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Schwarzes Fieber

Schwarzes Fieber

Titel: Schwarzes Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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Blick zu. »Total geiler Strand und so.«
    »Ein bisschen genauer, bitte. Wann genau war das?«
    »Mitte Juli ungefähr.« Der Mann betrachtete die schwarzen Ränder unter seinen Fingernägeln. »Schätz ich mal.«
    »Vielleicht geht’s auch in etwas längeren Sätzen?«, seufzte ich. »Und ein wenig zügiger?«
    »Jedenfalls haben wir an dem Abend mit der Clique vor der alten Universität gehockt und ’n bisschen geschnorrt.« Er begann, mit den Fingern zu knacken. »Ja, stimmt. Mitte Juli muss das gewesen sein. Vor unserem Urlaub.«
    Das Mädchen beobachtete ihn aus den Augenwinkeln. »Ist aber nicht viel gegangen. Klar, bei der Hitze«, sagte sie. »Die Leute sind echt zu faul, ma’ ’n bisschen Knete rüberwachsen zu lassen.«
    »Stimmt«, bestätigte der Mann eifrig. »Wenn’s schifft, läuft echt viel mehr. Dann haben die Leute Mitleid, irgendwie.«
    »Und weiter?« Ich legte das Gesicht in die Hände.
    »Abend is es gewesen. Die Straßenlaternen waren grad angegangen.«
    »Und da ist er gekommen, also, der Neger. Der Schwarze. Weiß nicht so genau, wie man da sagt.«
    »Wir ham erst noch gedacht, ey, der Typ traut sich aber was.«
    Ich nahm einen Kuli zur Hand, obwohl ich wenig Hoffnung hatte, dass es hier etwas zu notieren geben würde.
    »Und dann haben Sie ihn ein bisschen rumgeschubst.«
    »Nö. Gar nich.«
    »So was machen wir nich! Nie!«
    »Wir sind total tolerant!«
    Ich klopfte mit dem Kuli gegen die Stuhllehne. Die Staatsanwältin hatte recht. Ich war wirklich nervös.
    »Sie haben ihn demnach nicht …« Ich suchte ein unverfängliches Wort, »… körperlich bedrängt?«
    »Aber kein bisschen«, sagte das Mädchen leise. »Der hat uns ja sogar ’n Zwanzi spendiert und gefragt, ob er auch ’n Bier haben könnt.«
    Ich steckte den Kuli wieder ein.
    »Sie haben miteinander getrunken, und später hat es Streit gegeben?«
    Runkel, der die ganze Zeit grinsend zugehört hatte, öffnete endlich ein Fenster. Dann zeigte er mir hinter dem Rücken unserer merkwürdigen Zeugen nacheinander zwei nicht ganz ungefährlich aussehende Messer, einen Schlagring sowie einen handlichen Schreckschussrevolver. Gar so harmlos, wie sie taten, waren sie vielleicht doch nicht.
    »Der Typ war echt ganz okay«, meinte das Mädchen. »Hat sogar Jokes gemacht und so.«
    Inzwischen hatte sich ihre Angst ein wenig gelegt, und sie schwitzten auch nicht mehr so wie zu Beginn. Oder ich hatte mich mittlerweile an den Geruch gewöhnt.
    »Wer war denn außer Ihnen dabei an dem Abend?« Ich gab Runkel einen Wink, er solle mitschreiben. »Können Sie sich wenigstens daran noch erinnern?«
    »Klar, das ist easy«, antwortete der Punker. »Ich, also ich bin der Kurt, das hier ist die Biggy, dann war da die Sonny, der Herby, der …«
    »Wieso eigentlich?«, unterbrach ihn seine Freundin mit plötzlichem Mut. »Wieso wollen Sie unsere Namen wissen? Hat der sich über uns beschwert, oder was?«
    »Er ist tot. Umgebracht. Und wir suchen seinen Mörder.«
    »Nee!« Sie rissen die Augen auf. »Echt jetzt?«
    Eilig vervollständigten sie die Liste der an dem Abend Anwesenden, von denen sie die meisten jedoch nur beim Spitznamen kannten.
    »Dann hat er also nur Gesellschaft gesucht?«
    »Nee.« Das Mädchen sah mich unsicher an. »Klar nich!«
    »Sondern was?« Ich schloss die Augen. »Es wäre schön, wenn wir vor dem Essen fertig würden.«
    Sie sahen sich an. Sahen mich an. Versuchten vermutlich, sich über die juristische Tragweite des nächsten Satzes klar zu werden.
    »Er hat nämlich gefragt …«, begann der Mann.
    »… ob wir ihm eventuell ’ne Wumme verkaufen könnten«, beendete die junge Frau den Satz und errötete wieder bis zum Hals.
    Ich beugte mich vor. »Eine Waffe wollte er?«
    »Er zahlt jeden anständigen Preis, hat er gesagt«, murmelte der Mann. »Und der hat echt Kohle gehabt. Hat uns ’n ganzen Packen Scheine gezeigt.«
    »Dollars!«, fügte das Mädchen ehrfürchtig hinzu. »Nur Hunderter!«
    »Was für eine Waffe wollte er?«
    »So was Kleines. Was Handliches, eher so.«
    »Aber Sie haben ihm natürlich keine verkauft.«
    »Ey! Klar nich! Ham wir doch auch gar nich!«
    »Würden wir dann hier so locker mit Ihnen quatschen, oder was?«, fragte das Mädchen treuherzig. »Wir sind doch nicht doof!«
    Woran ich meine Zweifel hatte.
    »Und dann ist er wieder gegangen.«
    »Genau. Hat uns noch ’n schönen Abend gewünscht und alles. War echt total easy, der Typ.«
    »Und niemand aus Ihrer Gruppe ist ihm

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