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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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ich solle kommen, sobald es mir gelegen sei.« Sie schaffte es nicht, einen defensiven Unterton zu vermeiden. »Ich dachte, es würde Euch nicht gefallen, wenn ich Euch warten lasse.«
    »Ich denke, du bist genau die Richtige.«
    »Lord Prisma?«
    »Du bist genau die Richtige, weil du dich weigerst, dich beeindrucken zu lassen, Aliviana. Das gefällt mir. Es …«
    »Ich würde nicht direkt sagen, dass ich nicht beeindruckt bin!«
    Er grinste. »Du bestätigst es, indem du mich unterbrichst.«
    Liv beschloss, den Mund zu halten. Vielleicht war es kein guter Plan gewesen, sich von all den anderen Frauen zu unterscheiden, die hierherkamen – und die bei ihren Versuchen, Gavin zu verführen, scheiterten.
    »Wann immer ich eine Frau im Alter zwischen dreißig und sechzig Jahren rufen lasse, kommt sie, so scheint es mir, als ruthgarische Kurtisane gekleidet her, entweder übermäßig erpicht oder zu Tode verängstigt. Als würde ich hier oben ein Bordell betreiben.«
    Oh, Orholam erschlage mich, was ist, wenn ich das Einzige getan habe, was mich für ihn attraktiver macht? »Ihr seid Gavin Guile«, sagte Liv, als erklärte das alles. Das tat es auch. Wenn eine Frau das Prisma ködern konnte, würde das nicht nur ihr eigenes Leben vollkommen verändern, es würde auch das Leben ihrer ganzen Familie verändern. Sofort und für kommende Generationen, und zwar zum Besseren. Fügte man die Eigenschaften unglaublich attraktiv und männlich zu »Prisma« hinzu, was bereits mächtig, angesehen und reich bedeutete, dann würden zweifellos die Rocksäume in die Höhe steigen und die Ausschnitte immer tiefer werden. Es war ein Wunder, dass die Frauen nicht nackt zum Prisma kamen. Wie viel hätte Ana am Leib getragen, hätte das Prisma sie gerufen?
    Bei näherem Überlegen wollte Liv darüber gar nicht nachdenken.
    »Ja, der bin ich«, sagte Gavin und grinste, als hätte er sich einen privaten Scherz erlaubt. »Und ich brauche deine Hilfe, Aliviana.«
    Liv schluckte. Die Wahrheit war, er konnte alles verlangen, und auf keinen Fall würde sie Nein sagen können. »Liv, bitte.«
    »In Ordnung.« Gavin räusperte sich. Warum räuspert er sich? Ist er verlegen? Ist es ihm peinlich, eine Affäre mit einem Mädchen zu beginnen, das nur halb so alt ist wie er?
    Gavin schaute abermals über Livs Schulter. »Vor einigen Jahren – es kommt mir so vor, als wären es etliche Jahre gewesen … Ich habe einen … Neffen. Seine Mutter war Tyreanerin. Ich will, dass du ihn als Tutorin betreust. Er wird sich vielleicht wohler fühlen, wenn er von einer anderen Tyreanerin lernen kann. Ich weiß, dass ihr Tyreaner es hier nicht leicht habt. Was sagst du dazu?«
    Liv geriet ins Stottern. Ein »Neffe«? Tutorin? Kip! Natürlich! Orholam, sie hatte sich in die vollkommen falsche Richtung bewegt! Idiotin! Das Prisma hatte nicht einmal etwas annähernd Schlüpfriges im Sinn gehabt … »N-nun, natürlich, Lord Prisma. Gibt es … Warum wollt …« Was redete sie da? Sie war bereits impertinent genug gewesen. Die falsche Frage in Bezug auf den Bastard eines Mannes zu stellen, war vielleicht eine gute Methode, um alles zu ruinieren. »Mit welcher Farbe ist er begabt?« Sie erinnerte sich erst in der letzten Sekunde daran, dass sie »er« sagen musste und nicht »Kip«. Sie sollte überhaupt keine Ahnung haben, dass Kip der Bastard des Prismas war.
    Ich würde eine lausige Spionin abgeben.
    »Grün, möglicherweise noch andere. Er wird in eben diesem Augenblick initiiert.«
    »In diesem Augenblick?«, fragte Liv. Die Initiationen dieses Jahres waren schon vor langer Zeit abgeschlossen worden. Liv hatte noch nie von jemandem gehört, der zu irgendeiner anderen Zeit des Jahres initiiert wurde. »Wie lange ist Euer – wie lange ist er schon hier?«
    »Er ist gestern eingetroffen.«
    »Und er wird bereits initiiert?!«, fragte Liv. Armer Kip.
    Gavin sah noch einmal hinter sie. Diesmal wusste sie, was er betrachtete. Überall im Turm gab es, aus Gründen, die Liv nie verstanden hatte, schlichte, in die Wände eingelassene Kristalle. Während des ganzen Jahres lagen sie einfach im Stein und funkelten und warfen zurück, was immer sie an Licht aus ihrer Umgebung auffingen, aber während der Initiationen zu Beginn eines jeden Jahres erstrahlten sie in einem hellen Licht. Während die Bewerber durch die Mangel gingen, zeigten sie die gleichen Wellen aufeinanderfolgender Farben, die der Bewerber gerade sah. Sobald sie wandelten, begann der Kristall in der

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