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Schwarzes Blut

Schwarzes Blut

Titel: Schwarzes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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Kein Wunder eigentlich, daß es hier in der Gegend von
Zeit zu Zeit immer mal Unruhen gibt.
»Ja, nun schau doch mal einer an, was wir hier haben!« ruft Gary. »Bill, wann
hast du so ein Messer zuletzt bei einem Kinderchor gefunden?« Er tätschelt mir mit der flachen Seite der Klinge die Schulter. »Von wem hast du das denn,
Süße? Von deinem Zuhälter?«
»Um ehrlich zu sein«, erwidere ich, »habe ich das Messer hier einem
französischen Adelsmann aus dem Leib gezogen, der die Stirn hatte, meinen
Arsch zu betatschen, ohne mich vorher um Erlaubnis zu bitten.« Langsam
wende ich mich ihm näher zu und nehme seine Augen ins Visier. »Wie du
übrigens.«
Kommissar Bill nimmt Kommissar Gary das Messer ab, der meinen Blick
erwidert und damit rechnet, daß ich früher oder später weggucke. Da hätte er bei
einem Güterzug wohl mehr Glück. Vorsichtig bringe ich ein wenig Hitze in
meinen Blick und bemerke freudig, daß Gary heftig ins Schwitzen gerät. Er hat
noch immer seinen Dienstrevolver in der Hand, kann ihn aber kaum noch ruhig
halten.
»Du bist verhaftet«, murmelt er.
»Wie lautet die Anklage?«
Er schluckt. »Unerlaubter Waffenbesitz.«
Ich lasse kurz von Gary ab und blicke Bill an. »Verhaftest du mich auch?« Er ist unschlüssig. »Was machst du denn mit so einem Messer hier?« »Ich trage es zu meinem Schutz«, antworte ich.
Bill schaut Gary an. »Laß sie gehen. Wenn ich hier wohnen würde, hätte ich
auch ein Messer bei mir.«
»Vergißt du nicht dabei, daß es dasselbe Mädchen ist, das wir vor dem
Kolosseum getroffen haben?« fragt Gary gereizt. »Sie war in der Mordnacht da.
Jetzt ist sie hier, wo das Lagerhaus abgebrannt ist.« Mit der freien Hand holt er
seine Handschellen heraus. »Gib mir deine Hände, bitte.«
Ich tue, was er sagt. »Weil du so schön bitte gesagt hast.«
Er steckt den Revolver zurück ins Halfter und klatscht auf die Handschellen.
Erneut packt er mich am Arm und zieht mich gegen den Streifenwagen. »Du
hast das Recht, zu schweigen. Schweigst du nicht, kann alles, was du sagst, gegen dich verwendet werden. Du hast das Recht auf einen Anwalt, entweder
einen Anwalt deiner Wahl oder einem vom Gericht bestellten
Pflichtverteidiger…«
»Sekündchen mal«, unterbreche ich Gary, als er mir den Kopf gerade hinten
in den Streifenwagen hineindrängt.
»Was ist?« knurrt Gary.
Ich drehe mich Bill zu und fixiere seine Augen. »Ich will, daß Bill sich
hinsetzt und ein Nickerchen macht.«
»Hä?« macht Gary. Bill sagt gar nichts. Zu viele Donuts haben ihn leicht
empfänglich werden lassen, und er steht bereits in meinem Bann. Ich starre ihm
weiter in die Augen.
»Ich will, daß Bill sich hinsetzt und schläft«, sage ich. »Schlaf und vergiß,
Bill. Du bist mir nie begegnet. Du weißt nicht, was mit Gary geschehen ist. Er
ist einfach verschwunden heute abend. Es ist nicht deine Schuld.« Bill setzt sich hin und schließt die Augen wie ein kleiner Junge, den die
Mutter gerade gut zugedeckt hat. Dann schläft er ein. Sein Schnarchen versetzt
seinen Kollegen in Panik. Schnell zieht er wieder den Revolver und richtet ihn auf mich. Armer Gary. Mir ist klar, daß ich kein Vorzeigemodell für die Kampagne gegen Gewalt bin, aber diesen Kerl hätten sie nie mit echter
Munition aus der Polizeiakademie herauslassen dürfen.
»Was hast du mit ihm angestellt?« will er wissen.
Ich zucke mit den Schultern. »Was kann ich schon anstellen. Ich trage doch
Handschellen.« Um meine Hilflosigkeit zu verdeutlichen, halte ich ihm meine
zusammengeketteten Hände entgegen. Dann ziehe ich ein boshaftes Lächeln auf
– und reiße sie auseinander. Meine Handgelenke sind frei; die Reste der
Metallfesseln scheppern auf den Betonboden wie Münzen aus einer kaputten
Hosentasche. »Soll ich dir mal sagen, was der französische Adelsmann noch
gesagt hat, bevor ich ihm mit seinem eigenen Messer die Kehle aufgeschlitzt
habe?«
Gary ist völlig perplex. Er weicht zurück. »Keine Bewegung, oder ich
schieße.«
Ich trete auf ihn zu. »Er sagte: ›Keinen Schritt näher, oder ich töte dich.‹ Er
hatte natürlich nicht so gute Karten wie du. Er hatte ja keine Schußwaffe. Zu der
Zeit gab es nämlich noch gar keine.« Ich halte inne. Meine Augen müssen ihm
jetzt riesig erscheinen. »Und soll ich dir erzählen, was er gesagt hat, als ich ihm
die Finger um den Hals gelegt habe?«
Gary zittert. Er spannt den Hahn an seinem Revolver.
»Du bist böse«, flüstert er.
»Knapp daneben.« Mit dem linken Fuß trete ich ihm die Waffe

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