zum Tatort gefahren, der bereits von Lavender und seinen Deputys abgeschirmt wurde –, wollten ihn die Männer zurückhalten. Er riss sich los, und als er über seiner Frau kniete, starb etwas in ihm. Ein Sanitätswagen stieß hinzu. Gene bestand darauf, den Reißverschluss des Leichensacks persönlich zu schließen. Marybeths Gesicht verschwand für immer hinter dem schwarzen Plastik.
    Er ging zu seinem Jeep zurück, schob Patronen in die Remington-Pumpgun und brach in die Wüste auf. Kurze Zeit später entdeckte er einige verkohlte Mesquiteholzscheite im Sand – die Überreste eines Lagerfeuers. Im Zentrum eines in den Staub gezeichneten Pentagramms, dessen Umrisse vom Wind bereits verweht wurden, lag der schwarze Leichnam seines ungeborenen Kindes.
    Gene sank auf die Knie und scharrte wie ein Tier im Sand. Er riss sich das Hemd vom Leib, wickelte das Baby darin ein und wiegte es, als wollte er es trösten. Der Geruch des verbrannten Fleisches ließ tiefe Seufzer aus seinem Innersten aufsteigen.
    Ein kräftiger Windstoß, der die Fußspuren, die zum Horizont führten, langsam verwischte, brachte ihn wieder zur Besinnung. Er legte das Baby auf den Beifahrersitz des Jeeps und fuhr den beiden Fußspuren hinterher. Ein Mann und eine Frau. Der Mann war schneller gegangen und hatte seine Begleiterin abgehängt.
    Als Erstes stieß er auf die Frau. Sie lag wie ein Lumpenhaufen im Sand und schrie so laut, dass er sie zunächst für ein weiteres Opfer hielt. Sobald er

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