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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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wusste Kip nicht – stand am Bug und füllte mit einem Ladestock gelassen Pulver in seine Muskete. Mit geschmeidigen, schnellen Bewegungen zog er ein quadratisches Stück Stoff hervor, holte eine Kugel aus einer anderen Tasche und füllte sie ebenfalls in den Lauf. Die Lunte hielt er zwischen den Zähnen.
    Als sie näher kamen, sah Kip, dass der Mann mit der Muskete Ilytaner war, mit Haut so schwarz wie Schießpulver, den Gesichtszügen der Ureinwohner, einem zottigen, schwarzen Bart, kurzer, weiter Hose, die direkt oberhalb der Knie abgeschnitten war, und einer wenig zu dem Rest passenden feinen, königsblauen Jacke über einem hageren, nackten Oberkörper. Sein drahtiges schwarzes Haar hatte er sich zu einem dicken Pferdeschwanz zurückgebunden. Seine Knie waren gebeugt zum Ausgleich der rollenden Bewegung des Decks, und die Bewegung sah so natürlich aus wie das Atmen. Er befestigte die brennende Zündschnur.
    »Ich sagte, Musketier!«, rief Kip. Sie durchschnitten das Wasser direkt neben der Korvette, deren Kanonenklappen geöffnet wurden, während sie von ihnen weg wendete.
    Gavin wendete einfach mit dem größeren Schiff. Kip spannte die Hähne von Gavins Dolchpistolen und versuchte, sich nicht an deren langen Klingen aufzuspießen.
    Der Musketenschütze drehte sich geschmeidig und zielte auf Gavin. Kip hob beide Pistolen.
    Der Musketenschütze schoss als Erster. Seine Waffe explodierte ihm in den Händen und riss ihn von den Füßen. Kip zog den Abzug beider Pistolen. Die Pistole in seiner rechten Hand schlug keinen Funken. Die Pistole in seiner linken Hand brüllte. Sie warf ihn mit erheblich größerer Wucht, als er erwartet hatte, zurück.
    Kip wurde herumgewirbelt, stolperte und rutschte unbeholfen zum Heck des Gleiters. Er sah Liv beide Hände nach vorn reißen, ihre Pupillen winzige Nadelstiche, während sie Ultraviolett wandelte. Dann sprang sie los, um ihn zu fassen zu bekommen.
    Kip fiel aufs Gesicht und verlor Liv, das Schiff und die Wandler aus den Augen. Alles, was er sah, war das glitschige Blau des Decks des Gleiters, über das er wegrutschte. Sein Gesicht glitt über den Rand. Seine Stirn prallte von dem Wasser ab, das an ihnen vorbeischoss und ihm beinahe den Kopf vom Hals riss. Beim zweiten Aufprall hatte er nicht so viel Glück. Seine Nase ging unter, und Wasser wurde ihm in die Nasenlöcher gepresst.
    Liv musste ihn gepackt haben, denn es gab keinen dritten Aufprall, aber Kip konnte nichts sehen, konnte nichts denken. Er hustete, würgte, weinte, war blind und spuckte Salzwasser.
    Als er sich hochhievte, lag die ilytanische Korvette zweihundert Schritt hinter ihnen. Ihre Segel waren schlaff, durchschnitten und qualmten. Rauch wogte aus allen Kanonenlöchern auf der Steuerbordseite, und auf den Decks konnte man Feuer sehen. Das ganze Schiff lag tief im Wasser. Überall sprangen Männer von Bord.
    Hauptmann Eisenfaust, der während der ganzen Zeit kaum zwei Worte gesprochen hatte, sagte: »Wenn Männer so schnell von Bord springen, bedeutet das, dass das Feuer sich ausbreitet, und zwar in Richtung des …« Die Mitte der Korvette explodierte, und Holz, Seile, Fässer und Männer flogen in alle Richtungen. »… des Pulvermagazins«, beendete Eisenfaust seinen Satz. »Unglückliche Bastarde.«
    »Männer wie diese töten, vergewaltigen, stehlen und versklaven. Sie verdienen unser Mitleid nicht«, erwiderte Gavin und verlangsamte den Gleiter. Er sprach mit Liv und Kip, die beide die Augen beinahe gleich weit aufgerissen hatten. »Aber Eisenfaust hat recht. Es ist nicht einfach, die Hand der Gerechtigkeit zu sein …« Er ließ das Rohr ins Wasser fallen. »Den Rest des Weges werden wir rudern. Übrigens, hübscher Schuss, Kip.«
    »Ich habe ihn getroffen?«
    »Du hast den Kapitän direkt von seinem Steuerrad weggesprengt.«
    »Das Steuerrad ist … äh, hinten, richtig?« Der Musketenschütze hatte vorn gestanden.
    »Im Heck?«, schlug Liv vor.
    Ein zweifelnder Blick. »Du hast nicht auf den Kapitän gezielt, nicht wahr?«, fragte Gavin.
    »Gezielt?«, fragte Kip grinsend zurück.
    »Orholam steh uns bei, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm«, sagte Eisenfaust. »Wie auch immer, Glück ist eine …«
    »Es ist kein ›Glück‹, die unbezahlbaren, einzigartigen Pistolen seines Vaters ins Meer fallen zu lassen«, unterbrach ihn Gavin.
    »Ich habe Eure Pistolen fallen lassen?« Kip rutschte das Herz in die Hose.
    »Während ›Schlauheit‹ darin besteht, besagte Pistolen im letzten Moment

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