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Schwarzes Echo

Schwarzes Echo

Titel: Schwarzes Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Waffe. Keine Zeugen.«
    »Sharkey hatte eine Clique, mit der er in einem Motel am Boulevard gewohnt hat, aber mit Banden hatte er nichts am Hut«, sagte Bosch. »Es steht auch in den Akten. Er war ein kleiner Gauner. Du weißt schon, die Polaroids, Homosexuelle abzocken, solche Sachen.«
    »Du willst damit sagen, er steht in der Gang-Datei, ohne daß er in einer Gang war?«
    »Genau.«
    Edgar nickte und sagte: »Er könnte trotzdem von jemandem umgelegt worden sein, der ihn für ein Bandenmitglied hielt.«
    Wish kam zu ihnen herüber, sagte aber nichts.
    »Du weißt, daß es kein Bandenmord ist«, sagte Bosch.
    »Tu ich das?«
    »Ja, tust du. Wenn es das wäre, würde da drinnen keine volle Dose Farbe stehen. Kein Gangbanger würde so was stehen lassen. Außerdem hatte derjenige, der die Wand besprüht hat, keine Ahnung. Die Farbe ist verlaufen. Wer immer das getan hat, versteht nichts von Graffiti.«
    »Komm mal eben mit«, sagte Edgar.
    Bosch sah Eleanor an und nickte ihr zu, daß es okay wäre. Edgar und er gingen ein paar Schritte zur Seite und standen neben der Tatortabsperrung.
    »Was hat dir dieser Junge erzählt, und wieso ist er frei rumgelaufen, wenn er mit dem Fall zu tun hatte?« fragte er.
    Bosch erzählte ihm die Geschichte in groben Zügen, und daß sie gar nicht wußten, ob Sharkey für den Fall wirklich wichtig war. Aber offensichtlich war jemand davon überzeugt oder konnte das Risiko nicht eingehen zu warten, bis sie es herausfanden. Während Bosch sprach, blickte er zu den Hügeln auf und sah, wie das erste Licht des frühen Morgengrauens die großen Palmen oben auf den Gipfeln umriß. Edgar trat einen Schritt zur Seite und hob den Kopf in dieselbe Richtung. Er sah jedoch nicht in den Himmel. Seine Augen waren geschlossen. Schließlich wandte er sich wieder Bosch zu.
    »Harry, weißt du, welches Wochenende wir haben?« sagte er. »Das Memorial-Day-Wochenende. Das größte, dreitägige Ausstellungs-Wochenende des Jahres. Der Start in die Sommersaison. Letztes Jahr habe ich an diesem Wochenende vier Häuser verkauft und dabei fast soviel verdient wie als Cop im ganzen Jahr.«
    Bosch verwirrte dieser plötzliche Richtungswechsel in ihrem Gespräch. »Was redest du?«
    »Ich rede davon, daß … ich mir für diesen Fall nicht den Arsch aufreißen werde. Die Sache wird mir nicht mein Wochenende versauen, so wie das letzte. Also, ich will damit sagen: Wenn du den Fall möchtest, geh’ ich zu Pounds und sag’ ihm, daß du und das FBI den Fall übernehmen wollt, weil er zu dem gehört, an dem ihr schon arbeitet. Ansonsten werde ich ihn streng nach Dienstplan bearbeiten.«
    »Sag Pounds, er soll damit machen, was er will, Jed. Das ist nicht meine Sache.«
    Bosch wollte zu Eleanor zurück, und Edgar sagte: »Eins noch. Wer wußte, daß du den Jungen gefunden hattest?«
    Bosch blieb stehen und sah Eleanor an. Ohne sich umzudrehen, sagte er: »Wir haben ihn von der Straße aufgesammelt. Wir haben ihn drüben an der Wilcox vernommen. Die Berichte sind ans FBI gegangen. Was soll ich sagen, Jed?«
    »Nichts«, sagte Edgar. »Aber, Harry, vielleicht hättet ihr, du und das FBI, besser auf euren Zeugen aufpassen sollen. Ihr hättet mir eine Menge Arbeit und dem Jungen den Tod erspart.«
    Schweigend kehrten Bosch und Wish zum Wagen zurück. Als sie drinnen saßen, sagte Bosch: »Wer wußte es?«
    »Was meinst du?« sagte sie.
    »Was er eben gefragt hat: Wer wußte von Sharkey?«
    Sie dachte einen Moment nach. Dann sagte sie: »Von mir kriegt Rourke täglich Zusammenfassungen, und dann hat er das Memo wegen der Hypnose bekommen. Die Zusammenfassungen wandern in die Akten und werden für den leitenden Special Agent kopiert. Das Tonband von der Vernehmung, das du mir gegeben hast, ist in meinem Schreibtisch eingeschlossen. Das hat niemand gehört. Es ist nicht übertragen worden. Also, ich denke, alle möglichen Leute könnten diese Zusammenfassungen gesehen haben. Aber daran würde ich keinen Gedanken verschwenden, Harry. Niemand … Das kann nicht sein.«
    »Na, sie wußten, daß wir den Jungen gefunden hatten und daß er wichtig werden könnte. Was sagt dir das? Sie müssen eine Information haben.«
    »Harry, das ist Spekulation. Es könnten eine Menge Dinge gewesen sein. Wie du ihm eben selbst gesagt hast: Wir haben ihn von der Straße aufgesammelt. Alle möglichen Leute könnten zugesehen haben. Seine eigenen Freunde, das Mädchen, jeder könnte verbreitet haben, daß wir auf der Suche nach Sharkey

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