Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzes Fieber

Schwarzes Fieber

Titel: Schwarzes Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
Vom Netzwerk:
Chauffeure nicht oft Anzüge bei der Arbeit?«
    »Und Krawatten.«
    In meinem Kopf purzelten die Gedanken durcheinander. Es hatte einige Anrufe von Telefonzellen gegeben, die irgendwo nördlich von Heidelberg standen. Fahlenberg war früher Geschäftsmann gewesen. Irgendeinen »Doktor Soundso« hatte Nunda nach Duvals Worten gesucht.
    Nach rekordverdächtigen siebenundvierzig Sekunden saß ich in einem Dienstwagen und war mit rotierendem Blaulicht auf dem Weg.

22
    Doktor Fahlenberg wohnte in Leutershausen, dem südlichen Stadtteil von Hirschberg. Sein Anwesen zeichnete sich zunächst durch zwei Dinge aus. Erstens fand ich es kaum, obwohl Balke mir eine genaue Wegbeschreibung diktiert hatte. Es ging durch einen alten, hübschen Ortskern und später irgendwo nach rechts in ein Neubaugebiet, wo ich mich zweimal verfuhr, ehe ich am Ende dort war. Und zweitens konnte man es nicht sehen, wenn man davorstand. Die Villa – aus einigem Abstand hatte ich noch erkennen können, dass es sich um interessante moderne Architektur aus Beton und Glas handelte – thronte am Hang des Odenwalds, doch wenn man ihr zu nahe kam, war der Blick durch eine zwei Meter hohe Mauer und die darüber hinausragende Vegetation verstellt. Unter dem Haus, in den Hang hineingebaut, befand sich eine große Doppelgarage mit dunkelbraun gestrichenem Holztor, links davon ein bescheidenes Metallgittertörchen mit Videokamera und Klingelknopf, hinter dem dann eine Treppe in leichtem Bogen zum Hauseingang hinaufführte, sodass das Haus auch von hier aus unsichtbar blieb.
    Balke hatte ein paar Schritte weiter im Schatten des Waldrands geparkt. Er lehnte an einem schwarzen Audi A4 und telefonierte, während er mit der freien Hand heftig gestikulierte. Als er mich erblickte, beendete er das Gespräch mitten im Satz und kam auf mich zu.
    »Hier sind wir richtig«, sagte er grimmig und fischte einen Zettel aus der Brusttasche seines Poloshirts. »Dieser Schlindwein hat einiges auf dem Kerbholz. Außerdem passt die Beschreibung perfekt. Unser Mann ist einsfünfundneunzig groß und hat sich früher wirklich mal als Boxer versucht. Hat aber vor allem auf die Nase gekriegt, weil er zu langsam war. In seinem Strafregister geht es meistens um Körperverletzung. Scheint gerne mal auszuticken, wenn etwas nicht so läuft, wie er will.« Das Handy in der Gesäßtasche seiner Jeans trillerte aufgeregt, aber er ließ es stecken. »Beim ersten Mal war er noch minderjährig und hat ein halbes Jahr auf Bewährung gekriegt. Beim zweiten dann schon drei Jahre ohne. Sechs Monate, nachdem er wieder raus war, zur Abwechslung mal schwerer Raub. Er hat dem armen Kerl, den er zusammengeschlagen hat, die Uhr geklaut. Das hat ihm dann fünf Jahre eingebracht.«
    »Klingt wirklich, als wären wir an der richtigen Adresse.«
    »Er ist übrigens nicht nur Fahlenbergs Fahrer. Er arbeitet hier als Mädchen für alles und hütet das Haus, wenn der Herr Doktor mal abwesend zu sein geruht. Was anscheinend öfter vorkommt, wie mir eine Nachbarin erzählt hat.«
    »Bei diesem Vorstrafenregister hat der Mann hier eine solche Vertrauensstellung?«
    Das Handy gab endlich Ruhe.
    »Hab mich auch schon gewundert. Ich habe vorhin mit Schlindweins damaligem Bewährungshelfer telefoniert. Fahlenberg hat Schlindwein praktisch vom Gefängnistor weg eingestellt. Damals war er dreiunddreißig und hatte schon fast zehn Jahre Knast hinter sich. Der Doktor steht im Ruf, hin und wieder gestrauchelten Existenzen eine neue Chance zu geben. Als er seine Firma noch hatte, hat er so manchen Ganoven auf den rechten Weg zurückgebracht, hat mir der Bewährungshelfer erzählt. Und seit Schlindwein hier arbeitet, ist er auch nie mehr polizeilich aufgefallen.«
    Ein bunt bemalter VW-Bus, der noch aus der Hippiezeit zu stammen schien, knatterte mit kaputtem Auspuff an uns vorbei und ließ ein stinkendes, blassblaues Abgaswölkchen stehen. Dann war es wieder still. Hinter der Mauer brummte ein Rasenmäher.
    »Worauf warten wir eigentlich?«, wollte Balke wissen.
    »Ich weiß nicht so recht, wie wir vorgehen sollen. Ich möchte Schlindwein erst aufscheuchen, wenn ich etwas Belastbares gegen ihn in der Hand habe.«
    »Wir könnten doch einfach mal klingeln und ihn uns ansehen. Und zum Beispiel fragen, was er am fraglichen Abend gemacht hat.«
    Über uns zwitscherte eine Amsel aufgeregt. Aus der Ferne antwortete eine andere. Ganz in der Nähe lachte ein Mann, ohne dass man ihn sehen konnte. Es roch nach Sommer und frisch

Weitere Kostenlose Bücher