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Schwarzes Feuer: Die Herren der Unterwelt (German Edition)

Schwarzes Feuer: Die Herren der Unterwelt (German Edition)

Titel: Schwarzes Feuer: Die Herren der Unterwelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
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es wird uns nicht töten.“ Reden schien sie von ihrer Angst abzulenken, und so ließ er sich rasch ein neues Thema einfallen. „Erzähl mir von dir. Von deiner Vergangenheit, deiner Kindheit vielleicht?“
    „Ich … gut, meinetwegen. Nur gibt es da nicht viel zu erzählen. Als Kind war es mir nicht erlaubt, mein Zuhause zu verlassen. Zum Wohl der Allgemeinheit“, fügte sie hinzu, als sei ihr dieser Satz immer wieder eingeschärft worden.
    Seine Reaktion traf ihn unvorbereitet, und wäre ihm bewusst geworden, was er da tat, hätte er sich davon abgehalten. Doch als er es bemerkte, war es schon zu spät. Er drückte sie an sich, tröstend, verständnisvoll. Ihre Natur, für die sie nichts konnte, hatte sie zum Außenseiter werden lassen, so wie er einer war.
    „Kadence, ich …“ Die Luft um sie herum wurde stickiger, aus den Feuern schossen feine Tröpfchen nach oben, die aussahen wie geschmolzene Tränen. Er wusste, was das bedeutete: Sie näherten sich dem Grund. „Lös deine Beine von mir, aber pass auf, dass sie nicht den Boden berühren.“
    „Ja, gu…“
    „Jetzt!“
    Doch da krachten sie schon auf den harten Untergrund. Verzweifelt versuchte Geryon, aufrecht zu bleiben und die Göttin vor einer Berührung mit den überall verstreuten Knochen zu bewahren, aber der Aufprall war zu heftig, und er kippte hintenüber.
    Kadence blieb, wo sie war, in seinen Armen, die Beine, wie er sie gebeten hatte, von seinen Hüften gelöst, sodass sein Rücken den Großteil der Erschütterung auffing. Die Wucht presste ihm die Luft aus den Lungen.
    Einen Moment lang lag er hilflos da und rang nach Atem. Hier waren sie also. In den Abgründen der Hölle.
    Nun gab es kein Zurück mehr.

8. KAPITEL
    „Geryon? Bist du verletzt?“
    Im Gegensatz zu der Dunkelheit im Trichter war es hier unten überraschend hell, das Feuer leuchtete jede Richtung aus. Kadence hatte sich über ihn gebeugt, ihr Gesicht wie die Sonne, die er manchmal in seinen Tagträumen sah, warm, strahlend und wunderschön.
    „Es … geht mir gut.“
    „Sicher nicht. Du bekommst ja kaum Luft. Wie kann ich dir helfen?“
    Erst jetzt bemerkte er verwundert, dass sie sich nicht von ihm heruntergerollt hatte, obwohl sie doch sicher gelandet waren. Nun ja, verhältnismäßig. „Ich muss nur kurz verschnaufen. In der Zwischenzeit könntest du mir mehr von dir erzählen. Wenn du willst.“
    „Ja, natürlich, gern.“ Während sie sprach, strich sie mit ihren zierlichen Händen über seine Augenbrauen, die Wangen, den Kiefer, die Schultern. Auf der Suche nach Verletzungen? Um ihm Trost zu spenden? „Was möchtest du wissen?“
    „Alles.“ Eigentlich hatte er sich bereits weitestgehend erholt, spielte aber noch ein wenig den Erschöpften. Genoss ihre Berührungen, ihre Nähe. „Ich will alles über dich wissen.“ Das immerhin war die Wahrheit.
    „Gut. Ich … Himmel, das ist gar nicht so leicht. Am besten fange ich wohl beim Anfang an. Meine Mutter ist die Göttin der Glückseligkeit. Merkwürdig, ich weiß … Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet sie ein Kind wie mich zur Welt bringen würde.“
    „Warum merkwürdig?“ Wenn doch ihr bloßer Anblick, der Klang ihrer Stimme, ihr herrlicher Duft ihn glücklicher machte, als er jemals zuvor gewesen war?
    „Weil ich … anders bin“, erklärte sie, sichtlich beschämt. „Ich bin ein Quell unvorstellbarer Zerstörung.“
    „Solange ich dich kenne, bist du für mich immer nur ein Quell der –“ Verführung, Sehnsucht, Leidenschaft – „Güte gewesen.“
    Sie hielt in der Bewegung inne, und er spürte, wie ihr Blick auf ihm ruhte. „Meinst du das ehrlich?“
    „Ja, das tue ich.“ Hör nicht auf, streichle mich weiter, bitte . Es lag etliche Jahrhunderte zurück, dass er auch nur den winzigsten Körperkontakt zu einem anderen Lebewesen gehabt hatte. Dies hier war das Nirwana, das Paradies, ein süßer Traum, alles zusammen zu einem Geschenk aus purer Wonne verpackt. „Mein Kopf“, hörte er sich mit einem leidenden Stöhnen sagen.
    „Warte, das haben wir gleich“, raunte sie und begann, sanft seine Schläfen zu massieren.
    Beinahe hätte er gelächelt. Nein, jetzt war nicht der richtige Moment hierfür. Sie befanden sich im Höllenschlund, auf offenem Gelände, ein leichtes Ziel für eventuelle Angreifer. Die Dämonen könnten ihnen gefolgt sein und sie jeden Augenblick überraschen. Aber er schaffte es nicht, sich loszureißen, zu groß war sein verzweifeltes Verlangen, seine Gier nach mehr.

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