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Schwarzes Blut

Schwarzes Blut

Titel: Schwarzes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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keine Dämonen wie er selbst, aber sie schienen doch von jenseits der Welt zu kommen. Auch ich fühlte mich ihnen in diesem Moment zugehörig, und ich grübelte darüber, woher ich denn selbst stammte. Yaksha muß meine Gedanken erraten haben, denn er nickte mir zu, als sei der Zweck unseres Kommens nun erfüllt, und er geleitete mich wieder hoch an die Oberfläche. Ich kann mich noch gut entsinnen, wie die Sterne funkelten, als wir von dieser verlorenen Stadt wieder auftauchten. Seitdem haben die Sterne für mich immer einen ganz besonderen Glanz entwickelt, wenn ich mich in Wassernähe aufhielt.
    Mittlerweile sind die Wolken weitergezogen, und die Sterne leuchten klar. Nicht weit vom Wasser entfernt lege ich Yaksha auf den Rücken. Die Lichter von Los Angeles lassen die Konturen der Milchstraße ein wenig schwer erkennen. Wieviel nur hat die moderne Zivilisation verloren, als sie das Bewußtsein für die Milliarden von Sternen über ihr verlor! Leider ist heute abend auch mein Bewußtsein fest mit der Erde verbunden. Eddie hat nämlich Yaksha den Ölsack regelrecht ins Fleisch eingenäht. Die unsichtbaren Stifte zucken unter dem Stoff hin und her; vielleicht sind es aber auch Yakshas aufgespießte Muskeln, die sich zitternd bewegen. Wenn ich an die Qualen denke, die er erlitten haben muß, überkommt mich eine Welle von Übelkeit. Ich lege ihm meine Hand auf die Stirn, die noch immer eiskalt ist.
    »Yaksha«, sage ich.
    Er dreht den Kopf zur Seite. Sehnsuchtsvoll starren seine Augen aufs Wasser. Irgendwie weiß ich, daß er gerade – wie ich auch – an die verlorene Stadt denken muß. Dieser Moment damals war der letzte, den wir gemeinsam und vertraut miteinander verbracht haben: Dann erschien Krishna und setzte der Verbreitung der Vampire ein Ende, indem er Yaksha den Schwur abnahm, sie alle zu töten, um so selbst in der Gnade Krishnas sterben zu können.
    »Sita«, flüstert er matt.
»Es gibt bestimmt viele verborgene Städte unter dem Meer.«
»Gibt es.«
»Hast du sie gesehen?«
»Ja. Unter diesem Meer und auch unter den anderen.«
»Weißt du, wohin all die Menschen sind?« frage ich.
»Sie sind nirgendwohin. Die Zeit ist eine große Dimension. Ihre Zeit kam,
    ihre Zeit verstrich. So ist es eben.«
    Eine Zeitlang schweigen wir. Die kleinen Wellen klatschen auf den Sand wie ein Echo meines Atems. Eine Minute lang scheinen Echo und Atem völlig übereinzustimmen: Jedesmal wenn ich einatme, schiebt sich eine schaumige Welle den Sand hoch; jedesmal wenn ich ausatme, zieht sich das Wasser wieder zurück. Die letzten fünftausend Jahre über haben die Wellen hier diese Küste verändert, haben sie abgetragen, haben neue Buchten geformt. Wer sich nicht verändert hat, bin ich, jedenfalls nicht wirklich, obwohl ich doch die ganze Zeit über Luft in meine Lungen gesogen und wieder aus ihnen herausgestoßen habe. Das Meer und die Erde haben mehr Frieden erlebt als ich. Sie waren bereit, sich zu verändern, während ich mich der Veränderung widersetzt habe. Meine Zeit ist vergangen, und ich bin nicht mit ihr gegangen. Das ist es, was Yaksha mir sagen will.
    »Was ist passiert«, frage ich, »an dem Abend?«
    Ein Seufzer dringt über seine Lippen. In seiner Stimme schwingen tausend Empfindungen mit. »Als du zur Vordertür hinausgerannt bist, wollte ich unbedingt ans Fenster. Ich wollte eine bessere Sicht aufs Meer haben. Er erinnert mich nämlich an Krishna, und es sollte das letzte sein, was ich vor Augen hatte, bevor ich diese Welt verließ. Als dann die Bombe hochging, wurde ich aus dem Haus hinaus und in zwei Stücken in den Wald geschleudert. Als ich aufschlug, brannte ich lichterloh, und ich war fest davon überzeugt, nun zu sterben…« Er unterbricht sich.
    »Aber du bist nicht gestorben«, versetze ich.
»Nein. Ich bin in eine seltsame Leere hineingeglitten. Mir war, als triebe ich für ewig auf einer schwarzen Lagune dahin. Eine neue Eiszeit hätte hereinbrechen können. Mir war eiskalt; ich kam mir vor wie ein Eisberg, der grundlos in einem unterirdischen Raum hin und her treibt. Aber schließlich wurde ich mir wieder meines Körpers bewußt. Jemand rüttelte an mir, schlug mich. Erkennen konnte ich aber nach wie vor nichts, und ich war auch nicht bei vollem Bewußtsein. Aus einem schwarzen Himmel heraus drangen Stimmen zu mir. Einige von ihnen mögen meine eigene Stimme gewesen sein. Die anderen aber…, sie schienen mir so fremd.«
»Es war Eddie, der dir Fragen stellte.«
»Heißt er so?«
»Ja.«
»Er

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