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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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verlor sie.
    Dazen rammte Gavin und riss ihn von den Füßen. Gavin versuchte auszuweichen, sich loszureißen. Aber Dazen plänkelte nicht, er ging aufs Ganze. Sie fielen. Gavin landete über Dazen und landete einen guten Tritt mit dem Knie.
    Es spielte keine Rolle. Es war, als spüre Dazen den Schlag nicht einmal. Er fing ihn einfach auf und riss Gavin im Fallen mit sich. Plötzlich war sein kleiner Bruder über ihm. Dazen packte seine Kehle mit beiden Händen und drückte zu.
    Gavins Panik verebbte. Diese Art des Kämpfens hatte man sie beide gelehrt. Er schlug Dazen aufs Kinn. Nichts. Dazen steckte den Schlag weg. Den nächsten Hieb wehrte Dazen mit einem Ellbogen ab. Und drückte weiter zu.
    Die Panik kehrte mit Macht zurück. Dazen würde ihn töten! Gavin boxte und boxte und boxte, aber Dazen nahm die Hiebe einfach hin.
    Nur zu, tu mir weh, aber ich werde dich töten.
    Die Welt wurde gerade dunkel, als Dazen Gavin abrupt losließ. Er erhob sich taumelnd, während Gavin sich ins Leben zurückhustete. Als Gavin aufstand, war Dazen fort.
    Danach hatten sie nie wieder miteinander gekämpft. Es war genug. Ohne ein Wort hatten sie beide gewusst, dass einer von ihnen, sollten sie jemals wieder kämpfen, wahrscheinlich getötet werden würde.
    Und wenn ich bei den Getrennten Felsen gesiegt hätte, wäre auch jemand getötet worden.
    Aber Dazen hatte ihn am Leben gelassen. Es war wie dieser Augenblick gewesen, in dem er Gavins Kehle in Händen gehalten hatte. Er hätte mich zerquetschen können. Er hätte mich töten können, aber stattdessen hat er mich leben lassen. Weil er schwach war.
    »Wenn Dazen schwach ist«, sagte der tote Mann, »wozu macht dich das dann? Du hast gegen ihn verloren.« Er lachte.
    »Nie wieder. Ich habe so lange dafür gebraucht, aber nun endlich verstehe ich. Ich werde diese Lektion von meinem Bruder annehmen: Siegen um jeden Preis. Sei bereit, alles zu zahlen, und du wirst es nicht tun müssen.« Das war es. Einfach. Jetzt, jetzt war Gavin bereit, Dazen zu werden. Er würde Dazens Stärken nehmen und seine Schwächen hinter sich lassen.
    Er streckte eine Hand aus und berührte sein Spiegelbild. »Du bist jetzt wirklich ein toter Mann«, erklärte er.
    Seine früheren Versuche, Infrarot zu wandeln, waren gescheitert, weil er nicht genug Hitze hatte bekommen können. Das Einzige, was hier unten Hitze produzierte, war sein eigener Körper, und als er das letzte Mal zu viel Hitze genommen hatte, war das beinahe sein Ende gewesen. Er war in einen Wahn verfallen, und es hatte immer noch nicht genügt. Er war nicht bereit gewesen, alles zu riskieren. Er war nicht bereit gewesen zu sterben, falls das notwendig war. Jetzt war er dazu bereit.
    »Danke, Bruder. Danke, Sohn«, sagte er laut. Er wandelte eine Klinge aus blauem Luxin. Sie hatte nur dann eine Schneide, wenn er sich mit Macht konzentrierte, aber im Laufe von Tagen hatten er und der tote Mann sich das lange Haar geschnitten. Er hieb sich jedes Mal eine Handvoll Haar ab, teilte es in dünne Strähnen, die er an den Enden verknotete, damit sie nicht auseinanderfielen. Als er einen guten Haufen beisammen hatte, schmierte er so viel Öl von seinem Körper wie er konnte auf sein improvisiertes Garn und begann zu weben. Dies musste zuerst geschehen. Später würde er nicht in der Verfassung sein, es zu versuchen.
    Ausnahmsweise einmal half ihm das Blau. Sein altes Ich – damals, als er frei gewesen war, damals, als er Gavin gewesen war – hätte dies niemals tun können. Die Strähnen über- und untereinanderzufädeln, Fehler zu machen, wieder von vorn zu beginnen, das unvollendete Werk vielleicht fallen zu lassen und unabsichtlich wieder aufzuribbeln, dabei die Arbeit einer Woche zu verlieren – all das hätte ihn früher wahnsinnig gemacht. Aber Blau schwelgte in Details, darin, jedes Haar an seinen Platz zu bringen.
    Zuerst bemerkte Dazen es nicht, aber eines Tages begriff er, dass er etwas hatte, das er vor sehr, sehr langer Zeit verloren hatte. Er hatte Hoffnung. Er würde hinauskommen. Das wusste er jetzt. Es war nur eine Frage der Zeit. Die Rache nahte, und wenn sie lange hinausgezögert wurde, würde sie nur umso süßer sein. Dazen seufzte zufrieden und setzte sein Werk fort.

40
    Gavin riss sich das befleckte Hemd herunter und ächzte, während er den Stoff von seiner Brandwunde kratzte. Ein Hemd für fünfzig Danar, und ich habe es in einer halben Stunde ruiniert. Schlimmer noch, er hatte bemerkt, dass einige der Mädchen den sich

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