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Schwarzes Fieber

Schwarzes Fieber

Titel: Schwarzes Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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gemähtem Gras.
    »Okay. Einen Versuch ist es wert.«
    Sebastian Schlindwein kam mit gemächlichen Schritten die Treppe herab und blieb hinter dem Törchen stehen. Trotz der Hitze trug er ein kariertes Flanellhemd, dazu eine ölverschmierte alte Bluejeans. Seine Füße steckten in klobigen, schwarzen Sicherheitsschuhen, an denen abgemähtes Gras klebte. In der Rechten trug er zusammengeknüllt ein paar unglaublich schmutzige Arbeitshandschuhe.
    »Was gibt’s?«, fragte er misstrauisch. »Wir kaufen nichts. Wir spenden nichts. Und wir bestellen keine Heftchen.«
    Diese Stimme kannte ich vom Telefon.
    »Herr Schlindwein?« Ich zeigte ihm meinen Dienstausweis.
    Seine Antwort beschränkte sich auf ein Hochziehen der linken Braue.
    »Könnte es sein, dass Sie am sechsundzwanzigsten Juli nachts gegen halb zwölf durch Waldhilsbach gefahren sind? Es war ein Samstag. Ein Zeuge will Sie dort gesehen haben.«
    »Schon möglich.« Schlindwein stopfte die Handschuhe in eine Gesäßtasche seiner Jeans, als wollte er die Hände freihaben. »Ich fahr manchmal ein bisschen durch die Gegend, wenn ich freihab. Wo liegt denn dieses Wald … Wie heißt das noch mal?«
    »Sie stammen aus Heidelberg?«, lautete Balkes leutselige Gegenfrage.
    »Kleingemünd. Wieso?«
    »Und da wissen Sie nicht, wo Waldhilsbach liegt?«
    »Bin in Erdkunde nie so gut gewesen. Kann mir das Zeug einfach nicht merken.«
    »Schön haben Sie es hier.« Ich meinte es ehrlich. »Machen Sie das ganze Grundstück allein?«
    »Hm.« Schlindwein war für Schmeicheleien nicht empfänglich. »Wenn der Herr Doktor da ist, kommt tagsüber noch eine Frau. Warum?«
    »Dürften wir uns Ihr Auto mal ansehen?«, fragte Balke wie nebenbei. Den Blick, mit dem ich ihn zu bremsen versuchte, bemerkte er nicht.
    »Wüsste eigentlich nicht, was Sie mein Auto angeht.«
    »Kein Problem«, wiegelte ich freundlich ab. »Wo ist Ihr Chef zurzeit?«
    »Auf Sardinien. Da ist er meistens im Sommer. Hat da ein Haus. Was soll denn die komische Fragerei? Sie sind doch nicht da, weil ich irgendwann mal in Waldhilsbach gewesen bin.«
    »Sie geben also zu, am fraglichen Samstagabend dort gewesen zu sein?«, hakte Balke ein.
    »Gar nichts geb ich zu.«
    Endlich bemerkte Balke meine kleinen Zeichen und hielt die Klappe.
    »Wir suchen Zeugen«, erklärte ich im Plauderton. »In der Nacht ist da in der Nähe eine Frau überfallen worden. An der Straße ungefähr zwei Kilometer vor dem Waldhilsbacher Ortsschild. Sie haben nicht zufällig irgendwas gesehen oder gehört?«
    »Eine Frau?« Schlindwein sah mich ungerührt an und erwiderte mein Lächeln nicht. »Ja, stimmt, ich glaub, ich hab’s in der Zeitung gelesen. Da ist das also gewesen? Mir ist nichts aufgefallen. Ich hab bestimmt nichts gesehen. Und nichts gehört. Ich hab Musik angehabt.«
    »Daran können Sie sich noch erinnern?« Balke konnte sich doch nicht beherrschen. »Nach über drei Wochen?«
    »Ich hab immer Musik an, wenn ich allein fahre. Ist ja wohl nicht verboten.«
    Ich packte Balke am Arm, bedankte mich für die freundliche Unterstützung, und wir gingen. Sekunden später brummte wieder der Rasenmäher.
    »Und?«, fragte Balke ungeduldig. »Das sieht doch ein Blinder, dass der lügt.«
    »Nervös hat er nicht auf mich gewirkt.«
    »Der ist in seinem Leben schon zu oft verhört worden. Wir müssen ihm viel mehr Druck machen.«
    Für Balke wäre allein die Tatsache, dass es sich bei Doktor Fahlenberg um einen wohlhabenden Mann handelte, Anlass genug gewesen, hier besonders rigoros vorzugehen.
    »Und wenn er jetzt abhaut?«, nörgelte er. »Nach Frankreich braucht er eine gute halbe Stunde!«
    »Wird er nicht, keine Sorge. Wir haben ihn ein bisschen aufgescheucht, und ab sofort werden wir ihn nicht mehr aus den Augen lassen. Organisieren Sie die lückenlose Überwachung des Hauses. Er darf es ruhig merken. Außerdem besorgen wir uns ein paar brauchbare Fotos von Schlindwein. Die zeigen wir allen, die den Mann im dunklen Anzug irgendwann gesehen haben.«
     
    »Schlindwein dürfte wohl kaum der Geschäftsmann sein, den Nunda gesucht hat«, überlegte ich laut.
    Wir saßen zu fünft zusammen und hielten Kriegsrat. Sogar Sönnchen war dabei. Uns blieben noch siebzehn Stunden, aber jetzt sah ich wieder eine reelle Chance. Plötzlich herrschte diese fiebrige Nervosität, die sich immer dann einstellt, wenn es vorangeht. Wenn die ersten Teile des Puzzles zusammenpassen. Ich wandte mich an Balke.
    »Was wissen wir über Doktor Fahlenbergs

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