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Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarzes Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Wilde , Roger Smith
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Handtuch ab und bedeckte seine Blöße mit einem auf dem Boden herumliegenden Morgenmantel. Anschließend durchsuchte er das Zimmer nach seinem Handy. Er fand es in einem Nest aus milchigen Kondomen und Viagrapackungen.
    Mit zusammengekniffenen Augen starrte er das Telefon an. Keine Nachrichten. Wieso hatte sich Drum nicht gemeldet? Er musste doch schon längst wieder zurück sein.
    Konzentriert fingerte er auf dem Handy herum, bis er durch seinen verschwommenen Blick Drums Namen entziffern konnte. Er drückte auf den grünen Knopf. Das Summen in seinem Ohr war so schmerzhaft, dass er den Hörer vom Kopf weghielt, bis er Drums Bariton vernahm.
    »Sheriff, wieso rufst du nicht an, verdammte Scheiße?«, fragte er mit heiserer Stimme. Es dauerte eine Weile, bis ihm auffiel, dass er sich mit Drums Anrufbeantworterspruch unterhielt. Er wartete auf den Piepton – der ihn zusammenzucken ließ – und befahl dem Hünen, ihn zurückzurufen. Und zwar sofort.
    Tincup ließ das Handy fallen und schlurfte zur Tür. Aus einem der Bungalows, die um den leeren Swimmingpool gruppiert waren, drangen laute Männer- und Frauenstimmen.
    Im Türrahmen blieb er stehen. Das Sonnenlicht blendete ihn wie ein Laserstrahl. Tincup hörte Flüche auf Spanisch und Englisch, das Knallen mehrerer Autotüren und das wütende Aufheulen von Motoren.
    Er hielt sich eine zitternde Hand über die Augen. Ein silberner Audi und zwei Pick-ups preschten in Richtung Straße davon. Eine splitternackte Marisol stand in der Tür des gegenüberliegenden Bungalows. Mit bebenden Brüsten schimpfte sie dem Konvoi hinterher und zeigte ihm den Finger. Langsam versammelte sich eine kleine Menge aus Huren und Methkochern um sie.
    »Marisol!« Tincups Stimme hatte beinahe zu alter Lautstärke zurückgefunden. Marisol drehte sich zu ihm um und stemmte die Hände in die breiten Hüften. »Was ist hier los?«
    Marisol verschwand im Bungalow. Als sie zurückkam, trug sie ein Paar Plüschpantoffeln. Sonst nichts. Sie hielt die kleine Hure an der Hand. Das nackte Kind blutete aus der Nase.
    Die Frau und das Mädchen kamen zu Tincup hinüber. »Diese Männer wollten widerliche Sachen mit ihr anstellen«, sagte Marisol.
    Einen kurzen Augenblick lang war Tincup neugierig: Was in Gottes Namen konnte eine Hure aus dem Grenzland noch widerlich finden? Dann kehrte sein Geschäftssinn zurück.
    »Haben sie bezahlt?«
    »Nein.«
    Er packte sie an der Kehle. »Was für eine Hure bist du eigentlich?«
    Sie schlug seine Hand beiseite. »Nicht mehr deine. Nicht mehr. Und die Kleine auch nicht.«
    Tincup schüttelte den Kopf. »Vielleicht solltest du noch mal drüber nachdenken.«
    »Denk über deinen winzigen Schwanz nach, Motherfucker.« Tincup trat einen Schritt zurück, als das heiße, muskulöse Fleisch der großen nackten Frau näher auf ihn zukam. Trotz seines ausdrücklichen Verbots hielt sie ein Handy in der Hand, das sie ihm nun vors Gesicht hielt. »Sieh dir das an.«
    Er sah eine ganze Reihe Fotos, die seine verstorbene Frau Holly tot in einem der Bungalows, neben einem flachen Grab in der Wüste und schließlich verscharrt und von einem Steinhaufen bedeckt zeigten.
    Tincup sah der Hure ins Gesicht. »Was zum Teufel geht hier vor?«
    »Du wirst bezahlen, du Bastard. Und zwar ordentlich, sonst werd ich deinen beschissenen Arsch in die Todeszelle twittern.«
    Damit drehte sie sich um, nahm das Mädchen wieder an der Hand und stolzierte mit wiegenden Hüften davon. Neben ihr wirkte das Kind wie ein Strich in der Landschaft.
    Tincup wurde schwindelig. Er ließ sich auf einen Stuhl auf der Veranda fallen, saß eine Weile lang nur da und betrachtete das verblasste, heruntergekommene Milky-Way-Schild. Dann ging er in den Bungalow, hob das Telefon auf, versuchte es noch einmal bei Drum und erreichte wieder nur den Anrufbeantworter.
    Nachdem er seine Sachen zusammengesucht hatte, schaffte es Tincup irgendwie, in seinen schwarzen Anzug und ein verknittertes weißes Hemd zu schlüpfen. Er fuhr sich durchs Haar, holte die Autoschlüssel und ging zu dem alten Eldorado – der ehemals rote Lack war rostbraun, die schimmeligen Sitzpolster zerrissen –, der im spärlichen Schatten des Motelschilds stand.
    Tincup ließ den Motor an. In einer Staub- und Abgaswolke raste er in Richtung Straße.
    Gott sei Dank war es nur eine kurze Fahrt. In zehn Minuten war er bereits an den windschiefen Gebäuden und dem allgemeinen Verfall vorbeigeprescht und hielt vor Drums Haus. Der Streifenwagen des

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