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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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auf die Unterlippe. »Was?« Er wollte nicht zugeben, dass er sich bereits einen Feind gemacht hatte. Gewiss hätte dieser Prüfer, Magister Galden, ihm keinen Meuchelmörder auf den Hals gehetzt, oder?
    »Wir laufen weg.« Gavin grinste, ein verwegenes, jungenhaftes Grinsen, bei dem seine Augen tanzten.
    »Was?!«, fragten Kip und Liv gleichzeitig.
    »Erwarte mich in einer Stunde am Hafen. Liv, das gilt auch für dich. Du wirst Kips Tutorin sein. Wir gehen nach Garriston.«
    »Garriston?«, wiederholte Liv.
    »Packt schnell eure Sachen«, sagte Gavin. »Ihr könnt nie wissen, wo der Orden lauert.« Er grinste erneut, ein neckendes Grinsen.
    »Oh, danke«, erwiderte Liv.
    »Packen?«, fragte Kip, als Gavin aus dem Raum rauschte. »Ich habe nichts zu packen!«

54
    Der Gefangene musterte den toten Mann. »Ich werde dich töten«, sagte er leise.
    »Ich sterbe nicht leicht«, erwiderte der tote Mann mit zuckenden Mundwinkeln. Er saß ihm gegenüber, in seiner Wand, die Knie angezogen, die Hände auf dem Schoß, seine Pose ein Hohn auf die des Gefangenen. Er betrachtete den sorgfältig gewebten Lumpen auf dessen Schoß. »Wer hätte das gedacht?«, überlegte der tote Mann laut. »Gavin Guile, so geduldig, so still, so zufrieden damit, Frauenarbeit zu tun.«
    Der Gefangene betrachtete sein Werk. Gewebt aus seinem eigenen Haar, so fest es ging, während gelassenes, kühles Blau durch seinen Körper strömte; er war sich nicht einmal sicher, wie viel Zeit er darauf verwandt hatte. Wochen vielleicht. Es war fast so groß wie eine Scheitelkappe, eine kleine Schale. Er betrachtete das glänzende Innere. Fand einen Fehler und kratzte mit einem langen, aber perfekt gerundeten Fingernagel um seine Nase herum, über seine Stirn, und das alles mit methodischen Bewegungen. Nachdem er die angesammelten Hautreste und – noch wichtiger – das mit einem anderen Fingernagel gesammelte kostbare Öl geerntet hatte, schmierte Dazen das Öl sorgfältig über den Fehler.
    Er würde nur eine Chance bekommen. Nach Jahren und Jahren würde er dies hier nicht verpfuschen.
    Mit ruhiger Hand, die Haut mit Blau gefüllt, sammelte er weiteres Öl und schmierte es an die Wand, direkt über das Gesicht des toten Mannes.
    »Dies ändert gar nichts, Gavin«, sagte der tote Mann.
    »Nein, noch nicht«, erwiderte er.
    Er stand auf und wandelte eine Klinge. Er schnitt sich eine Strähne seines fettigen Haars ab. Dann spuckte er darauf und rieb damit über seine schmutzige Haut, um es so unhygienisch wie möglich zu machen.
    »Du brauchst das nicht zu tun«, sagte der tote Mann. »Es ist Wahnsinn.«
    »Es ist Sieg«, erwiderte der Gefangene. Er zog die blaue Luxin-Klinge mit geschmeidigen Bewegungen über seine Brust.
    »Wenn du dich selbst töten willst, würden das Handgelenk oder der Hals besser funktionieren«, bemerkte der tote Mann.
    Dazen ignorierte ihn. Mit schmutzigen Fingern zog er den Schnitt auf und stopfte die widerwärtige Masse aus Haar und Schmutz unter die Hautlasche. Blut rann über seine Brust, und das Rot verführte ihn beinahe dazu zu versuchen, direkt zu wandeln, aber es war nicht genug, das wusste er aus Erfahrung. Er legte sich eine Hand auf die Brust, drückte auf die Wunde, hielt sie geschlossen und verlangsamte die Blutung.
    Nachdem er einige Male geschlafen hatte, würde die Zelle mit seinem wöchentlichen Bad gereinigt werden. Kurz darauf, je nachdem, wie gut er geplant und geraten hatte, würde er entweder fliehen oder tot sein.
    Solange er das Blau hielt, stellte er fest, dass ihn das eine ebenso wenig kümmerte wie das andere.

55
    Liv räusperte sich verlegen, während sie Kleidung in eine Tasche stopfte. »Ich, ähm, bin heute Morgen hierhergekommen, um mich zu entschuldigen«, sagte sie.
    »Hm?«, machte Kip. Bei den Kleidern in ihrer Hand handelte es sich um Spitzenunterwäsche. Das lenkte ab.
    »Weißt du, als du damit beschäftigt warst zu versuchen, dich umbringen zu lassen.«
    »Oh, ähm, Entschuldigung angenommen?«, fragte Kip. Wofür entschuldigte sie sich? Er verlagerte das Gewicht des Bündels, das Hauptmann Eisenfaust ihm gegeben hatte, bevor er verschwunden war. Anscheinend hatte Eisenfaust im Handumdrehen für Kip Kleidung gesammelt, einen Wasserschlauch, Werkzeuge und sogar ein Kurzschwert. Kip war jedoch immer noch nicht dahintergekommen, wie er das Bündel bequem schultern konnte. Er war in Livs Zimmer gegangen, um ihr beim Packen zu helfen, aber sie machte ihm die Dinge nicht leichter. Sein Blick fiel

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