Schwarzes Feuer: Die Herren der Unterwelt (German Edition)
verdiente.
„Es … geht … schon wieder“, brachte sie mit zitternder Stimme hervor. In Wirklichkeit fühlte sie sich, als würde sie von innen zerfleischt, ihre Organe in Fetzen gerissen.
„Tut es nicht, du kannst ja kaum atmen. Aber dagegen werden wir etwas tun.“ Er hob sie hoch und trug sie in den hinteren Teil der Taverne. In einen abgetrennten Raum, den der Besitzer genutzt haben musste. Dort legte Geryon sie auf eine Fellpritsche. „Darf ich?“, fragte er, den Amethysten mit zwei Fingern leicht in die Höhe hebend.
„Ja.“ Sie hatte vorgehabt, ihm dieses letzte Geschenk, das sie ihm machen konnte, nach Abschluss ihrer Mission zu geben, als Dank für seine Hilfe. Aber jetzt nickte sie und ließ ihn gewähren. Im Moment sah es eher nicht so aus, als würde sie noch irgendetwas abschließen.
„Meine Seele ist in diesem Stein?“
„Ja. Du musst ihn einfach nur dicht über dein Herz halten.“
„Das ist alles?“
„Ja“, wiederholte sie. Zu mehr war sie nicht in der Lage.
Langsam, vorsichtig, nahm er ihr die Kette ab und hielt den Anhänger vor seine Brust, wie sie gesagt hatte. Er schloss die Augen. Und dann … geschah zunächst überhaupt nichts. Doch gerade als er ihr einen fragenden Blick zuwerfen wollte, begann der Edelstein auf einmal zu glühen.
Geryon verzog den Mund und keuchte. „Brennt.“
„Ich kann ihn für dich ha…“
Aus dem Glühen wurde ein grelles Leuchten, das sich in einem Feuerwerk gleißender Funken entlud – und Geryon brüllte, laut und lang.
Als das letzte Echo seines Schreis verklungen war, entstand eine gespenstische Stille. Die Funken schwebten zu Boden und erloschen. Nur die Kette, die den Stein gehalten hatte, lag noch in Geryons Handfläche.
Der schmerzverzerrte Ausdruck in seinem Gesicht wich einem Lächeln, und langsam öffnete er die Augen. Doch als er an sich hinunterblickte, seine Arme, dann den restlichen Körper betrachtete, runzelte er die Stirn. „Was … ich bin nicht … ich hatte gehofft, mit meiner Seele würde ich auch meine alte Gestalt wieder annehmen.“
„Warum?“ Sie liebte ihn so, wie er war. Hörner, Fangzähne, Klauen, alles an ihm. Ja, liebte . Zweifellos. Sie hatte es schon früher vermutet, dann aber verleugnet. Jetzt konnte sie es nicht mehr abstreiten. Das war genau, was sie für ihn empfand, selbst im Angesicht des Todes.
Kein Mann hätte ein besserer Partner für sie sein können. Ihre Natur schreckte ihn nicht ab, im Gegenteil, er fand sie aufregend. Er fürchtete sich nicht vor dem, wozu sie fähig war, nein, er bewunderte sie dafür, war stolz auf sie. Er machte sie glücklich, hatte sie ihre innere Kraft wiederfinden lassen. Er ließ sie träumen, von Dingen, die sie geglaubt hatte, niemals haben zu können. Er war perfekt.
„Weil ich …“ Er schluckte. „Ich dachte, wenn … wenn du dich mit etwas anderem vereinen würdest, dann könnte das vielleicht deine Bindung an die Mauer abschwächen. Dann hätten die Schäden nicht mehr so schlimme Auswirkungen auf dich. Vielleicht würden die Schmerzen nachlassen.“
„Mit etwas anderem?“, fragte sie, plötzlich atemlos aus Gründen, die nichts mit Schmerz zu tun hatten. „Mit dir?“
„Ja. Mit mir. Ich verstehe natürlich, wenn du das nicht tun willst, aber ich wollte es dir wenigstens vorschlagen, damit …“
„Geryon?“
„Ja?“
„Halt den Mund und küss mich.“
17. KAPITEL
Geryon machte keine Anstalten, sich von der Stelle zu rühren. Stattdessen drehte er den Kopf weg und wich ihrem Blick aus.
„Lass mich zuerst ausreden. Ich weiß, ich bin hässlich. Ich weiß, die Vorstellung, in einer solchen Weise mit mir zusammen zu sein, ist bestimmt scheußlich für dich, aber ich …“
„Du bist nicht hässlich“, unterbrach Kadence ihn. „Und es gefällt mir nicht, dass du das denkst. Ich mag es nicht, wenn du dich selbst so gering schätzt.“
Erstaunt hob er den Blick und sah sie an, ungläubig blinzelnd.
Sie sprach weiter: „Die Vorstellung, mit dir zusammen zu sein, ist verlockend. Mehr als das, glaub mir. Kannst du mich jetzt bitte küssen?“
Sein Mund öffnete sich, klappte wieder zu.
„Verlockend?“
Was für eine Frage.
„Ja. Aber ich möchte nicht, dass du dich nur mit mir vereinigst, um mein Leben zu retten.“ Es war noch nicht lange her, da hatte sie sich nicht getraut, zuzugeben, wie sehr sie ihn wollte. Stattdessen hatte sie vorgegeben, sie wäre schlicht dankbar für einen Kuss, für ein wenig Trost. Damit war jetzt ein
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