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Schwarzes Echo

Schwarzes Echo

Titel: Schwarzes Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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waren.«
    Bosch dachte über Lewis und Clarke nach. Die mußten gesehen haben, wie sie Sharkey mitgenommen hatten. Was spielten die beiden für eine Rolle? Es machte alles keinen Sinn.
    »Sharkey war mit allen Wassern gewaschen«, sagte er. »Glaubst du, er ist einfach mit jemandem in diesen Tunnel gegangen? Ich glaube, er hatte keine Wahl. Und um das zu schaffen, brauchte der andere vielleicht eine Marke.«
    »Oder vielleicht Geld. Du weißt, daß er mit Männern gegangen ist, wenn Geld drin war.«
    Sie ließ den Wagen nicht an, und sie saßen da und dachten nach. Schließlich sagte Bosch. »Sharkey war eine Botschaft.«
    »Was?«
    »Eine Botschaft an uns. Verstehst du? Sie haben meine Karte bei ihm hinterlassen. Sie rufen auf einer Leitung an, die nicht nachzuvollziehen ist. Und sie legen ihn in einem Tunnel um. Wir sollen wissen, daß sie es waren. Wir sollen wissen, daß sie einen Informanten haben. Sie lachen uns aus.«
    Sie ließ den Wagen an. »Wohin?«
    »Zum FBI.«
    »Harry, sei vorsichtig mit diesem Zeug von einem Informanten. Wenn du es laut äußerst, und es ist nicht wahr, gibst du deinen Feinden alles in die Hand, was sie brauchen, um dich fertigzumachen.«
    Feinde, dachte Bosch. Wer sind diesmal meine Feinde?
    »Meinetwegen wurde der Junge ermordet«, sagte er. »Das Mindeste, was ich tun kann, ist, rauszufinden, wer es war.«

    Bosch sah durch die Baumwollvorhänge im Wartezimmer hinunter auf den Veteranenfriedhof, während Eleanor Wish die Tür zu den Büros aufschloß. Der Bodennebel war noch nicht verflogen, und von oben sah es aus, als wollten tausend Geister auf einmal aus ihren Gräbern steigen. Bosch konnte den dunklen Graben sehen, der auf der Nordseite des Friedhofs den Hügel durchzog, konnte aber immer noch nicht erkennen, was es werden sollte. Es sah beinahe aus wie ein Massengrab, eine lange Furche durch den Hügel, eine mächtige Wunde. Die freigelegte Erde war mit schwarzen Plastikfolien abgedeckt.
    »Möchtest du Kaffee?« sagte Wish hinter ihm.
    »Unbedingt«, sagte er. Er riß sich von den Vorhängen los und folgte ihr nach drinnen. Das Büro war leer. Sie gingen in die Küche, und er sah zu, wie sie gemahlenen Kaffee in einen Filter schüttete und die Maschine anstellte. Schweigend standen sie da, beobachteten, wie der Kaffee langsam in eine runde Glaskanne auf der Warmhalteplatte lief. Bosch steckte sich eine Zigarette an und versuchte, nur an den Kaffee zu denken, den er bald bekommen sollte. Sie verteilte den Rauch mit einer Hand, sagte aber nicht, daß er sie ausmachen solle.
    Als der Kaffee fertig war, nahm Bosch seinen schwarz. Wie ein Geschoß schlug er in seinem Magen ein. Er nahm eine zweite Tasse und trug beide in den Einsatzraum. Als er an seinem provisorischen Schreibtisch saß, zündete er die nächste Zigarette am Stummel der ersten an.
    »Meine letzte«, versprach er, als er ihren Blick sah.
    Eleanor schenkte sich Wasser aus einer Flasche ein, die sie in ihrem Aktenschrank aufbewahrte.
    »Geht dir das Zeug zwischendurch auch mal aus?« fragte er.
    Sie ignorierte die Frage. »Harry, wir können uns nicht die Schuld für Sharkey geben. Wenn wir schuld wären, könnten wir ebensogut jeder Person, mit der wir sprechen, unseren Schutz anbieten. Sollten wir uns seine Mutter schnappen und sie unter Zeugenschutz stellen? Was ist mit dem Mädchen in dem Motelzimmer? Sieh es ein, es wäre verrückt. Sharkey war Sharkey. Wenn du von der Straße lebst, stirbst du auch durch die Straße.«
    Zuerst sagte Bosch nichts dazu. Dann sagte er: »Laß mich die Namen sehen.«
    Wish nahm die Akten zum Fall WestLand heraus. Sie blätterte darin herum, zog einen mehrere Seiten langen Computerausdruck hervor, faltete ihn wie eine Ziehharmonika und warf ihn vor ihm auf den Tisch.
    »Das ist das Original«, sagte sie. »Alle, die ein Fach hatten. Hinter einigen Namen stehen Notizen, aber die sind wahrscheinlich nicht von Belang. Das meiste davon dreht sich um Verdacht auf Versicherungsbetrug oder nicht.«
    Bosch fing an, den Ausdruck auseinanderzufalten und merkte, daß es eine lange und fünf kürzere Listen waren, die man mit A bis E beschriftet hatte. Er fragte, worum es sich da handelte, und sie kam um den Schreibtisch herum und sah über seine Schulter. Er roch den Apfelduft in ihrem Haar.
    »Okay, die lange Liste ist das, was ich gesagt habe: alle, die ein Fach hatten. Das ist die Liste mit allen inklusive. Dann haben wir fünf Unterabteilungen geschaffen, A bis E. Die erste – das ist A

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