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Schwarzes Blut

Schwarzes Blut

Titel: Schwarzes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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über mich. Wenn ich nicht sehr bald trinke, und zwar reichlich, werde ich nicht in der Verfassung sein, heute abend nach Los Angeles zu fahren. »Warum fragst du?«
»Mir fiel bloß gerade ein, daß du mir erzählt hast, wie dein Haus vor sechs Wochen in die Luft geflogen ist. Merkwürdigerweise gab es zur selben Zeit in Seaside eine Reihe von brutalen Morden. Wenn ich mich recht erinnere, geschahen sie einen Tag, bevor du dein Haus verloren hast.«
»Du erinnerst dich recht.«
Er wartet, daß ich näher darauf eingehe. Das tue ich jedoch nicht. »Hattest du und dein Freund auch mit diesen Morden hier zu tun?« fragt er schließlich.
Durch meine dunklen Gläser hindurch fasse ich ihn ins Auge. »Warum fragst du?«
»Einer der Leute, die in der Tankstelle in Seaside umkamen, war eine Frau. Jemand außergewöhnlich Starkes hat ihr den Schädel aufgebrochen. Der Beamte im Leichenschauhaus hat mir davon berichtet. Er meinte, da müsse ein Monster am Werk gewesen sein.« Er hält inne. Dann fährt er fort: »Die Umstände ihres Todes erinnern mich daran, was in Los Angeles passiert ist.«
Ich strecke einem Vogel eine Pommes frites entgegen. Im allgemeinen mögen mich Tiere, es sei denn, ich mache gerade Jagd auf sie. »Glaubst du, ich bin ein Monster, Joel?«
»Du kannst meine Fragen nicht ständig mit Gegenfragen beantworten.«
»Aber eine Frage führt immer zur nächsten Frage.« Ich zucke mit den Schultern. »Ich will hier nicht mein Leben mit dir durchdiskutieren.«
»Warst du dabei, als diese Leute in Seaside ums Leben gekommen sind?«
Einen Moment lang zögere ich. »Ja.«
Er holt tief Luft. »Hat dein Freund diese Frau getötet?«
Eine weiße Taube pickt sich mein Kartoffelstäbchen. Ich wische mir die Hand am Rock ab. »Nein. Mein Freund hat diese Frau losgeschickt, um mich zu töten.«
»Ein feiner Freund.«
»Er hatte seine Gründe.«
Joel seufzt. »Mit dir komme ich nicht weiter. Sag mir, was du mir sagen willst, und wir bringen die Sache hinter uns.«
»Unser Mann heißt Eddie Fender.«
»Das kannst du nicht mit letzter Sicherheit wissen.«
»Und ob. Für mich ist das sonnenklar. Die andere Sache ist die: Ich mag dich, und ich will nicht, daß dir etwas zustößt. Du mußt Eddie mir überlassen.«
Er schnalzt mit der Zunge. »Natürlich. Vielen Dank, Alisa, aber ich kann allein auf mich aufpassen.«
Ich nehme ihn am Arm und schaue ihn durchdringend an. »Du hast keine Ahnung, womit du es hier zu tun hast. Du hast keine Ahnung, wer ich bin.« Ich lasse die Fingerspitzen über seine Ärmel gleiten. Ich fasse ihn an der Hand. Obwohl ich mich schwach fühle, stimuliert mich seine Nähe. Mein Blick schwächt ihn, ohne daß ich es darauf angelegt hätte. Lieber küsse ich ihn, als ihn zu töten. Dann muß ich wieder an Ray denken, den ich liebe. Bald wird er aufwachen. Die Sonne steht fast am Horizont. Ihr orangefarbenes Licht schimmert auf Joels Gesicht, als säße er in einem trostlosen Fegefeuer, in dem das Urteil über Verdammte und Errettete bereits vor fünftausend Jahren gefällt worden ist. Er sitzt so nahe bei mir, aber allzuweit kann ich ihn nicht in meiner Welt willkommen heißen, ohne dabei seine zu verschlingen, wie ich es bei Rays getan habe. Doch ich muß ihm wenigstens einen Schrecken einjagen, und zwar einen gewaltigen. Ich füge hinzu: »Ich war es, der diese Frau umgebracht hat.«
Er setzt ein nervöses Lächeln auf. »Na klar. Und wie hast du’s gemacht? Vielleicht mit bloßen Händen?«
Wieder nehme ich seine Hand. »Ja.«
»Dann mußt du sehr stark sein.«
»Ja.«
»Alisa.«
»Sita. Ich heiße Sita.«
»Warum nennst du dich dann Alisa?«
Ich zucke mit den Schultern. »Ist eben ein Name. Nur die Leute, die ich mag, nennen mich Sita.«
»Und wie soll ich dich nennen?«
Ein trauriges Lächeln überzieht mein Gesicht. »Wie möchtest du denn eine Mörderin nennen?«
Er zieht die Hand von mir zurück und starrt eine Weile auf das Meer. »Wenn ich mit dir rede, habe ich manchmal den Eindruck, als hätte ich eine Geistesgestörte vor mir. Nur kriegst du eben doch alles zu sehr auf die Reihe, als daß du nicht alle Tassen im Schrank hättest.«
»Danke.«
»Das hast du gerade nicht ernst gemeint mit dem Mord an der Frau, oder?«
Meine Stimme klingt gedämpft. »Passiert ist es an der Ecke Fryer und Tads. Die Frau wurde auf dem Boden der Damentoilette gefunden. Ihr Gehirn lag daneben. Wie du schon sagtest: Ihre Schädeldecke war aufgebrochen, und zwar an der Vorderseite. Das kommt daher, weil ich sie

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