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Schwarzes Fieber

Schwarzes Fieber

Titel: Schwarzes Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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können wir übernehmen. Sie werden in Deutschland nicht viele Möglichkeiten haben, solche Ausgaben zu verbuchen.«
    Da musste ich ihm recht geben.
    »Und das mit den Behörden, das vergessen wir gleich wieder«, überlegte Hecker laut. »Ich probier mein Glück mal bei den NGOs: Ärzte ohne Grenzen, Children Aid und so. Die trauen sich seit einiger Zeit wieder ins Landesinnere und haben dort natürlich tausendmal bessere Connections als wir hier in der Hauptstadt. Gute Beziehungen zu den örtlichen Machthabern und Warlords sind deren Lebensversicherung.«
    Einige Sekunden schwieg er, und es klang, als würde er sich eine Zigarette anzünden. »Okay«, sagte er dann. »Ich werd mich später ans Funkgerät hängen und rumhorchen, ob jemand in Huambo Projekte laufen hat.«
     
    An diesem Abend nahm ich meinen alten Diercke Weltatlas zur Hand. Angola: dreieinhalb Mal so groß wie Deutschland. Im Nordosten Diamanten, im Südwesten Gold. Vor der Küste große Erdölvorkommen. Ginge alles mit rechten Dingen zu, dann müssten dieses Land und seine sämtlichen Bewohner reich sein. Aber das Gegenteil war der Fall. Zwei Drittel der Bevölkerung lebte von ein, zwei Dollar am Tag.
    Auch Huambo fand ich nach einigem Suchen. Benguela, woher Rafael Nunda kam, lag wie die Hauptstadt Luanda am Meer, jedoch einige hundert Kilometer weiter südlich.
    Meine Töchter störten mich bei meiner Exkursion in vergangenen Erdkundeunterricht.
    »Was machst du da?«
    »Ich sehe mir Afrika an.«
    Alte Leute sind manchmal echt komisch, sagte ihr Blick.
    »Und, wie war’s bei euch?«, fragte ich und schlug den Atlas zu.
    »Cool!«, jubelten sie und begannen, durcheinanderzureden.
    Louise schwor, ihr Fuß sei wieder völlig in Ordnung. Zum Glück hatte sie auf weichem Boden gestanden, als das Pferd darauf trat.
    Inzwischen hatte ich mich mit ihrer neuen Leidenschaft angefreundet. Die beiden waren beschäftigt, kamen nicht auf dumme Gedanken, bewegten sich an frischer Luft, und all das kostete mich keinen Cent. Abgesehen von einer einmaligen Investition in Höhe von vierhundertfünfzig Euro natürlich.
    »Habt ihr schon gegessen?«
    Hatten sie nicht. Das Geld, das ich ihnen spendiert hatte, damit sie sich mittags Pizzaschnitten oder Käsebrötchen kaufen konnten, sparten sie für ihr Pferd.
    Sie meinten es ernst. Inzwischen belief sich ihr gemeinsames Barvermögen schon auf siebenundvierzig Euro.
    »Und außerdem haben wir zusammen fast dreißig auf den Sparbüchern!«
    »Wenn ihr so weitermacht, dann könnt ihr in zehn Jahren anfangen, den Markt zu recherchieren.«
    »Nach den Ferien werden wir arbeiten«, eröffnete mir Sarah.
    »Zeitungen austragen«, ergänzte Louise, »morgens vor der Schule.«
    »Babysitten. Babysitter werden immer gesucht.«
    »Nachhilfe geben. In Mathe zum Beispiel.«
    »Und wir werden Oma einen ganz, ganz lieben Brief schreiben.«
    »Die freut sich doch bestimmt, dass wir auf einmal so vernünftig sind. Meinst du nicht auch?«
    Fast zu vernünftig, fand ich. Beunruhigend zielstrebig.
    »Oma weiß ja sowieso nie, was sie uns schenken soll.«
    »Und außerdem geben wir in Zukunft so wenig Geld aus wie möglich.«
    »Nie mehr Disko, zum Beispiel.«
    »Klamotten aus dem Secondhand-Shop.«
    Träumte ich? Waren das meine Töchter?
    »Ihr könntet euren ganzen Barbie-Kram bei eBay verkaufen«, schlug ich vor. »Ihr spielt sowieso nicht mehr damit, und das Zeug bringt bestimmt eine hübsche Stange Geld.«
    »Die Barbies?«, schrie Louise entsetzt.
    »Kommt nicht infrage!« Sarah schüttelte den Kopf, dass die langen Haare nur so flogen. »Aber vielleicht unsere Kinderbücher …«
    »Bücher verkauft man nicht.«
    »Wieso nicht?«, fragten sie verdutzt.
    »Weil … Das tut man eben nicht. Bücher sind was Besonderes.«
    »Barbies auch.«
    Ich stellte den Atlas ins Regal zurück. »Wem gehört eigentlich euer Pflegepferd?«, fragte ich über die Schulter.
    »Irgend so ’nem reichen Typ«, antwortete Sarah unsicher. »Wir kennen den eigentlich gar nicht. Das ist alles über Frau Herzberger gelaufen.«
    »Seine Frau ist gestorben«, sagte Louise. »Donna hat seiner Frau gehört, hat Frau Herzberger gesagt.«
    »Jedenfalls muss der stinkreich sein«, meinte Sarah. »Donna ist eine echte Araberstute mit Stammbaum und allem Drum und Dran.«
    »Und du gibst uns doch bestimmt was dazu, wenn wir die Hälfte zusammen haben, oder?«, fragte Louise wie nebenbei.
    Diese verfluchte Hitze machte mich unaufmerksam. So konnte ich nur noch meiner

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