Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
Vom Netzwerk:
versagen?«
    Sie lächelte. »Fast alle. Es geht nicht darum festzustellen, ob du diese Prüfung aushältst, es geht darum festzustellen, was für eine Art Mensch du bist. Und Furcht öffnet dir die Augen. Diese Farben, die du hast vorbeiblitzen sehen, die waren die wahre Prüfung. Die werden uns sagen, was du wandeln kannst. Bist du bereit, deine Ergebnisse zu sehen?«
    »Einen Moment. ›Fast alle‹? Wer hat nicht versagt?«, fragte Kip.
    Die jubilierenden Männer und Frauen verstummten.
    Die alte Frau sagte: »Zu meinen Lebzeiten gab es nur eine einzige Person, die das Seil nicht benutzt hat, nämlich …«
    Gavin. Kip wusste es. Natürlich. Sein Vater war der einzige Mann, der getan hatte, was andere nicht tun konnten, was niemand außer ihm je getan hatte. Kip hatte ihn enttäuscht.
    »… deinen Onkel«, erklärte die Mistress.
    Meint sie meinen »Onkel« oder meinen echten Onkel?
    Da sie seine Verwirrung anscheinend wahrnahm, erläuterte sie: »Dein Onkel Dazen Guile, der beinahe unsere Welt zerstört hätte. Gute Fußstapfen, um ihnen nicht zu folgen, hm?«
    Sie sprach wieder in dieser anderen Sprache. Nach allem, was Kip Gavin hatte tun sehen, war es Gavins Bruder, der bestanden hatte?
    »Vier Minuten sind wunderbar, Kip, aber das ist zu nichts gut, als damit zu prahlen. Bist du bereit, deine Farben zu sehen?«

44
    Liv sank in einen Knicks, dankbar für den Vorwand, den Blickkontakt mit dem Prisma zu lösen. Als sie sich aufrichtete, musterte Gavin Guile sie kritisch. Natürlich hatte sie recht gehabt, nicht viele Frauen folgten seinem Ruf in ihrer Arbeitskleidung und ohne Schminke.
    »Es ist lange her, seit ich das letzte Mal einen richtigen tyreanischen Knicks gesehen habe«, sagte das Prisma.
    »Nachdem Eure Armeen fort waren, waren nicht mehr viele Frauen übrig, die einen Knicks machen konnten. Wie kann ich Euch dienen, Hoher Luxlord Prisma?«, fragte Liv.
    »Lord Prisma genügt«, erwiderte Gavin.
    »Danke, Lord Prisma.«
    Er musterte sie eingehend. Dachte nach. Aber worüber dachte er nach? Was immer diese elende Frau, Aglaia Crassos, sonst noch getan hatte, sie war verantwortlich dafür, dass Liv das Prisma als Gavin Guile betrachtete – als einen Mann und als einen gut aussehenden obendrein. Seine Augen waren – nun ja – die zauberhaftesten Augen auf der ganzen Welt.
    Magister, Liv. Tutor. Lord. Luxlord. Adliger. General. Doppelt so alt wie du. Viel zu alt für dich. Kein breitschultriger, muskulöser Mann – nur einer von vielen Magistern. Du kannst zur Hölle gehen, Aglaia Crassos.
    »Hast du deine Wahl getroffen, wen du als deinen Magister in Gelb haben willst?«, erkundigte er sich.
    Sie schürzte die Lippen. »Eigentlich würde ich gern bei Mistress Tawenza Goldaugen studieren.« Sie konnte kaum glauben, dass sie es gewagt hatte, diese Worte laut auszusprechen. Die Frau nahm pro Jahr nur drei Schüler an – und sie hatte bereits drei. Die drei besten gelben Schüler der Chromeria.
    Gavin lachte. »Bei dieser kratzbürstigen Bärin? Eine kühne Wahl. Sie ist die Beste, und sie wird dich nicht so sehr hassen, wie du es während des ersten Jahres vermuten wirst. Ich würde dich bitten, sie von mir zu grüßen, wenn ich ihr eine vierte Schülerin zuteile, aber sie würde es zweifellos an dir auslassen. Betrachte es als erledigt. Wie gefallen dir deine Räume?«
    Sie stutzte. Es war beinahe eine persönliche Frage. Nein, er ist lediglich besorgt – nein, nicht besorgt, er überzeugt sich davon, dass seine Befehle ausgeführt wurden. Generäle tun dergleichen Dinge. »Sie sind besser als alles, was ich jemals erwartet hätte, Lord Prisma. Und die Kleider? Früher habe ich drei Kleider besessen. Jetzt habe ich mehr als fünfzig, und mein schlechtestes ist noch hübscher als mein altes bestes Kleid für den Sonnentag.« Moment mal, vielleicht waren Kleider nicht das beste Thema.
    »Und doch hast du dich dafür entschieden, in dieser Aufmachung zu kommen«, sagte Gavin. Er hatte es bemerkt. Hoppla. Seine Stimme verriet keine Missbilligung. Wenn überhaupt, schwang ein dünner Unterton von Erheiterung darin mit. Und sein Gesicht verriet ihr gar nichts. Sie hätte auf diese Sklavin, Marissia, hören sollen. Es hätte sie nicht umgebracht, sich ein wenig frisch zu machen. Er schaute an ihr vorbei, und sie folgte seinem Blick, aber der Raum war leer bis auf sie beide, und an den Wänden befanden sich keine ungewöhnlichen Zierstücke, lediglich der normale Prüfkristall.
    »Ihr habt gesagt,

Weitere Kostenlose Bücher