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Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Schwarzes Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarzes Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Wilde , Roger Smith
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Sie zufällig den Namen dieses Fahrgasts?«
    »Allerdings. Darf ich annehmen, dass Sie mit ihr verwandt sind?«
    »Skye Martindale?«
    »Ganz genau, Sir. Das ist korrekt.«
    »Wie weit war der Bus von der Stadt entfernt?«
    »Er hat ungefähr auf halber Strecke angehalten.«
    Als Gene auflegte, saß er bereits im Streifenwagen und raste in die Stadt. Per Funkgerät nahm er Verbindung zu Darlene in der Zentrale auf.
    »Mein Sohn Timmy wurde vom Sportplatz der Schule entführt. Die Verdächtige ist gefährlich. Alle Einheiten in höchste Alarmbereitschaft.«
    »10-4. Der Name der Verdächtigen?«
    »Skye Martindale.«
    »10-9, Einheit zwei.« Das bedeutete, dass er es noch einmal wiederholen sollte.
    »Du hast mich schon verstanden.«
    Ein Rauschen. »Ähem, ist das nicht deine Schwester, Gene?« In ihrer Verwirrung vergaß Darlene alle Funkdisziplin.
    »Gottverdammt, Darlene. Ja, das ist meine Schwester. Und jetzt komm in die Gänge.«
    Gene hielt neben dem Fußballplatz an, nahm die Remington aus der Halterung unter dem Armaturenbrett und rannte auf die Lehrerin und die Schüler zu, die sich um sie gedrängt hatten und ihn neugierig anstarrten.

50
    Der kleine Scheißer lag bewusstlos im Kofferraum des Chevrolets. Junior Cotton hatte sich den Schirm des Käppis über die Augen gezogen, den Kopf gegen das Seitenfenster gelehnt und tat so, als würde er schlafen. Della fuhr in das Zwielicht. Der Himmel hatte die Farbe eines verblassenden Blutergusses.
    Das war nicht gerade Junior Cottons Lieblingstageszeit. In der Dämmerung wurde er regelmäßig von alten Erinnerungen heimgesucht.
    Die blaue Stunde, so hatte seine Mutter die Zeit zwischen Sonnenuntergang und Einbruch der Nacht genannt. Wenn sie in einem Motel abstiegen, war sie regelmäßig zu dieser Stunde auf den Balkon getreten. Waren sie im Auto unterwegs, hatte sie angehalten und war ausgestiegen, um ungestört zu beobachten, wie sich die Welt in einen Mantel aus Dunkelheit hüllte.
    Junior sah deutlich vor sich, wie sie an ihrem letzten gemeinsamen Abend mit dem Rücken zu ihm neben einem Maisfeld gestanden hatte. Er hatte aus dem Auto heraus beobachtet, wie sie sich mit um den Körper geschlungenen Armen sanft hin und her gewiegt hatte, als würde sie tanzen. Über dem Flüstern der Maispflanzen in der leichten Brise und dem Zirpen der nächtlichen Fauna hatte er sie leise summen gehört.
    Dann hatte sie sich zu ihm umgedreht und gewinkt, und obwohl ihr Gesicht im Schatten lag, wusste er, dass sie lächelte. Sie öffnete die Wagentür, und ihre strahlend weißen Zähne glänzten im Licht der Innenbeleuchtung, während sie auf den Fahrersitz glitt und das Kleid unter sich glatt strich. Sie streckte die Arme aus, umarmte ihn und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
    Kichernd legte sie eine Hand auf die Lippen. »Junior, dein Bart kratzt ja wie ein Käsehobel. Oh, wo ist nur mein kleiner Junge hin?«
    Junior lachte ebenfalls. Er wurde bald vierzehn, war bereits im Stimmbruch, und sein Körper erlebte einen Wachstumsschub nach dem anderen – seine Hemdsärmel reichten nicht einmal mehr über seine dünnen Handgelenke, und seine Fußknöchel lugten unter der gebügelten Jeans hervor.
    Mama schloss die Wagentür, und das Licht ging aus. Sie zündete sich eine Zigarette an. Der vertraute Geruch ihrer Virginia Slims erfüllte das Auto. Seit seiner Kindheit waren Aschenbecher voller Kippen, an deren Filter Lippenstift klebte, ein vertrauter Anblick.
    Sie ließ den Motor an und fuhr wieder auf die kleine Nebenstraße, die zwei unbedeutende Käffer miteinander verband. Die gelben Scheinwerfer leuchteten in die leere Nacht.
    Mit reiner, voller Stimme, die von einem Päckchen Zigaretten pro Tag nur leicht angeraut war, sang sie den alten Sinatra-Song »In The Blue of Evening«. Sie hatte die Stimme einer Nachtclubsängerin.
    Junior döste und wachte erst in allerletzter Sekunde, direkt vor dem Aufprall, wieder auf. Er hörte den heulenden Motor des Pick-ups, der ohne Licht aus einem Schotterweg geschossen kam und in einer Explosion aus Glas und kreischendem Metall frontal mit Mamas Tür kollidierte. Das Auto überschlug sich. Mama, die nie einen Sicherheitsgurt anlegte – diese Dinger haben Männer erfunden, die keine Ahnung von der weiblichen Anatomie haben –, wurde durch die Windschutzscheibe geschleudert. Die Wucht des Aufpralls zog ihr buchstäblich die Schuhe aus.
    Junior war benommen, aber noch bei Bewusstsein. Er hing kopfüber in seinem Sicherheitsgurt. Außer dem

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