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Schwarzes Fieber

Schwarzes Fieber

Titel: Schwarzes Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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…«
    »Es ist immer das Gleiche mit dir«, stöhnte Louise.
    Mir war klar, dass dies wieder eine dieser perfekt geplanten Inszenierungen meiner Töchter war, an deren Ende ich immer als der Schuldige und meist auch als der Zahlungspflichtige dastand.
    »Jetzt mal bitte ganz langsam!« Ich hob die Hände. »So geht das nicht. Von einem Vertrag kann wirklich keine Rede sein. Wir haben nur so ganz allgemein gesprochen. Und ganz bestimmt war niemals von zwölfhundert Euro die Rede.«
    Entgeistert starrten sie sich an.
    »Ist das zu fassen?«, fragte Louise erschüttert.
    »Jetzt kommt er bestimmt wieder mit der Anämienummer.« Sarah fasste sich an die Stirn.
    »Das Wort, das du meinst, heißt Amnesie«, sagte ich zähneknirschend, »und außerdem …«
    »Paps.« Louises Ton ließ die kommenden Tränen ahnen. »Du hast es doch versprochen!«
    »Sollen wir solche Sachen künftig lieber schriftlich machen?«, kartete Sarah nach.
    An dieser Front gab es offenbar kein Vorankommen. So versuchte ich, ein Entlastungsgefecht zu eröffnen.
    »Jetzt mal raus mit der Sprache: Woher kommt das Geld so plötzlich?«
    »Fünfhundert sind von Oma«, erklärte Sarah förmlich. »Und den Rest haben wir uns verdient.«
    »In einer Woche.«
    »Du lenkst ab«, ermahnte mich Louise. »Das ist unfair!«
    Wenn ich mich nur hätte daran erinnern können, was genau ich den beiden zugesagt hatte! Natürlich war davon die Rede gewesen, dass ich einen gewissen Betrag beisteuern würde. Aber doch nicht …
    »Ich will jetzt sofort wissen, woher ihr das Geld habt«, sagte ich in ultimativem Ton. »Vorher diskutiere ich nicht weiter.«
    »Siehst du, jetzt fühlt er sich im Unrecht.« Louise wechselte einen Blick mit ihrer Schwester. »Jetzt hat er ein schlechtes Gewissen.«
    »Gleich fängt er an zu brüllen, wetten?«
    »Ich brülle nicht«, sagte ich mühsam beherrscht. »Und ich habe auch kein schlechtes Gewissen. Ich will doch verdammt noch mal bloß …«
    »Er flucht«, konstatierte Louise.
    Ich legte das Gesicht in meine Hände. »Ich frage euch jetzt zum allerletzten Mal: Woher kommt das Geld?«
    Sie maulten etwas von »autoritärem Erziehungsstil« und »hoffnungslosem Fall«, und dann sagte Sarah das, was ich im Stillen schon befürchtet hatte: »Von Herrn Fahlenberg. Heute Nachmittag ist ein Mann gekommen und hat Frau Herzberger fünfhundert gegeben für jede von uns.«
    »Weil wir so toll für Donna sorgen.«
    »Vergesst es. Ihr gebt das Geld morgen zurück.«
    »Er hat es uns geschenkt! Nicht dir! «
    »Vergesst es«, wiederholte ich. »Nicht mal über meine Leiche.«
    Die nun folgende Diskussion – wenn man es denn so nennen mag – wurde sehr laut und äußerst ungemütlich. Das Verhör mit Richard Ehrenfrid war ein Vergnügen gewesen im Vergleich mit diesem nicht enden wollenden Gezeter und Geschrei meiner Töchter. Sie drohten auszuziehen, sobald sie sechzehn wären. Sie drohten, noch heute auszuziehen und bei den Punks unter der Brücke zu nächtigen. Sie drohten, nie wieder für die Schule zu lernen. Sie verwünschten ihr Schicksal, das sie mit einem derart doofen und kleinkarierten Vater gestraft hatte, während alle ihre Freundinnen und Freunde Eltern hatten, die jederzeit als Models in Erziehungsratgebern hätten dienen können …
    Es war die Hölle.
    Es war Krieg.
    Aber ich hielt stand.
    Am Ende verschwanden sie türenknallend. Manche öffneten sie sogar noch einmal, weil es nicht laut genug gekracht hatte. Aber ich hatte nicht nachgegeben. Ich fühlte mich als Held. Auf diesen Erfolg hin öffnete ich einen Bordeaux aus dem Supermarkt, den ich kürzlich entdeckt hatte und der gar nicht so übel schmeckte, wie er billig war, und hörte noch ein wenig ruhige Musik, während aus dem Mädchenzimmer Rap wummerte.
     
    Ich schlief nicht gut in dieser Nacht. Und diesmal war es nicht nur die Hitze. Mit welchem Recht verweigerte ich meinen Töchtern die Erfüllung ihres größten Traums? Litten sie denn nicht ohnehin genug unter meiner ständigen Abwesenheit? Mussten sie nicht ohnehin ständig zurückstecken? Sollte ich nicht wenigstens ein Mal …?
    Andererseits – ich war ja nun wirklich Beamter, und Pferde waren etwas für Millionäre oder Landfreaks. Als Vera noch lebte, hatten wir den beiden Haustiere verweigert, was schon zu mancherlei Dramen Anlass gegeben hatte – immer mit der Begründung des unvermeidlichen Drecks und der Behauptung, dass sie sich entgegen allen heiligen Schwüren nach spätestens zwei Wochen ohnehin

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