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Schwarzes Fieber

Schwarzes Fieber

Titel: Schwarzes Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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Mädchen beim Tanzkurs, die darauf warteten, aufgefordert zu werden. Die im Vergleich zu Schlindwein winzige, zarte Frau sah zu ihm auf, er zu ihr hinab, und bereits beim ersten Blick war mir klar, dass sie sich kannten. Dass es da ein Einverständnis des Schweigens gab. Schlindwein war völlig entspannt hereingekommen, und für diese Ruhe gab es nur eine Erklärung: Er war überzeugt, dass sie ihn nicht verraten würde.
    Rosana machte den Anfang. Stumm schüttelte sie den Kopf. Dann wandte sie sich mir zu. Lächelte scheu.
    »I’m sorry.«
    Nun sah auch Schlindwein mich an.
    »War’s das dann? Kann ich dann gehen?«
    Ich ließ Schlindwein abführen und Rosana dorthin zurückbringen, wo ein Streifenwagen sie vorhin abgeholt hatte. Als sie durch die Tür ging, wandte sie sich noch einmal um, sah mich ernst und ein wenig verzagt an. Als wollte sie sich versichern, dass ich ihr nicht böse war. Ich hob die rechte Hand zu einem angedeuteten Gruß. Sie lächelte, nickte mir zu, die Tür schloss sich.
    Meine letzte Hoffnung war die Spurensicherung.
     
    Es wurde fünf, es wurde sechs, und aus Hirschberg hörte man nichts mehr. Es war fast nicht zum Aushalten. Mehrfach widerstand ich der Versuchung, Vangelis anzurufen.
    Endlich, kurz nach halb sieben, klingelte mein Telefon.
    »Totale Pleite«, sagte sie erschöpft. »Setzen Sie ihn auf freien Fuß.«
    Weder in Schlindweins Wohnung hatten sie etwas gefunden, was sich zur Not zum Beweisstück erklären ließ, noch an einem seiner Kleidungsstücke, was schon erstaunlicher war. Aber vielleicht hatte er ja alles weggeworfen, was mit seinen Opfern in Berührung gekommen war. Das wirklich Niederschmetternde war: Auch in seinem Wagen fand sich nicht die geringste Spur. Weder von Nunda noch von Rosana. Und das brachte nun mein komplettes, so wunderhübsches und logisches Gedankengebäude endgültig zum Einsturz. Sicherheitshalber ließ ich sogar noch einmal prüfen, ob es auch wirklich der richtige Mercedes war. Aber es war die richtige Nummer, die richtige Farbe, der richtige Typ. Kein Irrtum möglich.
    Ich wählte die Nummer der Staatsanwaltschaft und veranlasste Sebastian Schlindweins Freilassung.
    Wie hatte Runkel gesagt? Ich hätte kotzen können.
     
    »Herr Krimnalrat«, sagte Sonja Walldorf ungewöhnlich ernst, nachdem ich aufgelegt hatte. »Da war noch was.«
    Ich hatte schon halb gestanden und setzte mich wieder.
    »Sie sind immer noch da? Ich hoffe, es ist nichts Schlimmes?«
    »Ich glaub leider, doch.«
    Ein wenig umständlich nahm sie auf ihrem üblichen Stuhl Platz. Sie wagte kaum, mir in die Augen zu sehen.
    »Sie wollen doch nicht etwa kündigen, Sönnchen?«
    »Aber nein.« Sie lächelte nicht einmal. »Es geht um diese Einbrüche.«
    »Wollen Sie ein Geständnis ablegen?«
    Endlich lachte sie doch. »Ich hab die letzten Tage ein bisschen rumtelefoniert. Ich hoffe, Sie sind nicht sauer deswegen, aber …«
    »Das werde ich Ihnen sagen, wenn ich weiß, worauf Sie hinauswollen.«
    Ich sah auf die Uhr, denn ich hatte noch einen Termin heute Abend. Einen Termin, den ich unter keinen Umständen versäumen durfte.
    »Es ist nämlich so.« Endlich nahm sie sich ein Herz und sah mir ins Gesicht. »Ich weiß, wer’s war.«
    »Dann mal raus mit der Sprache.«
    »Ich hab herausgefunden, dass alle, bei denen eingebrochen worden ist, wirklich alle, im letzten halben Jahr bei unserer Beratungsstelle waren.«
    Ich stützte das Gesicht in die Hände und fühlte mich auf einmal unendlich blöde. Da fahndete eine ganze Sonderkommission seit Monaten erfolglos vor sich hin, unsere wunderbare Kriminaltechnik sicherte Spuren über Spuren. Und dann löste meine Sekretärin den Fall mal eben mit ein paar Telefongesprächen.
    »Nun sagen Sie schon, wer ist es?«
    »Die Frau Pawlow, denke ich.«
    »Hauptkommissarin Pawlow?«
    Sie nickte unglücklich. »Zusammen mit ihrem Mann, nehme ich an. Sie haben sich beim Bauen übernommen. Und letztes Jahr ist dann auch noch Herr Pawlow arbeitslos geworden. Die Schulden sind ihnen einfach über den Kopf gewachsen.«
    Ich rieb mir das Gesicht. »Die Leute waren hier«, überlegte ich laut, »um sich Rat zu holen. Sie haben Frau Pawlow alles erzählt. Wo sie ihre Wertsachen verstecken …«
    »… wie die Alarmanlage funktioniert …«
    »… und wo sie nicht so richtig funktioniert, vermutlich auch.«
    Sönnchen fiel es unendlich schwer, eine Kollegin anzuschwärzen. »Sie fragt die Leute auch immer, wann sie in Urlaub fahren. Und gibt ihnen Tipps,

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