Schwarzes Prisma
Taschen festgebunden werden mussten, aber er enthielt sich jeder Bemerkung. Binnen Sekunden waren sie unterwegs. Gavin saß an seinem Riemen und Eisenfaust an seinem, und sie schossen in die Bucht hinaus.
Das Boot begann beinahe unverzüglich nach backbord zu schwenken. Es war Gavins Seite. Kip begriff, dass Eisenfaust schneller ruderte als Gavin und das Boot damit nach backbord lenkte. Gavin schaute zu Eisenfaust hinüber, der zurückgrinste und fortfuhr, mit weit ausholenden Bewegungen zu rudern. Gavin beschleunigte das Tempo. Eisenfaust tat das Gleiche. Gavin tat das Gleiche. Schon bald fuhren sie in einer hübschen Geschwindigkeit übers Wasser.
Liv sah Kip an. »Kannst du das glauben? Ich bin noch nie so schnell gereist!«
Kip lachte.
»Was?«, fragte sie.
»Du wirst schon sehen.«
Die Männer fanden ihren Rhythmus. Sie ruderten schnell und im Takt miteinander. »Wann werden wir Euer Schiff erreichen?«, fragte Eisenfaust und hob die Stimme, um sich über dem Lärm des Windes Gehör zu verschaffen.
»Wir werden mit diesem Boot das Meer überqueren«, antwortete Gavin.
Eisenfaust lachte. »Aber sicher doch. Ihr habt mehr Ausdauer, als ich dachte!«
Kip grinste. Der hochgewachsene Parianer glaubte Gavin offensichtlich nicht, war aber bereit, das Spiel mitzuspielen.
Nach zwanzig Minuten waren sie außer Sichtweite aller Schiffe. Ohne dabei merklich langsamer zu rudern, hob Gavin eine Hand und wandelte eins der großen Rohre, die Kip ihn zuvor hatte benutzen sehen, um den Gleiter anzutreiben. Eisenfaust betrachtete das Rohr mit fragender Miene.
»Das ist der Grund, warum ich Euch auf Euer Gelübde angesprochen habe«, sagte Gavin. »Geheimhaltung.«
»Ein gebogenes Rohr. Euer Geheimnis ist bei mir sicher, oh Prisma«, erwiderte Eisenfaust grinsend. »Ich hoffe jedoch, dass es uns von dieser Kaffeefahrt erlöst.«
Gavin ließ das Rohr ins Wasser tauchen. Das Deck erbebte, als der erste Luxin-Ball durch das Rohr ins Wasser schoss. Bald folgten die Geschosse dicht aufeinander, mit dem Kip bereits vertrauten Wumm-wumm-wumm, und das Boot schoss vorwärts. Es hob sich vorn aus dem Wasser, und Eisenfaust verlor beinahe das Gleichgewicht, als sein Riemen aus dem Wasser auftauchte.
Das Boot beschleunigte immer mehr und begann von einem Wellengipfel zum nächsten zu springen, dann wurden die Sprünge länger und länger, und schon bald berührte die Plattform die Wellen überhaupt nicht mehr. Nach einiger Zeit tat der erstaunte Eisenfaust es Gavin nach, und sie glitten noch schneller dahin.
Das Wasser war so klar, dass Kip das Rohr durch die Wellen unter ihnen gleiten sah. Gavin hatte jedem Rohr kleine Flügel gemacht. Auf diesen Flügeln hob sich der ganze Gleiter über die Wasseroberfläche. Der Wind war unglaublich, aber Kip konnte Eisenfaust trotz des Lärms jubilieren hören.
Stunden später, als die Sonne sich bereits auf halbem Weg zum Horizont befand, beschloss Gavin, wieder zu rudern, bevor Garriston in Sicht kam. Als der Gleiter auf die Wellen zurücksank, ließ Eisenfaust sein Rohr los.
Sein Gesicht war der Inbegriff von Staunen und Ehrfurcht. Er zitterte sogar ein wenig. Dann machte er eine kunstvolle Verbeugung vor Gavin. »Mein Lord Prisma«, sagte er, »Ihr habt die Welt klein gemacht.«
Gavin neigte zur Antwort auf die Verbeugung den Kopf. »Klein vielleicht. Aber nicht sicher. Habt Ihr die Korvette dort drüben gesehen?«
Eisenfaust schüttelte den Kopf. Ihr Boot, das nicht länger durch die Rohre emporgehoben wurde, lag jetzt tief im Wasser. Aber bis Eisenfaust sich einen neuen Riemen gewandelt hatte, sahen sie alle eine Wegstrecke entfernt eine Korvette auf sie zupflügen. Eisenfaust fluchte.
Gavin grinste verwegen. »Also, Kip, Liv, habt ihr jemals gegen Piraten gekämpft?«
56
»Ihr beliebt gewiss zu scherzen«, sagte Eisenfaust. »Mein Lord Prisma«, fügte er verspätet und ohne große Begeisterung hinzu.
»Lasst uns auf die Jagd gehen«, erwiderte Gavin.
»Mylord!«, sagte Eisenfaust. »Ich kann nicht zulassen, dass Ihr Euch in eine solche Gefahr bringt. Wir sind viel schneller als dieser ilytanische Abschaum. Sie stellen keine Bedrohung für unsere Mission oder für uns selbst dar.«
»Wisst Ihr, was diesen Sommer passiert, Hauptmann?«, fragte Gavin.
»Ich bin mir nicht sicher, wovon Ihr sprecht.«
»Es ist Zeit für die Ablösung der Ruthgari in Garriston«, erklärte Liv, als hinterließen die Worte einen üblen Geschmack in ihrem Mund.
»Wisst Ihr, warum sie
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