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Schwarzes Fieber

Schwarzes Fieber

Titel: Schwarzes Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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bestimmt. »Das können wir nicht.«
    »Wo sind Sie zurzeit?«
    »Zu Hause. In Bonn. In der Nähe von Bonn. Ich könnte …« Einige Augenblicke tippte Machatscheck auf einer Tastatur, »… in anderthalb Stunden in Frankfurt sein. Wir treffen uns am Bahnhof?«

25
    Heinz-Jürgen Machatscheck entpuppte sich als übergewichtiger, mittelgroßer Mann mit trockenen Lippen, den man leicht übersah. Einen berühmten Enthüllungsjournalisten hatte ich mir etwas anders vorgestellt. Er wirkte eher wie ein auf den Hund gekommener kleiner Bankangestellter oder Finanzbeamter. Machatscheck bearbeitete bevorzugt die ganz großen Sachen, hatte Balke mir mit auf den Weg gegeben. Wirtschaftsskandale von internationalem Kaliber, Politiker, die tot in einer Badewanne aufgefunden wurden oder im Bett einer Prostituierten.
    Der Journalist steckte in einem schiefen, hellgrauen Anzug, der ihm zugleich zu groß und zu klein war, und führte ein elegantes Aktenköfferchen mit sich, das in seiner Hand wie geklaut wirkte. Nach der Farbe seiner Nase zu schließen, trank er zu viel. Nur sein wacher Blick verriet, dass man den Mann nicht unterschätzen sollte.
    Der ICE aus Köln war zu meiner Verblüffung auf die Minute pünktlich gewesen. Um uns herum lärmte eine Gruppe Jugendlicher, Pfadfinder auf dem Weg in ein Ferienlager am Genfer See.
    »Wohin gehen wir?«, fragte Machatscheck, nachdem wir uns flüchtig die Hand gedrückt hatten. Er schien an einem Tick zu leiden, denn er sah sich ständig um.
    »Ich habe vorne im Bahnhof ein kleines Bistro entdeckt«, schlug ich vor.
    Die Idee gefiel ihm gar nicht. »Zu viele Leute.«
    So gingen wir zusammen in Richtung Messeturm und fanden eine ruhige Eckkneipe, die von einem riesenhaften Griechen betrieben wurde.
    Machatschecks Blick schweifte immer noch unruhig umher.
    »Ich denke nicht, dass Sie sich hier fürchten müssen«, meinte ich leicht belustigt, als unsere Getränke auf dem Tisch standen. Ich hatte eine Cola light gewählt, er ein Viertel schweren, dunkelroten Athos.
    »Man hat mir schon zweimal recht zielstrebig nach dem Leben getrachtet«, lautete seine grimmige Antwort. »Und ein paarmal mehr so nebenbei. Ich finde, das genügt vorläufig.«
    Meine Hoffnung auf neue, vielleicht sensationelle Informationen schwand. Der Mann, der mir gegenübersaß, war offensichtlich Alkoholiker und litt zudem unter einem ausgeprägten Verfolgungswahn.
    »Also«, sagte er nach dem ersten gierigen Schluck. »Wenn ich Sie vorhin am Telefon richtig verstanden habe, dann möchten Sie wissen, was aus den Blutkonserven wurde, die fünfundachtzig in Frankreich aus dem Verkehr gezogen wurden.«
    Die Tür des Lokals schwang auf, und jetzt wurde mir klar, dass Machatscheck bewusst den Stuhl mit Blick auf den Eingang gewählt hatte. Unauffällig musterte er den schwarzhaarigen jungen Mann, der mit langen Schritten eintrat. Der war zum Glück lediglich ein Verwandter des Wirts und kein arabischer Terrorist. Die beiden begrüßten sich lachend und begannen, abwechselnd auf Griechisch und Hessisch, eine lebhafte und lautstarke Unterhaltung.
    Machatscheck entspannte sich.
    »Wir sind hier in Frankfurt und nicht in Bagdad.« Es gelang mir nicht ganz, ein Lächeln zu verkneifen. »Und wir reden über eine uralte Geschichte, bei der ein erheblicher Teil der Betroffenen längst verstorben sein dürfte.«
    »Oder umgebracht.« Machatscheck musterte mich mit plötzlich unangenehm wachem Blick. »Es ging um sehr viel Geld, wie Sie sich denken können. Und ab bestimmten Summen werden auch Menschenleben zu rein kalkulatorischen Größen. Nicht nur in Bagdad, sondern auch bei uns in Deutschland. Sogar in Heidelberg.«
    Der Rotwein schien ihm gut zu schmecken.
    »Ich werde Ihnen sagen, was ich weiß«, brummelte er so leise, als fürchtete er, abgehört zu werden. »Und auch das, was ich bisher nur vermute. Und dann wollen wir sehen, wie wir zusammenkommen.« Machatscheck lehnte sich zurück und runzelte die Stirn, den Blick wieder auf die Tür gerichtet.
    »Mitte der Achtzigerjahre war es noch kaum möglich, das HIV-Virus nachzuweisen. Dreiundachtzig hat Gallo in Paris das Virus dann sozusagen entdeckt. Schon um die Urheberrechte an diesem Nachweis gab es später eine Menge Prozesse. Denn auch da ging es um sehr viel Geld.«
    Plötzlich wurde mir klar, warum sein Anzug so schief saß.
    »Was sich da unter Ihrer linken Achsel so beult …?«
    Machatscheck zog eine schiefe Grimasse. »Eine SIG Sauer P225. Dürften Sie kennen.«
    Die

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