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Schwarzes Fieber

Schwarzes Fieber

Titel: Schwarzes Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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Geschäfte? Seine Firma hat mit pharmazeutischen Produkten gehandelt, wenn ich mich richtig erinnere.«
    Nebenbei sichtete ich meine Mails. Die von Theresa bestand aus einem Fragezeichen in Schriftgröße achtundvierzig. Das roch nach schwerem Ärger. War aber ohnehin nicht mehr zu ändern.
    Balke beantwortete meine Frage: »Seinen Laden hat er vor vier Jahren an einen holländischen Konzern verkauft. Der Preis wurde geheim gehalten, dürfte aber irgendwo zwischen fünfzig und hundert Millionen gelegen haben. Die Holländer haben den Firmennamen beibehalten und den Betrieb im Großen und Ganzen einfach weitergeführt. Sie haben knapp hundert Mitarbeiter und sitzen irgendwo im Westen, in der Nähe vom Autobahnkreuz, und beliefern nur Großabnehmer wie Krankenhäuser und Rehakliniken.«
    Runkel hatte aus unserem Archiv einige großformatige Verbrecherfotos organisiert. Obwohl Schlindwein darauf zehn Jahre jünger war als heute, war er gut zu erkennen. Er zählte zu den Typen, deren Aussehen sich über die Jahrzehnte nicht wesentlich änderte. Sogar seinen Bürstenhaarschnitt hatte er damals schon getragen.
    »Jeder von Ihnen schnappt sich eines der Bilder und zeigt es einem unserer Augenzeugen.« Sönnchen war bei dieser Anweisung natürlich ausgenommen. »Punkt zwei treffen wir uns wieder hier.«
    Wir stellten fest, dass wir es ausschließlich mit Zeuginnen zu tun hatten. Da waren die beiden Frauen aus dem Keller der Uniklinik, die Putzfrau im Erdgeschoss und die Schwester, die ihm in Rosanas Krankenzimmer für Sekunden gegenübergestanden hatte. Und Susi natürlich. Balke bestand darauf, Letztere zu übernehmen.
    »In die Uniklinik kriegen mich jedenfalls keine zehn Pferde!«
    Als schon alle aufspringen wollten, kam mir noch ein Gedanke. »Wer ist eigentlich unmittelbar vor Schlindwein durch Waldhilsbach gekommen?«
    Vangelis blätterte in ihren Unterlagen, während Balke seinen PDA traktierte. Zu seinem Verdruss war Vangelis mit ihrem Notizbüchlein wieder einmal schneller.
    »Ein verheirateter Lehrer aus Sinsheim in Begleitung einer jungen Referendarin. Meiner Ansicht nach kommt er als Täter nicht infrage. Ich habe heute Morgen selbst mit ihm telefoniert. Der hatte an dem Abend anderes im Kopf, als fremde Frauen auf den Kopf zu schlagen.«
    »Wie lange vor Schlindwein ist er durch Waldhilsbach gekommen?«
    »Zwei Minuten.« Plötzlich wurden ihre Augen schmal. »Stimmt! Er könnte ihn gesehen haben! Zumindest den Mercedes am Straßenrand. Schlindwein wird eine Weile gebraucht haben, um die Frau aus dem Kofferraum in den Wald zu schleifen und die Böschung hinunterzuwerfen.«
    »Rufen Sie ihn an«, sagte ich. »Lassen Sie ihn aus dem Unterricht holen oder meinetwegen aus dem Bett seiner Referendarin.«
     
    Um vierzehn Uhr hatten alle unsere Zeuginnen Schlindweins Foto gesehen, und wir waren kein bisschen schlauer. Balke hatte Susi aus dem Bett klingeln müssen. Nach längerem Hin und Her war sie sich letztlich nicht sicher gewesen, ob es sich bei dem Mann auf dem Foto um den vermeintlichen Architekten handelte, der sich in ihrer Bar mit Nunda getroffen hatte. Der Sinsheimer Lehrer hatte auf seiner nächtlichen Fahrt vom Königstuhl ausschließlich Augen für seine Begleiterin gehabt und konnte sich kaum daran erinnern, durch ein Dorf gefahren zu sein. Beim Klinikpersonal schließlich stand es unentschieden.
    Die Mannheimerin erkannte Schlindwein eindeutig wieder, ihre Kollegin, die Blonde, war sich ebenso sicher, den Mann auf dem Foto noch nie im Leben gesehen zu haben. Die Putzfrau, die ich im Erdgeschoss getroffen hatte, war überzeugt, dass wir den Falschen verdächtigten, und die rothaarige Krankenschwester schließlich, die ihm für kurze Zeit Auge in Auge gegenübergestanden hatte, konnte sich nicht entscheiden. Erst meinte sie ja, dann nein, und am Ende hatte sie sich mit Runkel auf ein klares »Vielleicht« geeinigt.
    »So wird das nichts«, meinte Balke frustriert. »Wir müssen ihn in die Mangel nehmen. Dann wird er schon gestehen.«
    »Was berichtet die Überwachung?«
    »Nichts. Er mäht Rasen.«
    »Der Mann schützt seinen Chef«, überlegte Vangelis. »Das ist für mich sonnenklar.«
    »Es ist die einzige logische Erklärung.« Ich nahm die Brille ab und massierte mir die Nasenwurzel.
    Leise hörte ich Sönnchen im Vorzimmer telefonieren und hin und wieder lachen. Irgendwo im Haus knallte eine Tür ins Schloss. Offenbar war Wind aufgekommen. Jetzt erst bemerkte ich, dass der Himmel wolkenüberzogen

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