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Schwarzes Fieber

Schwarzes Fieber

Titel: Schwarzes Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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und Kaffee und Kartoffeln und sonst noch allerhand. Ein paar hundert Rinder soll der alte Herr Ribeiro auch noch gehabt haben. Allerdings gibt es in der Gegend auch Diamanten. Und angeblich eine ganze Menge illegaler Minen.«
     
    »Hello Mrs Ribeiro«, sagte ich lächelnd und schloss die Tür hinter mir. »How are you today?«
    Aus medizinischer Sicht konnte Rosana entlassen werden, hatte die Stationsärztin mir eben mitgeteilt. Es hatte mich einige Anstrengung gekostet, sie zu überreden, die Patientin noch einige Tage festzuhalten.
    »In Gottes Namen«, hatte sie am Ende geseufzt. »Bis Montag gebe ich Ihnen noch. Aber dann muss wirklich Schluss sein. Unsere Patienten sind beunruhigt durch die Anwesenheit der beiden Polizisten. Wir schätzen es nicht, wenn unser Haus auf der ersten Seite der Zeitung im Zusammenhang mit Mordanschlägen genannt wird, und außerdem brauchen wir auch das Bett. Wir sind ja schließlich kein Hotel.«
    Heute war ich gekommen, um mit Rosana über ihre jüngere Vergangenheit zu sprechen. Schon bei meinen ersten Worten wurde sie unruhig. Ich fragte nach dem Tod ihres Bruders.
    Ihr Blick bekam etwas Flehendes. Bitte hör auf!, schien er zu sagen. Bitte nicht das!
    Ja, er war gestorben, letztes Jahr im Oktober. Mehr erfuhr ich nicht. So kam ich wieder zur zentralen Frage.
    »Why did you come to Heidelberg?«
    Abrupt drehte sie den Kopf weg und sah zur Decke.
    »I’m a tourist. Just a tourist.«
    Warum mit einem Pass, der ihr nicht gehörte?
    Sie hatte niemals einen eigenen Pass besessen, erwiderte sie. Sich einen ausstellen zu lassen, hätte Geld gekostet und Umstände gemacht. Oder wollte sie hier aus einem bestimmten Grund nicht unter ihrem wahren Namen auftreten?
    Eine Weile war es still. Ich ließ ihr Zeit, sich Gedanken zu machen. Gedanken, die sie sich in den vergangenen Wochen vermutlich schon tausendmal gemacht hatte. Beide Fenster waren gekippt. Ein paar müde Vögel zwitscherten lustlos in der frühen Vormittagshitze. Es roch nach frischer Wäsche und Desinfektionsmittel und, aber das bildete ich mir vielleicht nur ein, ein klein wenig nach Zimt. Rosana hatte die Augen geschlossen. Ihre Miene war unruhig.
    Ich nahm einen neuen Anlauf.
    »Mrs Ribeiro«, sagte ich eindringlich. »I must know what happened to you. My job is to get the guy who has hurt you. Who was it?«
    »Don’t know«, flüsterte sie mit erstickter Stimme. »Don’t know, why. Didn’t see him at all.«
    Sie wusste nicht, wer sie auf den Kopf geschlagen hatte oder warum. Doch es war offensichtlich, dass sie nicht die Wahrheit sprach.
    »What happened to your handbag?«
    »Gone.« Ihre Stimme war kaum noch zu hören. »Everything lost.«
    Vermutlich bezog sich der letzte Satz nicht nur auf ihre Handtasche.
    »You know Mr Nunda? Rafael Nunda?«
    »No!«
    Erschrocken riss sie die Augen auf. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass ich diesen Namen kannte. Von nun an beantwortete sie keine Frage mehr. Ich hatte den Punkt berührt, wo es gefährlich wurde.
    Nach einer Viertelstunde voller sinnloser Vorhaltungen und unbeantworteter Fragen gab ich auf und bat sie, noch ein wenig von ihrer Heimat zu erzählen. Wieder erschien nach kurzer Zeit dieses Paradies voller duftender Blumen und bunter Vögel vor meinen Augen. Und wieder erfuhr ich nichts über die Zeit nach ihrem nächtlichen Aufbruch zusammen mit dem jüngeren Bruder, für den sie nach so vielen Jahren der Sorglosigkeit plötzlich verantwortlich gewesen war.
    Ich musste ihr die Angst nehmen. Doch dazu musste ich herausfinden, wovor sie sich so fürchtete, und heute würde mir das nicht gelingen. Aber ich würde wiederkommen. Irgendwann würde sie Vertrauen zu mir gewinnen. In drei Tagen kann eine Menge geschehen.
    »What’s your name?«, fragte sie, als ich ihr zum Abschied zunickte.
    »Gerlach«, antwortete ich. »Alexander Gerlach.«
    »Alexandre«, sagte sie lächelnd, mit einem »sch« in der Mitte, und horchte dem Klang meines Vornamens nach. »You call me Rosana, okay?«
    Es war ein scheues Lächeln. Aber es war kein ehrliches Lächeln. Sie fürchtete sich nicht nur vor etwas dort draußen. Sie fürchtete sich auch vor mir.
    »Entweder du wirst tatsächlich immer schlechter«, meinte Lorenzo abends in einer Mischung aus Tadel und Besorgnis, »oder du bist heute äußerst unkonzentriert, mein Freund.«
    Bereits mit seinem vierten Zug hatte er meinen rechten Läufer niedergestreckt, und jetzt, nach dem elften, hatte mein König sich so hoffnungslos in eine Ecke

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