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Schwarzes Blut

Schwarzes Blut

Titel: Schwarzes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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hat er immer nur die Wahrheit gesagt. Aber ich habe nie mit ihm darüber gesprochen. Ich habe überhaupt kaum mit ihm gesprochen.«
»Wenn es die Wiedergeburt wirklich gibt, was ist dann mit uns? Entwickeln wir uns zu einem Gott? Oder bleiben wir hängen, weil wir Angst vor dem Tod haben?«
»Diese Fragen habe ich mir auch schon oft gestellt. Aber ich habe nie eine Antwort darauf gefunden.«
»Kannst du nicht wenigstens die zweite beantworten?«
»Welche denn?« frage ich zurück.
»Ob du Angst hast?«
Ich beuge mich hin zu ihm und nehme seine Hand. »Ich selbst fürchte mich nicht vor dem Sterben.«
»Aber den Tod überhaupt zu fürchten, ist das nicht das gleiche? Wenn du Krishna glaubst, mußt du doch davon überzeugt sein, daß es gar keinen Tod gibt.«
Ich zwinge mir ein Lächeln ab. »Heute abend sind wir ja ziemlich philosophisch.«
Er lächelt. »Mach dir keine Sorgen. Ich denke nicht an Selbstmord. Ich finde nur, wir müssen alles in seiner Gesamtheit sehen.«
Ich drücke seine Hand und lasse sie dann wieder los. »Ich glaube, für Krishna war das ganze Leben nichts weiter als ein Film, der auf eine riesige Leinwand projiziert wurde. Ihn würde ganz sicher nichts in diesem Leben den Mut sinken lassen. Selbst als sich seine Gefährtin Radha in meiner Gewalt befand, hat ihn seine Heiterkeit nicht verlassen.«
Ray nickt. »So ein ruhiges Gemüt hätte ich auch gern.«
»Ja, ich auch.«
Er läßt seine Hand durch meine Haare gleiten. »Glaubst du, ich bin Rama?«
Ich muß Luft holen. Meine Augen werden feucht. Nur mit Mühe bringe ich meine Worte heraus: »Wie meinst du das?«
»Komm, das weißt du doch. Bin ich zu dir zurückgekehrt?«
Tränen schimmern in meinen Augen. Sie sind fünftausend Jahre alt, das wird mir plötzlich wieder fast schmerzlich bewußt. Nachdem Yaksha mich verwandelt hat, habe ich weder meinen Mann noch meine Tochter je wiedergesehen. Wie ich ihn dafür gehaßt habe! Und dann wieder: Wäre ich kein Vampir geworden, wäre ich Ray nicht begegnet. Seine Fragen lassen mich jedoch nur den Kopf schütteln.
»Ich weiß es nicht«, entgegne ich.
»Sita…«
»Als wir uns zum erstenmal begegnet sind«, falle ich ihm ins Wort, »kam es mir vor, als hätte mich Krishna zu dir gebracht.« Ich lege seine Hand an meine Wange. »Du fühlst dich an wie Rama. Du riechst wie er.«
Er beugt sich näher hin zu mir und küßt mich aufs Ohr. »Du bist toll.«
»Du bist wunderbar.«
Er wischt mir die Tränen ab. »Krishna wird immer in Blau gemalt. Du hast mir erklärt, daß darin eine Symbolik liegt. Daß er blau wie der weite Himmel ist – ungebunden. Aber ich träume manchmal von ihm, wenn du neben mir liegst. Und dann sind seine Augen immer blau, wie leuchtende Sterne.« Er macht eine Pause. »Hast du auch schon einmal so einen Traum gehabt?«
Ich nicke.
»Erzähl mir davon.«
»Später vielleicht.«
»Gut. Aber ist dein Mann nicht gestorben, bevor er Krishna begegnen konnte?«
»Das stimmt.«
»Also kann ich mich gar nicht an ein früheres Leben erinnern?«
»Ich weiß nicht. Wahrscheinlich nicht.«
Ray läßt ab von mir und lehnt sich im Sitz zurück. Er scheint enttäuscht zu sein. Beiläufig fügt er hinzu: »Von Blut träume ich nie. Du?«
Oft, denke ich. Vielleicht hatten wir früher, vor fünftausend Jahren, mehr gemeinsam. Doch ich lüge ihn an, obwohl ich es hasse, die zu belügen, die ich liebe. Und dabei habe ich mir wie ihm versprochen, damit aufzuhören.
»Nein«, antworte ich. »Nie.«
    Zwei Blocks vom Lagerhaus entfernt stellen wir den Wagen ab. Es ist ein graues, rechteckiges Gebäude, so groß wie ein Fußballplatz, so hoch wie ein Leuchtturm. Doch Licht strahlt das Gebäude nicht aus. Die Außenwände bestehen aus verrottendem Holz, modrigem Putz und Glasfronten, die so verdreckt sind wie die Grubenwände einer Kohlenmine. Der Zaun drum herum ist hoch und aus Stacheldraht – ein schöner Draht, um frische Leichen daran aufzuhängen. Die Bewohner drinnen haben jedoch feinere Manieren. Aber nicht viel feiner. Selbst aus dieser Entfernung rieche ich die verwesenden Körper, die sie dort drinnen übel zugerichtet haben. Mir wird klar, daß sowohl Polizei als auch FBI die jüngste Mordserie in Los Angeles ernsthaft unterschätzen. Auch der Geruch der Yakshini, der Schlangen von jenseits des schwarzen Gewölbes im Universum, entweicht aus dem Gebäude. Ich rechne mit etwa einem Dutzend Vampire im Inneren. Ist Eddie unter ihnen? Und wie viele seiner Gefährten sind noch auf der Straße

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