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Schwarzes Blut

Schwarzes Blut

Titel: Schwarzes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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wir mal, was wir dort von der Polizei erfahren. Vielleicht erzähle ich dir dann mehr.«
»Ich muß erst das FBI hier im Ort benachrichtigen, damit sie der Polizei mitteilen, daß ich komme. Sie legen mir nicht einfach die Akten aufs Silbertablett, wenn ich zur Tür reinspaziere.«
Ich reiche ihm mein Handy. »Benachrichtige, wen du benachrichtigen mußt, Joel.«
    Die Informationen, die wir von der Polizei in Mayfair erhalten, sind dürftig. Und doch sind sie entscheidend. Während ich im Wagen bleibe und die Unterhaltung belausche, die drinnen in der Wache stattfindet, erfährt Joel, daß nach der Explosion in meinem Haus wirklich eine Leiche gefunden wurde und nicht bloß Fleischreste, wie ich es erwartet hatte. Das gibt mir Rätsel auf. Wie konnte Yakshas Körper die Wucht der Explosion überstehen? Natürlich besaß er mehr Macht als irgendein anderes Lebewesen auf diesem Planeten, aber mehrere Kisten Dynamit müssen auch für ihn eine tödlich endgültige Sache gewesen sein. Von der Polizei erfährt Joel, daß die Leiche in ein Leichenschauhaus in Seaside gebracht worden ist, etwas mehr als hundert Kilometer südlich von Mayfair. Der Stadt also, in der ich gegen Slim und seine Gefährten gekämpft habe, die Yaksha auf mich losgeschickt hatte.
    »Bitte! Ich will nicht sterben!«
»Dann hättest du nie geboren werden dürfen.«
Slims Blut war bitter gewesen, so wie sein Ende. Sei’s drum.
Joel kehrt zum Wagen zurück, und ich biete ihm jede Gelegenheit, mich über
    das, was die Polizei ihm erzählt hat, zu belügen. Statt dessen schenkt er mir reinen Wein ein.
    »Wir fahren nach Seaside«, sage ich und reiche ihm erneut mein Handy. »Sag ihnen, wir sind unterwegs.«
»Wie hieß dein Freund, der hier ums Leben gekommen ist?«
»Yaksha.«
»Was ist das denn für ein Name?«
»Sanskrit.« Ich schaue ihn an. »Es ist der Name für ein dämonisches Wesen.«
Er ruft im Leichenschauhaus an Seaside an. »Nette Gesellschaft hast du dir da ausgesucht.«
Ich kann nicht anders, ich muß ihm einfach zuzwinkern: »Deine Gesellschaft finde ich von Moment zu Moment netter.«
Joel ist eine große Nummer beim FBI. Die Leute im Leichenschauhaus sind überglücklich, ihm das zeigen zu dürfen, was sie auf Eis liegen haben. Die Sache hat bloß einen winzig kleinen Haken. Als wir reinkommen – diesmal gehe ich mit Joel zusammen rein –, fehlt genau die Leiche, nach der wir Ausschau halten. Joel ist irritiert. Mir wird schwindlig. Lebt Yaksha noch? Hat er das Monster erschaffen, das mich angegriffen hat? Wenn dem so ist, sind wir alle verloren. Seymour mag ja alles Vertrauen dieser Welt in mich setzen, aber ich habe keine Chance, meinen eigenen Schöpfer aufzuhalten, wenn er von dem Vorhaben beseelt ist, unser schwarzes Blut zu verbreiten. Aber das ergibt alles keinen Sinn. Yaksha freute sich auf sein Ende, weil er die Gebote Gottes befolgt hatte.
»Was soll das heißen: Sie ist weg?« fragt Joel. »Was ist mit ihr geschehen?«
Der für die Aufbewahrung zuständige Beamte gerät ins Zittern, als Joel ihm diese Frage stellt. Er wirkt wie der Typ Junge, der gerade mit den Fingern im Honigtopf erwischt worden ist. Nur daß seine Finger so aussehen, als hätte er sie die letzten zwanzig Jahre über jeden Morgen in Formaldehyd getunkt. Seine großen Ohren erwecken den Eindruck, als sickere das Gelbsuchtvirus aus ihnen heraus. Okay, ich bin ein Vampir, aber selbst ich kann nicht verstehen, wie jemand im Leichenschauhaus Tag für Tag mit Toten zu tun haben möchte, selbst wenn es frische Leichen voll leckerem Blut sind. Bestattungsunternehmer sind noch seltsamere Gestalten. Ich habe mal einen von ihnen bei lebendigem Leib begraben – in Frankreich, nach dem Zweiten Weltkrieg –, und zwar in seinem allerteuersten Sarg. Er beging den Fehler zu behaupten, alle Amerikaner seien Schweine, und das ging mir auf die Nerven. Er zappelte dann übrigens selbst wie ein Schwein, als ich ihn mit Erde zuschaufelte. Ein kleines Späßchen ab und zu gefällt mir schon ganz gut.
»Genau können wir es nicht sagen«, gibt der Beamte zurück. »Wir gehen aber davon aus, daß sie gestohlen worden ist.«
»Das ist ja ganz prima«, knurrt Joel. »Wie lange war die Leiche denn hier, bevor sie verschwunden ist?«
»Eine Woche.«
»Verzeihung«, schalte ich mich ein, »ich bin Kommissarin Perne und Experte für gerichtsmedizinisches Beweismaterial. Sind Sie absolut sicher, daß die Leiche, von der wir hier reden, tatsächlich eine Leiche war? Ich meine, war sie

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