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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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ausbreitenden Fleck betrachtet hatten. Das war keine Katastrophe. Sie würden deswegen keine Fragen stellen. Ein Luxlord würde es tun.
    Er fluchte leise.
    Gavin wusste, dass Marissia irgendeine Art von Organisation haben musste, wie sie seine Kleidung wegräumte, aber wie immer diese Organisation aussah, ihre Logik war ihm immer entgangen. Er stöberte Stapel von Hemden, Hosen, Kniehosen, Umhängen, Habiten, Roben, Togen, Petasoi und Ghotras durch, von denen er, wie er glaubte, die meisten niemals getragen hatte. Orholam, er hatte eine Menge Kleider. Und dies waren nur seine Sommerkleider. Vermutlich lag es daran, dass er als Prisma alle Völker verkörpern sollte; wenn er sich also mit einem Botschafter traf oder plötzlich Arbornea besuchen musste, hatte er bereits die einheimische Kleidung, die ihm passte.
    Er stand immer noch mit nackter Brust da, Salbe auf seine Brandwunde geschmiert – zumindest war er so vernünftig gewesen, dergleichen Dinge in seinem eigenen Zimmer aufzubewahren –, als die Tür geöffnet wurde. Marissia schlüpfte leise herein. Sie betrachtete die Brandwunde auf seinen Rippen. Ihre jadegrünen Augen blitzten vor Ärger, obwohl Gavin nicht erkennen konnte, ob der Ärger sich gegen ihn richtete oder ob sie sich um seinetwillen sorgte. Vielleicht ein wenig von beidem. Sie griff sich die Salbe von seinem Tisch und rieb ihm etwas davon auf den Rücken. Autsch. Anscheinend waren ihm einige Stellen entgangen. Dann verband sie ihn mit geübter Hand. Sie war nicht sanft. »Benötigen Seine Lordschaft Hilfe bei der Suche nach einem anderen Hemd?«, fragte sie.
    »Au!«, heulte er auf. Er räusperte sich und senkte seine Stimme um eine Oktave. »Bitte.«
    Sie ging zu einem Stapel, von dem er hätte schwören können, dass er ihn gründlich durchsucht hatte, und zupfte aus den Tiefen sofort ein Hemd. Er dachte nicht, dass er es je zuvor getragen hatte, aber es war ein Stil, der ihm gefiel, und so dunkel, dass niemand etwas bemerken würde, wenn die Salbe durch dieses Hemd drang. Marissia verfügte über eine gewisse eigene Magie. Er hätte schwören können, dass das Hemd vorher nicht da gewesen war.
    Sie begann leise vor sich hin zu pfeifen, während sie ihn ankleidete, ihm das Gesicht wusch und das Haar machte; es war eine alte, hübsche Melodie. Marissia pfiff gut.
    Oh, die Melodie war die des Liedes »Kleines Lämmchen ganz allein«. Ihr Kommentar dazu, dass er seine eigenen Kleider nicht finden konnte? Wahrscheinlich. Er hatte größere Sorgen … Nun, er war mit seinem Bruder fertig geworden, wie viel größere Schwierigkeiten konnte ihm da das Spektrum machen?
    »Ich werde entweder morgen früh aufbrechen oder übermorgen«, sagte Gavin. »Unten wird ein junger Mann geprüft. Kip. Er ist mein, ähm, leiblicher Sohn.« Bei Marissia war es nicht nötig, die Beschönigung von dem »Neffen« zu benutzen. Marissia wusste, dass Gavin seinen Bruder eingekerkert hatte, aber nicht einmal sie wusste, dass Gavin nicht Gavin war. Sie hatte sie beide vor dem Krieg nicht gekannt, daher brauchte sie es nicht zu wissen. Er vertraute ihr bedingungslos, aber je weniger Menschen dieses Geheimnis kannten, umso länger würde es dauern, bis es auf ihn zurückfiel. »Er ist sechzehn – fünfzehn, meine ich. Würdest du bitte die passenden Kleider für ihn heraussuchen und für uns beide Kleidung für zwei Wochen zusammenpacken?«
    »Mehr zum Kämpfen oder um zu beeindrucken?«
    »Beides.«
    »Natürlich«, sagte sie glatt.
    Auf dem Weg zur Tür griff Gavin nach seinem in einer juwelenbesetzten Scheide steckenden Schwert. Er war nicht annähernd so gut mit einer Klinge, wie es auch nur der schlechteste Schwarzgardist war. Früher einmal war er tüchtig gewesen, aber sobald er begriffen hatte, dass er jede Kombination von Farben wandeln und sofort eine Waffe von genau der Art haben konnte, die er brauchte, hatte er mit schlichtem Stahl nicht mehr so oft trainiert, wie es notwendig war, um es mit professionellen Kriegern wie der Schwarzen Garde aufnehmen zu können.
    Das setzte natürlich einen fairen Kampf voraus, und so etwas gab es bei einem Wandler nicht. Die Schwarzgardisten selbst kämpften mit allem, was sie zur Verfügung hatten: Klingen, Magie, einem Weinkelch oder einer Handvoll Sand.
    Er steckte auch die ilytanischen Pistolen in seinen Gürtel. Nur um ein Arschloch zu sein.
    Als Gavin aus seinem Quartier trat, erwarteten ihn zwei Schwarzgardisten. Seine Eskorte. Es war sein Kompromiss, den er mit der

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