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Schwarzes Fieber

Schwarzes Fieber

Titel: Schwarzes Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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dass sie den Briefkasten regelmäßig von einem Nachbarn leeren lassen sollen und nachts hie und da mal ein Licht einschalten und alles.«
    »Was man eben so tut, um Einbrecher abzuschrecken.«
     
    Bruno wirkte auch heute Abend nervös.
    »Araber sind eben temperamentvoll«, erklärte mir Sarah, während sie den Hengst verzückt beobachtete, den Louise im Kreis zu reiten versuchte. Immer wieder versuchte er, seitlich auszubrechen. »Und er muss sich erst an uns gewöhnen. Das ist ganz normal.«
    Bruno bockte, und für einen Moment fürchtete ich, er würde sich aufbäumen und Louise in den Sand werfen.
    »Das wird schon«, rief diese mit leicht verkrampfter Miene. »Er muss erst Vertrauen entwickeln.«
    Louise stieg ab, Sarah auf, und das Getänzel und Gebocke ging weiter.
    »Ist er nicht wunderbar?«, seufzte Louise.
    »Doch«, bestätigte ich ohne Überzeugung. »Wirklich toll. Ganz ehrlich.«
    »Du wirst ihn schon noch mögen. Vielleicht spürt er, dass du ihn nicht magst. Gestern war er viel braver.«
    »Ich mag ihn schon, nur irgendwie …«
    Aus der Vereinsgaststätte drang lautes Gelächter. Bruno zuckte zusammen, und Sarah gelang es nur mit Mühe und lieben Worten, ihn wieder zu beruhigen.
    Ich war froh, als die Vorführung zu Ende war und Bruno in seine Box zurückdurfte, was ihm aber anscheinend auch nicht passte. Meine Mädchen hatten ihre liebe Not, ihn durch die Tür zu bugsieren. Während ich auf sie wartete, fiel mir siedend heiß Theresa ein. Ich tippte eine lange SMS und redete mich auf meine Töchter und Bruno heraus.
    Sie antwortete fast sofort.
    »Erzähl, was du willst, aber erzähl mir bitte nichts vom Pferd.«
    Ohne Anrede, ohne Gruß. Das würde heiter werden.
     
    Rosana war bereits fertig angezogen, als ich sie am Mittwochmorgen wiedersah. In einem bunten Trägerkleidchen saß sie auf dem Bett, baumelte mit den nackten Füßen. Ihre billige Tasche stand am Boden, neben ihr lag griffbereit eine selten hässliche Kunstlederhandtasche, deren Vorbesitzerin vermutlich froh war, das Ding so elegant losgeworden zu sein.
    Natürlich konnte ich mir einen allerletzten Versuch nicht verkneifen.
    »You know the name Fahlenberg? Doctor Fahlenberg?«
    Und natürlich fiel sie nicht darauf herein.
    »Fahlen-what?«
    »He killed your brother.« Volle Breitseite. »Manuel. He killed him.«
    Bei diesen Worten senkte sie immerhin den Blick. Aber was sagte das schon?
    Eine Weile betrachtete sie ihre kleinen Zehen, die nun in unruhiger Bewegung waren.
    »Why?«, fragte sie endlich leise. »And how? How could he?«
    Jetzt war ich wieder sicher: Diese Frau konnte unmöglich so gerissen sein, mir eine solche Komödie vorzuspielen. Ich hatte mich verrannt. Wir hatten uns verrannt. Alles musste ganz anders sein. Wir waren auf der völlig falschen Fährte. Jetzt sah sie mir wieder in die Augen. Tiefe Traurigkeit lag in diesem Blick. Und Mitgefühl, und dabei war ich es doch, der hier Mitgefühl haben sollte. Tut mir leid, sagte ihr Blick, aber ich kann dir beim besten Willen nicht helfen bei deinem merkwürdigen Problem.
    Es klopfte, von draußen erklang eine Stimme: »Das Taxi!« Leichtfüßig sprang sie vom Bett, schlüpfte in flache, weiße Schuhe, packte ihr Gepäck, wandte sich mir zu und erstarrte. Langsam ließ sie die Arme sinken, die Reisetasche plumpste zu Boden, und plötzlich lag sie in meinen Armen, das Gesicht an meiner rechten Schulter. Sie hielt mich umklammert, als wäre ich ein Pfahl in tiefem, gefährlichem Wasser. Ich wusste nicht, wohin mit meinen Händen. Rosana bebte ein bisschen und weinte lautlos. Schließlich wagte ich, ein wenig ihren Rücken zu streicheln, sie sachte an mich zu drücken. Es war ein straffer Rücken voller Kraft und Muskeln.
    Sie war so klein.
    »Das Taxi!«, rief es drängender. »Der Zug geht in zwanzig Minuten!«
    Und dann war sie fort. Rosana Ribeiro aus Angola. Auf dem Weg zurück in ihre zerschundene Heimat auf der anderen Seite der Erde. Ohne einen Blick zurück.

24
    »Was ist los mit dir?« Theresa rollte sich auf den Rücken und fand ihre Zigaretten, ohne hinzusehen. Das Feuerzeug wollte nicht funktionieren, und sie musste dreimal drücken, bis ihr Glimmstängel endlich brannte. »Dein Körper ist hier. Aber dein Kopf nicht.«
    »Die Arbeit.« Seufzend griff ich mir an die Stirn. »Ich habe da einen Fall am Hals, der mich noch in den Wahnsinn treibt.«
    Sie blies mir den Rauch ins Gesicht. »Das ist alles?«
    »Du warst verdammt lange weg.«
    »Eigentlich doch eher

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