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Schwarzes Gold Roman

Schwarzes Gold Roman

Titel: Schwarzes Gold Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl Anne Bubenzer
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machen.
    Aftenposten, 10. Dezember 1986
    SPENNING EXPANDIERT
    Gestern wurde bekannt, dass Norwegens größter
Industriekonzern, Spenning AS, die Versicherungsgesellschaft Trygt Liv
aufgekauft hat. Es ist nicht zu übersehen, dass sich der allzeit
diversifizierende Konzernchef Vebjørn Lindeman ein weiteres Standbein auf dem
Finanzmarkt sichern will. Der zukünftige Name ist nach einer Verlautbarung
Lindemans »Trygg Spenning«. Das Unternehmen wird weiter als selbstständige
Einheit innerhalb des Konzerns agieren. Geschäftsführer der neuen
Versicherungsabteilung wird der junge, aufstrebende Iver Søndeled, der auf
viele Jahre in der Versicherungsbranche und ein kurzes Gastspiel bei
Kapitalinvest zurückblicken kann.

36
    Am Tag nach der Pressekonferenz rief Dagfinn Bløgger,
Redakteur der Zeitschrift
Avanse
, bei Vebjørn Lindeman an und bat um
ein Exklusivinterview.
    Vebjørn empfing Bløgger in seinem Büro. Der Journalist sah
sich um, dann trat er ans Fenster und stellte mit leisem Grinsen fest:
    »Tadellose Aussicht.«
    Vebjørn machte eine Armbewegung zur Sitzgruppe: »Überhaupt
ein tadelloser Job.«
    »Er muss ja etwas wert sein, so wie Sie sich daran
festklammern.«
    Der Tonfall: plötzlich aggressiv, angriffslustig, wie eine
aufgebrachte Wespe, dachte Vebjørn und sagte:
    »So etwas nennen wir Understatement.«
    Sie nahmen Platz.
    »Darf ich Ihnen etwas anbieten?«
    »Nein, danke!«
    »So wie ich es verstanden habe, geht es in diesem Interview
um unseren neuen Geschäftsbereich.«
    »Da muss es sich um ein Missverständnis handeln.«
    »Worum geht es denn dann?«
    »Ich bin im Besitz eines Dokuments.«
    Dagfinn Bløgger suchte in seiner Tasche, blinzelte auf das
Papier, das er herauszog, dann korrigierte er sich: »Ich bin im Besitz einer
Kopie des Dokuments, das beweist, dass Spenning & Co 1971 – als Sie
leitender Direktor der Reederei waren – einen Betrag von zweihundertzwanzig
Millionen Kronen auf den Bahamas deponiert hat.«
    Vebjørn kommentierte diese Aussage nicht. Mit nachdenklicher
Miene drehte er Däumchen.
    »Leugnen Sie diese Tatsache?«
    Vebjørn schwieg weiter.
    Dagfinn Bløgger beugte sich vor und legte ein Tonbandgerät
auf den Tisch aus poliertem Walnussholz. Sorgfältig achtete er darauf, das
Mikrophon so aufzustellen, dass es schräg auf sein Gegenüber gerichtet war
– wie eine kleine Kanone. Das Gerät war klein und schick, eins mit Spulen.
Bløgger schaltete es ein und sagte:
    »Wir schreiben den elften Dezember 1986, wir sitzen im Büro
des Konzernchefs der Firma Spenning, Vebjørn Lindeman. Frage an den
Konzernchef: In der Zeit von 1974 bis 1978 hat das Unternehmen Spenning &
Co staatliche Unterstützung in Höhe von neunhundert Millionen Kronen von der
staatlichen Garantiegemeinschaft für Schifffahrt erhalten.«
    Bløgger hielt inne und fasste Vebjørn kriegerisch ins Auge,
der nach wie vor schwieg.
    »
Avanse
ist im Besitz eines Dokuments, das belegt,
dass Spenning & Co den norwegischen Staat betrogen hat, indem das
Unternehmen diesen Millionenbetrag von der Garantiegemeinschaft angenommen hat.
Die Reederei wurde als krisengeschädigt dargestellt und wurde mit fast einer
Milliarde Kronen aus norwegischen Steuergeldern versorgt, während Sie Geld aus
dem Unternehmen in Georg Spennings private Tasche pumpten«, sagte Dagfinn
Bløgger barsch. »Warum antworten Sie nicht auf die Frage?«
    »Wie lautet die Frage?«
    »Leugnen Sie, dass Sie 1971 zweihundertzwanzig Millionen auf
ein Konto auf den Bahamas transferiert haben?«
    »Nein.«
    Dagfinn Bløgger lächelte verwundert. »Sie geben es zu!
Verdammt, ich werde schwach.«
    »Hoffentlich ist es nicht der Blutdruck«, sagte Vebjørn
gutmütig, »oder dass Sie die Angewohnheit haben, morgens zu früh
aufzustehen. Sie haben vollkommen recht. 1971 wurde Geld auf die Bahamas
transferiert. Und fünf Jahre später erhielt die Firma staatliche Förderung.
Was Sie da erzählen ist nichts weiter als ein Teil der Fakten. Jemand hat
Ihnen ein Dokument gegeben, und Sie wollen eine Räuberpistole daraus machen.
Ich weiß allerdings nicht, ob ich Ihnen dabei behilflich sein kann. Ich weiß
nämlich alles über die Transaktion von 1971, aber nichts über die staatliche
Förderung. Ich war schon mehrere Jahre aus dem Unternehmen ausgeschieden,
bevor von Seiten des Staates überhaupt je an eine Förderung der Schifffahrt
gedacht wurde.«
    Vebjørn erhob sich, ging zu seinem Schreibtisch, öffnete

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