Schwarzes Gold Roman
angeht: dazu haben andere, unter
anderem Sie selbst als Redakteur von
Avanse
, mit zahlreichen Analysen
beigetragen. In der Zeit vor dieser Krise, also als Spenning & Co Gelder
von der Garantiegemeinschaft angenommen hat, war ich ganz woanders. Ich habe
damit nichts zu tun, weder mit einem Steuerbetrug noch mit den Geschäften von
Spenning & Co.«
Bløgger schnarrte: »Trotzdem haben Sie dieses Dokument
ausgegraben und halten es in der Schreibtischschublade bereit, wenn sich jemand
von der kritischen Presse angekündigt hat? Was denken Sie von mir, Lindeman?
Glauben Sie, dass ich Ihnen das als Beweis für irgendetwas abkaufe?«
Vebjørn studierte den Redakteur in seinem Sessel, ehe er
sagte: »Lassen Sie mich offen sein, Bløgger, Ihnen und Ihren Lesern
gegenüber: Es stimmt. Ich habe dieses Dokument ausgegraben. Weil ich schon
lange auf diesen Besuch warte. Ich habe Ihr Briefchen erwartet. Ich wusste, es
würde kommen – doch ich wusste nicht wann, und ich hatte keine Ahnung, wer
damit kommen würde.«
Als Bløgger ihn unterbrechen wollte, hob Vebjørn abwehrend
die Hand. »Lassen Sie es mich deutlich sagen«, fuhr er fort. »Dieses
Dokument, das sie mir hier auf den Tisch knallen – das Sie also Beweis dafür
nennen, dass ich auf unrechtmäßige Weise Geld auf ein Konto auf den Bahamas
überwiesen habe –, dieses Dokument können Sie nur aus einer von drei
Quellen erhalten haben. Ich weiß auch von wem. Ich werde Ihnen sagen, von wem,
und auch, warum ich das weiß. Im Jahre 1963 habe ich im Auftrag von Georg
Spenning einen Fonds für seine drei Töchter gegründet. Georgs erste Frau war
gerade bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Dieser Fonds sollte das Erbe
der Töchter inklusive der Reederei sichern. Das Geld für den Bauauftrag des
Schiffes 1971 wurde aus diesem Fonds entliehen. Das war keine sehr glückliche
Lösung. Ich habe Georg sogar aufs Heftigste davon abgeraten. Wir hatten eine
erbitterte Auseinandersetzung deswegen. Heute wäre eine solche Aktion unter
Androhung von Strafe untersagt. Aber das war 1971. Eine andere Zeit. Nun,
moralisch oder juristisch gesehen, ändert das die Sache nicht. Sie werden mit
Recht behaupten, dass es kriminell war, das Geld einem Fonds zu entnehmen,
dessen Begünstigte Georg Spennings Erben waren. Wenn Sie dieser Sache weit
genug nachgehen, könnten Sie möglicherweise eine öffentliche Ermittlung
gegen mich erwirken – viel Glück, sage ich nur. Persönlich glaube ich, dass
Sie gegen Windmühlen kämpfen würden, der Fall liegt über fünfzehn Jahre
zurück und ist – nehme ich an – verjährt. Ich komme also lieber zum
Punkt. Es gibt nur wenige Personen, die Zugriff zu diesen Informationen haben
und demnach wissen können, woher das Geld für die Bahamas-Transaktion stammt.
Ausschließlich Spennings Töchter haben davon erfahren. Und das ging nicht
ohne Blessuren ab. Jahre später wurde Georg Spenning durch eine von Sara
Augusta erzwungene Erbschaftsteilung genötigt, seinen Töchtern davon zu
berichten. Natürlich können sich Gerüchte verbreitet haben. Aber Sie legen
mir hier kein Gerücht auf den Tisch, sondern besagtes Dokument. Glauben Sie
mir Bløgger, mit dieser Geschichte brechen Sie mir nicht das Kreuz. Sie haben
als Pressemensch vielleicht nach dem Gebot
never check a good story
gehandelt, aber das hat dazu geführt, dass Sie ohne Schnur und Angel fischen
gegangen sind. Nun, ich kann Sie nicht für Ihre journalistische Spürnase
verurteilen, aber fragen Sie sich doch mal: Jemand gibt Ihnen dieses Dokument.
Warum? Natürlich, um mich zu schädigen. Wer sollte das sein? Rechtsanwalt
Huitfeldt, der einst mit Sara Augusta Spenning verheiratet war? Kaum. Sie hat
ihr Erbe erhalten und wurde aus dem Fonds ausbezahlt, lange bevor sie an Krebs
starb. War es möglicherweise Emma Otilie oder ihre Familie, die auf Staten
Island in den USA lebt und schon seit vielen Jahren nicht mehr in Norwegen war?
Kaum. Sie wurden vom dritten Interessenten dieses Fonds über ihren
Bevollmächtigten ausbezahlt – die dritte ist die kleine Schwester namens
Bette Line. Nach ihrer Heirat überließ Bette Line Spenning die Verwaltung
ihrer finanziellen Interessen ihrem Ehemann, Erling Sachs. Erling Sachs kennt
sich mit Geld aus, und das Vermögen seiner inzwischen geschiedenen Frau hat
sich in der Zeit, als er sich um das Geld kümmerte, sicher vervielfacht. Und
ausgerechnet mit Erling Sachs haben Sie in einer Mannschaft
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