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Schwarzes Fieber

Schwarzes Fieber

Titel: Schwarzes Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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keineswegs den Eindruck, du würdest vor Intelligenz überströmen.«
    »Dann fangen wir noch mal an.« Ich stellte die Figuren neu auf. »Vielleicht wird es ja noch.«
    Es war das zweite Mal in meinem Leben, dass ich Lorenzo schachmatt setzte.

18
    Die Kollegen in der Questura von Rimini schienen geradezu glücklich zu sein, Rick vom Hals zu haben, denn bereits am nächsten Tag, einem Freitag, machte Balke sich fröhlich pfeifend auf den Weg nach Frankfurt Hahn, um, begleitet von einem jungen Kollegen, nach Rimini zu fliegen und Rick nach Heidelberg zu überführen. Von Italien bekam er allerdings nicht viel mehr zu sehen als die Abflughalle des dortigen Flughafens, da das Flugzeug schon eine Dreiviertelstunde nach der Landung wieder startete. Zu unserer Erleichterung hatten die Italiener noch immer nicht bemerkt, dass gegen ihren lästigen Taschendieb ein internationaler Haftbefehl wegen versuchten Totschlags vorlag.
    So saß ich Richard Ehrenfrid am frühen Nachmittag zum ersten Mal gegenüber. Klara Vangelis leistete uns Gesellschaft. Ricks Fingerspitzen waren noch blau von der erkennungsdienstlichen Behandlung, sein Gesicht war tief gebräunt vom langen Aufenthalt in der Sonne. Seine Miene war mürrisch, der Blick aggressiv. Er trug einen dunkelblauen Trainingsanzug. Jacke, Stiefel und Hose hatte er abgeben müssen, die befanden sich im Labor.
    Seine Strategie während des Verhörs war denkbar einfach. Er gab nicht einmal zu, Richard Ehrenfrid zu heißen oder irgendwann einmal in Heidelberg gewesen zu sein. Er schaukelte auf seinem Stuhl, sah niemandem ins Gesicht, zog hin und wieder lautstark die Nase hoch und sagte einfach nichts.
    Mehr der Form halber und um seine Zunge zu lösen, stellte ich ihm ein paar Fragen zu seiner Vergangenheit. Das meiste wusste ich ohnehin schon.
    Ehrenfrid schwieg.
    »Sie sitzen hier, weil Sie im Verdacht stehen, Rafael Nunda beraubt und anschließend ermordet zu haben. Oder war die Reihenfolge umgekehrt?«
    Diesmal zog er die Nase eine Spur lauter als sonst hoch. Und er verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Wir können dieses Spiel wochenlang treiben, Herr Ehrenfrid. Wir haben so viel Zeit, das können Sie sich gar nicht vorstellen.«
    »Unsere italienischen Kollegen haben bei Ihnen drei Einhundertdollarnoten gefunden«, mischte sich Vangelis nun ein. »Es würde mich sehr wundern, wenn unser Labor keine Spuren von Ihrem Opfer daran finden würde.«
    Ehrenfrid rülpste.
    »Diesmal kommen Sie nicht mit Totschlag davon«, fuhr Vangelis sachlich fort. »Diesmal ist es Mord, und zwar aus besonders niedrigen Beweggründen. Es wird verdammt lange dauern, bis Sie wieder rauskommen.«
    »Wir haben mehrere Zeugen dafür, dass Sie dem Opfer gefolgt sind«, fügte ich hinzu. »Sie haben ziemlich schlechte Karten.«
    Ehrenfrid summte vor sich hin und hörte mir nicht einmal zu.
    Seine Glatze musste dringend rasiert werden, und er hatte ein paar Schrammen im Gesicht, die wahrscheinlich von italienischen Kollegen stammten, die nicht so wohlerzogen waren wie wir. Die Beule über dem linken Ohr verdankte er vermutlich der wackeren deutschen Rentnerin, der er die Kamera stehlen wollte. Ehrenfrid machte inzwischen Gymnastik mit seinen überraschend sauberen Fingern, klemmte die Hände schließlich in die Achseln und starrte die Tischkante an. Wir schwiegen uns fünf Minuten an, aber er wurde nicht einmal nervös.
    Der Bursche war noch zäher, als ich erwartet hatte.
    »Warum haben Sie ihn umgebracht?«, fragte Vangelis leise und fast freundlich. »Hätte es denn nicht gereicht, ihm sein Geld abzunehmen? Der Mann war doch einen Kopf kleiner als Sie! Mit dem wären Sie mühelos fertig geworden. Hat es Ihnen vielleicht Spaß gemacht, ihn zusammenzuschlagen, bis er nicht mehr atmete? Gibt es Ihnen einen Kick, auf Wehrlose einzutreten?«
    Schweigen.
    »Ist Farbige zusammenzuschlagen so eine Art Hobby von Ihnen?«
    Ehrenfrid sah sie nachdenklich an und öffnete endlich den Mund.
    »Halt die Fresse, Bullenfotze!«
    Vangelis’ Miene veränderte sich nicht im Geringsten. Ruhig drückte sie die Pause-Taste unseres neuen digitalen Aufzeichnungsgeräts.
    »Noch ein Wort von der Sorte, du Würstchen«, sagte sie sehr leise, »und ich polier dir so die Eier, dass du dir vier Wochen lang keinen wirst runterholen können.«
    Sie startete die Tonaufnahme wieder.
    »Kurzzeitige Störung der Tonaufzeichnung«, sagte ich ins Mikrofon.
    Ehrenfrid starrte wieder die Tischkante an.
    Es klopfte. Eine schüchterne

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