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Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarzes Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Wilde , Roger Smith
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gab. Alles war vorherbestimmt, Teil eines großen, unbegreiflichen Ziels.
    »Schätzchen, planen kann jeder Trottel. Aber improvisieren – dazu braucht es ein Genie«, hatte seine Mama immer gesagt.
    Daher wandte sich Junior an Della, als Tincup mit verkniffener Miene an ihnen vorbei auf das Milky Way zuraste: »Du bringst doch gerne Leute um, oder?«
    »Ja, kann man schon sagen.«
    »Dann wollen wir jetzt mal jemanden umbringen.«
    Er ließ sich von ihr zum Chevy zurückhelfen und lotste sie zum Milky Way hinüber.
    Wie überaus elegant sich alles entwickelte. Bevor Junior den Sohn des Gesetzeshüters entführen würde, der ihn einst bezwungen hatte, bevor er sich mit dem Ding anlegte, das der Junge seine Tante nannte, konnte er Della auf die Probe stellen. Mal sehen, ob sie von echtem Schrot und Korn war – ein weiterer Spruch seiner Mutter. Bei dem sirupdicken Bauernakzent, mit dem sie ihn vorgetragen hatte, hatte er immer gelacht und gelacht und gelacht.
    Mit zitternden Händen warf Tincup Kleidung in eine Tasche. Er nahm das Gemälde mit der Geburt Christi von der Wand, öffnete den Safe dahinter und entnahm ihm ein dünnes Geldscheinbündel. Kein Vermögen, aber immerhin genug, um sich eine Zeit lang im verkommenen Sumpf des südlichen Nachbarlandes über Wasser zu halten.
    Wenn Skye Martindale – oder was immer sie war – den gewaltigen Goliath namens Drum hatte bezwingen können, würde Tincup auf keinen Fall so lange abwarten, bis er als Nächster auf ihrer Speisekarte landete.
    »Wo willst du hin?«, fragte Marisol. Sie stand in einem rosafarbenen Bademantel im Türrahmen.
    Ohne zu antworten, zog er den Reißverschluss der Tasche zu, drängte sich an ihr vorbei und ging auf den Eldorado zu, der neben dem leeren Pool stand.
    »Hey, Motherfucker!« Sie rannte ihm hinterher und packte ihn am Ellbogen.
    Beim Umdrehen holte Tincup aus und landete eine schöne Linke – genau so, wie sie es ihm damals in der Jugendstrafanstalt im Boxunterricht beigebracht hatten, lange bevor er im Zelt eines Wanderpredigers zu Gott gefunden hatte. Eine Linke, die die dicke Hure genau auf das Kinn traf und ihren Hintern auf die Bretter schickte.
    Er verstaute die Tasche im Kofferraum und wollte gerade die Wagentür öffnen, als ein Chevrolet herangebraust kam, unter dem Milky-Way-Schild stehen blieb und ihm den Weg versperrte. Eine blonde Frau war am Steuer, neben ihr saß ein junger Mann mit Käppi und Sonnenbrille.
    »Wir haben geschlossen«, sagte Tincup und wartete darauf, dass der Chevy zurückstieß.
    Was er nicht tat. Der Mann stieg aus dem Auto und ging mit so vorsichtigen Schritten auf ihn zu, als hätte er soeben einen Autounfall überlebt.
    »Reverend, erkennst du einen alten Freund nicht mehr?«
    Der Mann nahm das Käppi ab, warf es ins Auto zurück, löste den Pferdeschwanz und schüttelte das Haar, bis es ihm über die Schultern fiel. Dann setzte er die Sonnenbrille ab und richtete diese unvergesslichen Augen auf den Priester.
    Tincup, der gerade die Hand am Türgriff des Eldorado hatte, dachte sofort, dass ihm bei dem schrecklichen Anblick in Drums Haus einige Sicherungen durchgebrannt waren, denn – Gott stehe ihm bei – der Mann, der vor ihm Gestalt annahm, hätte doch für alle Ewigkeit in einer festungsartigen Klinik für kriminelle Geisteskranke weggesperrt sein sollen.
    »Junior?«, sagte Tincup.
    »Wie er leibt und lebt.«
    Junior Cotton kam mit unsicheren Schritten auf ihn zu. Ein Lächeln zeichnete sich auf seinem bärtigen Gesicht ab. Tincup wich zum Wagen zurück und hob unterwürfig die Hände.
    »Ich hatte damit nichts zu tun, Junior. Das ist alles Martindales Schuld.«
    »Das Gegenteil habe ich auch keineswegs behauptet, Reverend.« Junior wandte sich dem blonden Mädchen zu. »Tu es, Della. Jetzt.«
    »Cool«, sagte das Mädchen und trat auf Tincup zu. Ihr Arm hob sich, etwas blitzte in der Sonne, dann spürte Tincup, wie sich eine Klinge unterhalb der Kehle in sein Fleisch bohrte und nach unten wanderte, bis sie gegen die Gürtelschnalle stieß.
    Tincups weißes Hemd färbte sich rot und platzte auf. Seine Eingeweide, die nun nicht mehr von Haut und Fleisch zurückgehalten wurden, quollen heraus. Verzweifelt versuchte er, die Organe in seinen Körper zurückzuschieben. Er drehte sich um und wollte nach Marisol rufen, doch etwas Warmes und Salziges füllte seinen Mund.
    Er taumelte vom Cadillac weg. Seltsamerweise sah er alles mit ungewohnter Schärfe, erkannte jede Spalte im rissigen Asphalt um

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