Schwarzes Feuer: Die Herren der Unterwelt (German Edition)
umfiel. War sein Plan mit der Bindung fehlgeschlagen? Hatte sich denn gar nichts an ihrer Abhängigkeit von der Mauer geändert? „Sprich mit mir, Kleines.“
Aus dem Augenwinkel sah er, wie die Dämonen die Köpfe zusammensteckten. Lachend. Malten sie sich schon aus, wie sie ihn töten würden?
„Ich bin mit dir und der Barriere verbunden. Ich spüre deine Stärke, ebenso wie ich ihre Schwäche spüre, und diese Gegensätze reißen mich auseinander!“ Sie schluchzte verzweifelt auf. „Es tut mir leid. So unendlich leid. All die Strapazen waren umsonst, Geryon. Umsonst! Ich bin verdammt. Das war ich von Anfang an, ich wollte es nur nicht wahrhaben.“
„Nicht umsonst. Sag so etwas nicht. Wir haben uns.“ Aber für wie lange noch? „Ich werde dich nicht sterben lassen.“
„Es ist vorbei, du kannst nichts mehr tun.“
Langsam kamen die Dämonen auf sie zu – Jäger, fixiert auf ihre Beute.
„Ich töte sie alle. Wir fliehen einfach. Wir …“
„Du bist das Beste, das mir jemals passiert ist“, sagte sie schwach und legte die Wange an seine Schulter.
„Ich verbiete dir, so zu reden, Kadence.“ Sich von ihm zu verabschieden. Denn genau das war es, was sie tat.
„Töte sie und rette dich. Flieh. Bitte. Lebe in Frieden und Freiheit, mein Liebster. Beides soll dein sein. Du verdienst es.“
Nein. Nein!
„Du wirst nicht sterben.“ Doch noch während er das sagte, begann die Mauer, bereits irreparabel beschädigt, zu knirschen. Kleine Stücke brachen heraus, das lange gefürchtete Loch erschien. „Versprich es!“
Kadence’ Knie gaben nach, und er wirbelte herum, hielt sie, legte sie sacht auf den Boden. Ihre Augen waren geschlossen.
„… so … leid … Liebster.“
„Nein. Du musst leben. Hörst du mich? Leben!“
Ihr Kopf sackte zur Seite.
Dann … nichts.
„Kadence.“ Er schüttelte sie. „Kadence!“
Keine Antwort. Doch ihre Brust hob und senkte sich noch immer, wenn auch fast unmerklich. Sie war nicht tot. Den Göttern sei Dank, tausendmal Dank.
„Sag mir, wie ich dir helfen kann, Kadence. Bitte.“
Sie rührte sich nicht.
„Bitte.“ Tränen brannten in seinen Augen. Er hatte nicht um die Frau geweint, die ihn verlassen hatte, nicht um das Leben, das er verloren hatte, aber um diese Frau weinte er bitterlich. Ich brauche dich doch. Ihr letzter Wunsch war gewesen, dass er die Hohen Herren aufhielt und dann der Hölle für immer den Rücken zukehrte. Aber er brachte es nicht über sich, von ihrer Seite zu weichen.
Ohne sie gab es für ihn keinen Grund, weiterzuleben. Was sollte er dann noch auf der Welt?
Etwas Scharfes riss die Haut an seinem Hals auf, und er drehte den Kopf. Die Hohen Herren umkreisten sie in der Luft wie Aasgeier, überschlugen sich fast vor Schadenfreude.
„Verschwindet“, grollte er. Er würde hier bei ihr bleiben, so lange es nötig war; sie halten, bis es sicher genug wäre, sie zu bewegen.
„Tötet sie“, krächzte einer der Dämonen.
„Vernichtet sie“, stimmte ein anderer ein.
„Lasst uns sie zerfleischen.“
„Zu spät. Die ist hinüber.“
Mehr Gelächter.
Diese Bastarde! Einer von ihnen flog einen blitzschnellen Scheinangriff und ritzte mit seiner Kralle Kadence’ Wange, sodass Blut hervorquoll, ehe Geryon begriff, was geschah. Sie reagierte nicht. Aber er tat es. Er brüllte mit solch einer Wut, dass der Widerhall seines eigenen Schreis in seinen Ohren dröhnte.
Die übrigen Dämonen witterten den frischen Lebenssaft einer Göttin und schnurrten, berauscht von seinem appetitlichen Duft. Dann wurde es für einen Moment vollkommen still. Die Ruhe vor dem Sturm. Und im nächsten Augenblick stürzten sie sich auf ihre scheinbar hilflosen Opfer.
Wieder brüllte Geryon, warf sich über Kadence’ leblosen Körper, um sie mit seinem zu schützen. Bald schon war sein Rücken mit Striemen und tiefen Wunden übersät, eins seiner Hörner abgebrochen, dicke Büschel seines Fells herausgerissen. Und die ganze Zeit schlug er wild um sich, in der Hoffnung, so viele von ihnen zu erwischen wie nur möglich. Doch nur einer schaffte es nicht rechtzeitig, einem seiner Schläge auszuweichen, und stürzte zu Boden.
Weiter und weiter ging das Gemetzel, das Gelächter wurde immer irrsinniger.
„Ich liebe dich“, flüsterte Kadence plötzlich. „Dein Schrei hat mich … aus der Dunkelheit … geholt. Musste es dir … sagen.“
Sie war zu ihm zurückgekehrt? Seine Muskeln verkrampften sich, er konnte es kaum glauben.
„Ich liebe dich.
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