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Schwarzes Fieber

Schwarzes Fieber

Titel: Schwarzes Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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hat.«
    »Bleiben siebzehn«, stellte Balke mit hochgezogenen Brauen fest.
    »Dann alle Frauen.«
    »Dreizehn.« Balke gähnte.
    »Alle Familienausflüge mit Kindern.«
    »Neun.«
    »Okay, das müsste gehen. Jeder von Ihnen übernimmt drei«, ordnete ich an. »Alles andere bleibt liegen. Bis Mittag erwarte ich Ihre Berichte.«
    Sie verteilten die Namen und dazugehörigen Fotos willkürlich unter sich und sprangen auf.
    »Ach, übrigens.« Balke setzte sich noch einmal. »Fast hätte ich’s vergessen: Der Ukrainer ist identifiziert. War gar nicht so kompliziert, das BKA hat ihn nämlich in den Akten. Er hat schon mal gesessen in Deutschland. Sein wirklicher Name ist Jurij Woronin. In den Neunzigern war er hier eine Weile mit einer ungewöhnlich brutal arbeitenden Einbrecherbande unterwegs. Zweieinhalb Jahre hat er gesessen, dann wurde er abgeschoben.«
    »Und wie läuft es mit Nicole?«
    Er grinste schief. »Das wird wohl nicht wieder. Ich hab sie gestern rausgeschmissen. Ist ja schließlich meine Wohnung.«
    Er ging mit müden Schritten. So zerbrach die erste feste Beziehung in seinem Leben wegen der ersten Frau, mit der er garantiert nichts angefangen hätte. Plötzlich ging die Tür noch einmal auf.
    »Zur Liebe gehört auch ein bisschen Vertrauen«, sagte Balke so ernst, wie ich ihn noch selten erlebt hatte. »Sonst taugt sie nichts.«
    Die Warterei war das, was ich am wenigsten ertragen konnte an meinem Beruf. Dazusitzen und zu hoffen und nichts beitragen zu können. Ich versuchte, mir die Zeit mit liegengebliebenem Verwaltungskram zu vertreiben, aber ich war unkonzentriert, machte ständig Fehler, und so ließ ich es bald wieder bleiben. Ich wunderte mich darüber, dass Theresa sich heute Morgen noch nicht gemeldet hatte. Und mit leisem Schrecken wurde mir bewusst, dass ich ja auch nichts von mir hatte hören lassen. Dies holte ich nun schleunigst nach, doch alles, was ich schrieb, klang merkwürdig hohl und ein klein wenig gelogen. Aber egal – ich hatte wirklich andere Sorgen.
    Pünktlich um halb neun erschien Sönnchen im Büro und machte Kaffee.
    Irgendwann kam Theresas Antwort: »Sehen wir uns heute Abend?«
    Richtig, Dienstag war unser Tag, ich hatte es schon fast – nein, nicht vergessen. Das nicht, aber irgendwie … Heute wurde daraus wohl nichts. Ich hatte meinen Töchtern hoch und heilig versprechen müssen, dass sie mir am Abend etwas auf ihrem vergötterten Bruno vorreiten durften. Und zweitens würde es vermutlich ein langer Arbeitstag werden. So sagte ich Theresa in wohl gewählten und offenbar zu vielen Worten ab.
    »Haben wir ein Problem?«, lautete die postwendende Antwort. »Je zahlreicher die Gründe, desto fadenscheiniger die Begründung.«
    Zu einer Replik kam ich vorläufig nicht, denn in diesem Augenblick klingelte mein Telefon – Vangelis. Vierzehn Minuten vor zehn.
    »Nummer sieben können Sie streichen.«
    Eine Kopie von Runkels Namensliste lag auf meinem Schreibtisch. Karsten Möller aus Ziegelhausen.
    »Arbeitet auf dem Königstuhl als Kellner und war auf dem Heimweg. Das Restaurant schließt um elf. Eine Viertelstunde später ist er abgefahren, und weitere neun Minuten später wurde er fotografiert.«
    Die nächste Zeile strich ich nur Augenblicke später durch, denn ich hatte kaum aufgelegt, da rief Runkel an. Horst Krüger aus Marbach war vierundsiebzig und hatte sich am fraglichen Abend auf dem Königstuhl mit alten Studienfreunden getroffen. Der Mann war sechsfacher Vater und dreifacher Großvater, stark gehbehindert und hatte noch nicht einmal Punkte in Flensburg.
    Im Lauf der folgenden Stunde wurden nach und nach fünf weitere Einträge auf meiner Liste gestrichen. Kurz vor halb zwölf waren noch zwei Namen offen und meine Hoffnung fast am Boden, da meldete sich Balke.
    »Der hier könnte passen. Sebastian Schlindwein.«
    Hatte ich den Namen nicht erst kürzlich gehört? Am Telefon? Doch es gelang mit beim besten Willen nicht, mich zu erinnern, in welchem Zusammenhang. Das änderte sich in den nächsten Sekunden.
    »Er arbeitet als Chauffeur bei einem gewissen Doktor Fahlenberg in Hirschberg. Er war aber in seinem eigenen Auto unterwegs.«
    »Wie bitte?«, fragte ich erschrocken.
    Verwundert wiederholte er, was er gesagt hatte.
    »Ich habe schon richtig verstanden. Ich kann es nur nicht glauben.«
    »Schlindwein ist der Vorletzte auf der Liste, dreiundzwanzig Uhr neununddreißig. Er fährt übrigens einen Mercedes, E-Klasse. Scheint nicht übel zu verdienen. Tragen

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