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Schwarzes Blut

Schwarzes Blut

Titel: Schwarzes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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Bescheid wußte.
    »Bevor Sie nach Mayfair gezogen sind«, hatte er gesagt, »haben Sie in Los Angeles gelebt – in Beverly Hills, um genau zu sein –, Grove Street 256. Ihr Heim war eine Tausend-Quadratmeter-Villa mit zwei Swimmingpools, einem Tennisplatz, einer Sauna und einer kleinen Sternwarte. Der geschätzte Wert beläuft sich auf sechseinhalb Millionen. Bis zum heutigen Tag sind Sie die Besitzerin dieses Anwesens, Miß Perne.«
    Was Riley alles darüber wußte, beeindruckte mich in der Tat. Und es war einer der Gründe, warum ich ihn tötete. Zu eben diesem Wohnsitz fahren wir jetzt. Was Mister Riley nicht erwähnte, ist der tiefe Keller des Hauses. Dort habe ich mir ein Waffenlager angelegt: Uzis, Granatwerfer, hochleistungsfähige, lasergesteuerte Präzisionsgewehre, Schalldämpferpistolen Kaliber 10: nettes Spielzeug, das man sich problemlos auf jedem Schwarzmarkt im Mittleren Osten besorgen kann. Während ich mein Auto belade, komme ich mir vor wie Rambo. Der muß ja wohl auch in einem früheren Leben mal Vampir gewesen sein. Toll, wie der Kerl den Leuten das Genick gebrochen hat. Perplex schaut Ray zu, wie ich die Waffen stapele.
    »Weißt du, daß ich noch nie einen Schuß abgefeuert habe?« sagt er.
    Das bereitet mir Sorgen. Nur weil er ein Vampir ist, muß er nicht zwangsläufig auch ein Meisterschütze sein, obwohl er mit ein paar Lektionen schnell einer werden könnte. Ich selbst habe Erfahrung mit allen Waffen, die ich besitze. Und zwar in der Form, daß ich jede bis an ihre Leistungsgrenze nutze.
    »Schieß dir einfach nicht in den Fuß«, erwidere ich.
»Ich dachte, du sagst jetzt: Schieße einfach nicht auf mich.«
»Das auch nicht«, antworte ich mit einem beklommenen Gefühl im Bauch. Auf Bewerbungsschreiben und Lebenslauf von Edward Fender steht als
    ständiger Wohnsitz nur die Adresse seiner Mutter. Ich bin überzeugt, daß dies eine heiße Spur ist. Das Haus von Mrs. Fender liegt nur sechs Kilometer vom Kolosseum in Inglewood, einem Vorort von Los Angeles. Um Viertel nach neun halten wir vor ihrer Wohnung. Ich lasse das Wagenfenster herunter und bitte Ray, ruhig zu bleiben. Dann lausche ich angestrengt, was im Inneren des Hauses vorgeht. Im Fernsehen läuft ›Glücksrad‹. Eine ältere Dame sitzt auf einem Schaukelstuhl und liest eine Zeitschrift. Sie hat schwache Lungen und einen leicht trockenen Husten. Ein Vorderfenster am Haus ist halb geöffnet. Im Inneren ist es staubig und feucht. Es riecht krank und nach menschlichen Schlangen. Vor kurzem hat sich ein Vampir im Haus aufgehalten, ist jetzt aber nicht mehr dort. Ich bin jetzt vollkommen von der Identität des Monsters überzeugt, dem ich auf der Spur bin.
    »Er war hier. Vor noch nicht einmal zwei Stunden«, flüstere ich Ray zu. »Ist er in der Nähe?«
»Nein. Kann sich aber jeden Moment ändern. Er ist mindestens doppelt so
    schnell wie ich. Ich will alleine mit der Frau sprechen. Stell du den Wagen außer Sichtweite ab. Wenn jemand zum Haus geht, versuche erst gar nicht, mich zu warnen. Fahr einfach weg. Ich kriege es schon mit, wenn einer kommt. Ich kümmer’ mich dann um ihn. Verstanden?«
    Ray ist amüsiert. »Bin ich hier in der Armee oder was? Abteilung Befehlsempfänger?«
Ich nehme seine Hand. »Ernsthaft, Ray. In dieser Situation hier kannst du mir nicht helfen. Du kannst mir nur weh tun.« Ich lasse ihn wieder los und verstaue einen kleinen Revolver in meiner Manteltasche. »Ich brauche ihm bloß ein paar Kugeln ins Gehirn zu pusten, und er wird nie wieder irgendwelche Vampire erschaffen. Dann können wir uns um die anderen kümmern. Ein reines Zuckerschlecken.«
»Magst du Zucker, Sita?«
Ich muß lächeln. »Na klar doch. Vor allem auf ‘ner Torte.«
»Du hast mir noch gar nicht erzählt, wann du Geburtstag hast.«
Ich beuge mich vor zu ihm und drücke ihm einen Kuß auf. »An dem Tag, an dem wir beide uns begegnet sind. An dem Tag bin ich neu geboren worden.«
Jetzt küßt er mich und legt die Arme um mich. »Ich mache dir keine Vorwürfe.«
Ich nicke, nehme es ihm aber nicht ganz ab. »Ich weiß.«
Unmittelbar nachdem ich klopfe, kommt die Frau an die Türe. Sie bleibt hinter der dünnen Fliegentür stehen. Sie hat weiße Haare und sieht aus wie ein Wrack. An den Händen hat sie Arthritis; ihre Finger krallen sich in die Luft wie die Klauen hungriger Ratten. Sie hat stumpfe, graue Augen, die aussehen, als hätte die Frau jahrzehntelang vor dem Schwarzweißfernseher gehangen. Der Bademantel, den sie trägt, ist

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