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Schwarzes Gold und rote Locken

Schwarzes Gold und rote Locken

Titel: Schwarzes Gold und rote Locken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Marton
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des Sultans war von Mitleid gezeichnet.
    „Ich fürchte, ich überbringe Ihnen schlechte Neuigkeiten."
    Sogleich hatte Cade die Frau vergessen. „Die Quelle", begann er besorgt. „Ist sie..."
    „Das Bohrloch ist in Ordnung. Das Öl sprudelt, wie Sie es versprochen haben. Aber es ist ein Fax für Sie aus Amerika eingetroffen." Der Sultan legte tröstend eine Hand auf Cades Schulter. „Ihr Vater ist zu seinen Ahnen berufen worden."
    „Mein Vater? Tot?"
    „Es tut mir so leid, Ihnen dies mitteilen zu müssen, mein Freund."
    Charles Landon war tot? Der alte Mann war zwar seit ein paar Monaten krank gewesen, doch Grant hatte versichert ...
    „Gibt es irgend etwas, das ich für Sie tun kann?"
    Cade räusperte sich. „Ich ... Nun ja ... Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir einen Platz in der nächsten Maschine buchen lassen könnten."
    „Das ist kein Problem. Mein Privatjet wird Sie heimbringen. Kann ich Ihnen sonst irgendwie helfen? Müssen Sie besondere Vorbereitungen treffen?"
    „Nein, danke, Sir. Meine Brüder werden sich um alles kümmern. Ich kann einfach nicht fassen, dass ..."
    Der Sultan nickte. „Es ist Schicksal", sagte er sanft. „In Sha'allah. Wir Menschen sind dem Willen Gottes unterworfen." Der Sultan wandte sich ab und verließ leise das Zimmer.
    Cade trat ans Fenster und blickte hinaus in die Wüstennacht, ohne etwas wahrzunehmen. In Scha'allah, dachte er mit einem bitteren Lächeln. In Scha'allah.

    Tausende von Meilen entfernt sah Angelica Gordon aus ihrem Fenster in die texanische Nacht hinaus.
    Waren dies die gleichen Sterne, die sie zu Hause in New England betrachtet hatte?
    Angelica lächelte. Natürlich. Hier wirkten sie nur viel heller und strahlender.
    Ihr Vater hätte dieses Phänomen damit erklärt, dass in Texas alles viel größer und besser war als sonstwo auf der Welt.
    Sogar die Schulden, dachte sie, und ihr Lächeln verschwand. Die Verbindlichkeiten von Gordon Oil wuchsen so schnell, dass ihr der Kopf schwirrte. Als sie die Firma übernommen hatte, war sie überzeugt gewesen, das Unheil abwenden zu können, doch wie es schien, hatte sie sie statt dessen an den Rand des Abgrunds geführt.
    Früher oder später würde jemand bei Landon Enterprises bemerken, was sich hier abspielte, und dann ...
    Seufzend kehrte Angelica zu dem altmodischen Schaukelstuhl zurück und setzte sich.
    Ihr kupferrotes Haar fiel in wilden Locken über ihre Schultern.
    Wenn wenigstens die Männer, die für sie arbeiteten, ihr eine Chance geben würden.
    Wenn sie nur endlich aufhören würden, sie so zu behandeln, als wäre sie ein Eindringling in einem exklusiven Macho-Club ... Aber eher würde der Mond vom Himmel fallen als dieses Wunder geschehen.
    Dies war eine Welt, in der Männer ihre Muskeln und nicht den Verstand spielen ließen. Hier glaubten die Männer, Frauen gehörten in die Küche und ins Schlafzimmer, aber niemals in einen Aufsichtsrat.
    Selbst ihr Vater hatte genauso gedacht. Gewiss, Hank Gordon hatte Angelica während der Schulferien in seinem Büro arbeiten lassen, doch wann immer sie vorgeschlagen hatte, er möge sie nach dem Examen als Vollzeitkraft übernehmen, hatte er schmunzelnd ihren Arm getätschelt, als habe sie einen fabelhaften Witz gemacht.
    Irgendwann hatte sie begriffen, dass er ihr niemals eine Stellung bei Gordon Oil geben würde, egal, wie viele Kurse sie in Wirtschaftswissenschaften belegte. Also hatte sie sich schweren Herzens für eine akademische Laufbahn entschieden.
    Und trotzdem führte sie nun aufgrund einer Fügung des Schicksals Gordon Oil - und wie es aussah, direkt in den Ruin.
    Angelica stand auf und zog den smaragdgrünen Morgenrock, der exakt die Farbe ihrer Augen hatte, enger um sich. Nein, sagte sie sich energisch, ich bin nicht schuld an der Misere von Gordon Oil!
    Die Probleme hatten begonnen, lange bevor sie die Firma übernommen hatte. Und sie konnte eine Wende erreichen. Die Fakten sprachen für sie. Sie besaß Entschlossenheit, ein fundiertes Wissen und Pläne, die sie über die Jahre hinweg ausgearbeitet hatte -
    Pläne, die ihr Vater keines Blickes gewürdigt hatte.
    Sie brauchte lediglich ein bisschen Unterstützung vom Schicksal, dem gleichen Schicksal, das sie in diese Lage versetzt hatte. Angelica seufzte. Was würde die Zukunft ihr bringen?

1. KAPITEL
    Die Morgensonne fiel durch die hohen Bogenfenster des Landon-Hauses und verlieh dem mit kostbaren Orientteppichen bedeckten Parkett einen goldenen Schimmer.
    Cade unterdrückte ein Gähnen,

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