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Schwarzes Blut

Schwarzes Blut

Titel: Schwarzes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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würde ich höchstpersönlich zur Polizei gehen und ihr von seiner Snuff-Film-Sammlung erzählen. Die sind nämlich verboten, mußt du wissen. Ach Quatsch: Natürlich weißt du das! Du bist doch beim FBI. Tut mir leid, habe ich total vergessen, wo du hier sitzt, so jung und überhaupt. Na ja, also Eddie hat den Schwanz eingekniffen, weil er seinen Job nicht verlieren wollte. Mein Gott, der Kerl war wie geschaffen dafür, mit Toten zu arbeiten. Es kam einem vor, als wären es seine Barbiepüppchen.«
»Vorhin hast du mal gesagt, er war in die Leiche verknallt, die gestohlen wurde. Wie hast du das gemeint?«
»Er hat immer damit rumgemacht.«
»Was genau hat er denn damit angestellt?«
»Weiß ich nicht. Er hat sie einfach ständig rausgeholt.«
»Hat ihm denn nie einer gesagt, er soll damit aufhören?«
Sally prustet los. »Nee! Die Leiche hat sich nie bei ihm beschwert.«
Ich brauche eine Weile, um das hier alles zu verdauen. Mit den Überresten von Yaksha rummachen, das könnte bedeuten, mit seinem Blut rummachen. Ob das Blut eines toten Vampirs einen lebenden Vampir erschaffen konnte? Ich wußte es nicht.
»Hat er Heather nie wieder belästigt?« frage ich.
»Nein.«
»Hat er sich irgendwie an dir gerächt, weil du ihm in die Parade gefahren bist?«
Sally gerät ins Stocken. »Genau weiß ich es nicht, aber ich hatte eine alte Katze, Sibyl. Sie war seit ihrer Geburt bei mir, und ich hatte sie total gern. Zwei Tage nach meinem Gespräch mit Eddie lag sie tot bei mir im Hof.«
»Wie ist sie gestorben?«
»Weiß nicht. Verletzungen hatte sie keine. Ich hab’ sie auch nicht wegen einer Autopsie zum Tierarzt gebracht.« Sally fröstelt. »Davon habe ich hier ja genug. Verstehst du?«
»Ja. Tut mir leid wegen deiner Katze. Eine Sache noch: Hat Eddie giftgrüne Augen, knochige Hände und ein pockennarbiges Gesicht?«
Sally nickt. »Das ist er. Hat er jemanden umgebracht?«
Ich stehe auf. Ich habe meinen Mann gefunden. Erleichterung allerdings kann ich darüber keine verspüren. Er ist schlimmer, als ich befürchtet hatte.
»Ja«, sage ich. »Er dreht jetzt seine eigenen Snuff-Filme.«
    5.
KAPITEL
    Wir sind die einzigen, die am Ende des Water Cove Piers sitzen, dort, wo damals Slim und seine Leute mit ihren Knarren und unzerbrechlichen Handschellen anrückten. Für die meisten Leute ist es zu kalt, um sich draußen hinzusetzen, aber wir beide haben uns gut eingemummelt. Wir essen Fisch und Pommes und geben den Vögeln etwas davon ab. Die Sonne strahlt hell und wird vom glatten Wasser reflektiert. In der eisigen Luft liegt schwerer Salzgeruch. Ich trage eine Sonnenbrille und eine Mütze. Mützen gefallen mir, rote und schwarze.
    Als ich das Meer zum erstenmal überhaupt sah, war ich schon ein Vampir. Ich weiß also nicht, wie es für einen Menschen aussieht. Die ganzen Fische, die Algen und die Muscheln: Ich kann sie sogar in trübem Wasser erkennen. Für mich ist der Ozean ein riesiges Aquarium, in dem es nur so wimmelt vor Leben, vor Essen. Wenn ich totalen Durst hatte, habe ich auch schon das Blut von Fischen getrunken, sogar das von Haien. Einmal, im siebzehnten Jahrhundert, habe ich an der Küste, die heute Big Sur heißt, sogar einen gewaltigen weißen Hai getötet. Allerdings nicht aus Hunger. Das Ding wollte mir die Beine abbeißen.
    Das läßt mich an Yaksha denken, der keine Beine mehr hat.
Und ich stelle mir die unmögliche Frage:
Kann es sein, daß er wirklich noch lebt?
Joel hält die Unterlagen mit Details über Eddie Fender in der Hand, die er
    vom Beamten im Leichenschauhaus erhalten hat. In ein paar Minuten werde ich ihm die Unterlagen abnehmen. Erst mal aber möchte ich mit ihm reden, damit er nicht weiterredet. Ganz ehrlich: Ich will ihn nicht töten. Mir ist klar, daß er ein guter Mann ist. Mehr am Wohl der Menschheit interessiert als an seinem persönlichen Erfolg. Aber wenn er die Klappe halten soll, muß ich ihm noch mehr über den Feind und über mich erzählen. Und danach muß ich ihn erst recht umbringen. Paradox. Wie das Leben. Gott hat es so gemacht. Ich glaube, einmal bin ich ihm begegnet. Er hatte nur Unsinn im Sinn.
    Ich werde Sachen erzählen, die ich einem Menschen nicht erzählen sollte. Weil ich verletzt bin, habe ich meine eigene Sterblichkeit vor Augen, und das läßt mich leichtsinnig werden.
    »Bist du oft hier?« fragt Joel und meint dabei Water Cove, dreißig Kilometer südlich von Mayfair. »Oder lieber unten in Seaside?«
»Nein.« Wie ein Schatten legt sich meine Schwäche

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