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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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abermals auf die Höschen.
    »Das ist nur Unterwäsche, Kip.« Arrgh, erwischt!
    »Sie ist durchsichtig«, sagte Kip. Wie konnte jemand tatsächlich in so ein kleines Stück Stoff passen?
    Liv senkte den Blick und errötete ein wenig, spielte das Ganze jedoch herunter. Sie warf Kip ihr Höschen zu, und er fing es instinktiv auf und war sofort verlegen. »Würdest du mal nachsehen, ob die sauber sind?«, fragte sie.
    Kips Augenbrauen schossen in die Höhe, ungefähr drei Stockwerke hoch.
    »Ich ziehe dich nur auf. Ich bin hier gerade erst eingezogen, und sie haben mir lauter neue Sachen gegeben. Alles hier ist neu.«
    »Anscheinend alles bis auf meine Leichtgläubigkeit«, erwiderte Kip. Jetzt hatte sie ihn zweimal in ebenso viel Tagen zum Narren gehalten.
    Sie lachte. »Du bist großartig, Kip. Es ist so, als würde ich den kleinen Bruder piesacken, den ich nie gehabt habe.«
    Oh, der Vergleich mit dem kleinen Bruder. Genau das, was jeder Mann von einer schönen Frau hören will. Ich bin gerade kastriert worden. »Wäre es mir denn weniger peinlich, die Unterwäsche meiner Schwester in der Hand zu halten?«
    Liv lachte abermals. »Wären die hier besser oder schlimmer?« Sie hob ein Kleidungsstück aus schwarzer Spitze hoch, das nach kaum mehr aussah als nach zwei Schnüren, die künstlerisch zusammengeknotet waren.
    Kip schnappte nach Luft.
    Dann hielt sie sich die schwarze Spitze an die Hüften, zog keck eine Augenbraue hoch und sah ihn an. Kip hüstelte.
    »Ich glaube, ich muss mich hinsetzen«, sagte er. Sie lachte, wie er es gehofft hatte, aber er meinte es nur halb im Scherz. Er ging rückwärts auf einen Sessel zu – und stieß auf der Stelle mit jemandem zusammen.
    »Vorsicht«, mahnte Hauptmann Eisenfaust. »Du willst doch nicht mit jemandem zusammenstoßen, solange dieses kleine Schwert herausragt?«
    Kip war unaussprechlich gedemütigt. Klein? Liv sah den Ausdruck auf seinem Gesicht und begann so heftig zu lachen, dass sie aufs Bett fiel. Sie lachte so laut, dass sie schnaubte, ein entschieden undamenhaftes Geräusch, und das brachte sie dazu, nur noch lauter zu lachen.
    Kip wandte sich um, und Eisenfaust drehte mit fester Hand sein Bündel so von ihm weg, dass er ihn nicht mit dem in der Scheide steckenden Kurzschwert erstach.
    Oh, dieses kleine Schwert. Erleichterung durchflutete Kip, bis er Eisenfaust auf die durchsichtige kurze Hose in seinen Händen hinabblicken sah.
    »Soll ich dir etwas heraussuchen, das dir besser passt?«, fragte Eisenfaust trocken.
    Liv schnaubte abermals und kicherte jetzt so heftig, dass sie um Luft rang.
    »Aliviana«, sagte Eisenfaust. »Hast du fertig gepackt? Denn wir brechen in fünf Minuten auf.«
    Liv hörte sofort auf zu lachen. Sie sprang vom Bett und begann mit großer Geschwindigkeit in ihren Sachen zu stöbern. Eisenfaust ließ es zu, dass sich für einen Moment ein kleines, befriedigtes Grinsen in seine Züge stahl, dann warf er ein weiteres Bündel neben Kip auf den Boden und ging hinaus. Bevor Kip ihn danach fragen konnte, erklärte Eisenfaust: »Los, junges Genie. Wenn du nicht herausgefunden hast, was du mit den Riemen an deinem Bündel machen sollst, bis ich zurück bin …«
    Er beendete die Drohung nicht. Es war nicht notwendig.
    Schon bald waren sie zusammen zum Hafen unterwegs. Trotz seiner Drohungen hatte Eisenfaust ihnen geholfen, sich ihr Gepäck richtig aufzuschnallen. Im Wesentlichen bedeutete das, dass er einige Dinge aus Livs Rucksack in Kips packte. Als Kip die stumme Frage stellte – warum lasst Ihr mich ihre Sachen tragen? –, hatte Eisenfaust geantwortet: »Es ist komplizierter, ein Mädchen zu sein. Hast du ein Problem?« Kip schüttelte hastig den Kopf.
    Als sie durch den Hafen gingen, vorbei an Fischern, die ihren Fang an Land brachten, Lehrlingen verschiedener Gewerbe, die hin und her eilten, Tagedieben, Händlerinnen, die mit Kapitänen über den Preis von Waren oder deren Transport stritten, hielten viele Menschen kurz inne. Natürlich nicht, um Kip anzuschauen. Sondern Hauptmann Eisenfaust. Der Mann war groß, kräftig, beeindruckend und gutaussehend, und er bewegte sich mit absoluter Selbstsicherheit. Aber es war nicht seine schiere körperliche Präsenz, die ihm so viel Aufmerksamkeit eintrug. Er war, wie Kip jetzt begriff, berühmt.
    Als Kip sich umdrehte, um die Gesichter der Menschen zu betrachten, die Hauptmann Eisenfaust anstarrten, entdeckte er Gavin, der ihnen nachkam. Und für ihn ließen die Menschen praktisch alles

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