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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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ich da geraten? Wenn Gavin beim Abendessen saß und sein Messer verlegte, würde er eher ein neues wandeln, als aufzustehen und zu suchen. Wenn seine Tasse schmutzig war, würde er eher eine neue wandeln, als die alte auszuspülen. Das brachte Kip auf eine Idee.
    »Gavin – äh, Lord Prisma, warum tragen Wandler kein Luxin?«, fragte Kip.
    Gavin grinste. »Manchmal tun sie es. Natürlich werden gelbe Brustpanzer und dergleichen in der Schlacht hoch geschätzt, aber ich vermute, du sprichst von Kleidern.«
    »Ihr benutzt für alles Magie«, erwiderte Kip.
    »Das stimmt«, sagte Gavin, »aber ein normaler Wandler wird sein Leben nicht verkürzen, nur um sein Boot nicht weitere fünfzig Schritt entfernt festmachen zu müssen. Nun, natürlich würden einige es durchaus tun. Die Wahrheit ist, Luxin-Kleidung war früher einmal in Mode, als ich noch ein Junge war. Unter Einsatz von genug Willenskraft können einige Arten versiegelten Luxins ziemlich biegsam werden. Schon bald gab es Wandlerschneider, die sich auf die Kleidung spezialisierten. Aber die meisten Menschen konnten sie sich nicht leisten, und wenn man sich seine eigenen macht, können einem alle möglichen Fehler unterlaufen. Einige davon sind ziemlich harmlos, zum Beispiel wenn man seine Hosenbeine zu steif macht. Aber wenn dir beim Wandeln ein Fehler unterläuft, könnte sich dein Hemd mitten am Tag in Staub auflösen. Oder« – Gavin räusperte sich – »gewisse schelmische Knaben könnten lernen, wie man das von den Schneiderwandlern gewebte Luxin entsiegelt. Diese Knaben würden dann vielleicht auf einem denkwürdigen Fest einiges Chaos angerichtet haben, und die Damen, die den hohen Preis für Luxin-Unterwäsche bezahlt hatten, fanden sich plötzlich in einer ziemlich unglücklichen Lage wieder …« Er presste die Lippen zusammen, um bei der Erinnerung ein Grinsen zu verbergen. »Traurigerweise fand diese Mode unmittelbar danach ein abruptes Ende.«
    »Das wart Ihr? Ich habe von diesem Fest gehört«, sagte Liv.
    »Ich bin mir sicher, was immer du gehört hast, war sehr übertrieben«, erwiderte Gavin.
    »Nein«, bemerkte Eisenfaust. »Das war es nicht.«
    Gavin zuckte die Achseln. »Ich war ein böses Kind. Glücklicherweise habe ich mich seither deutlich weiterentwickelt. Jetzt bin ich ein böser Mann.« Er lächelte, aber das Lächeln reichte nicht bis zu seinen Augen. »Los geht’s«, sagte er, als drei ruthgarische Männer auf sie zukamen.
    Alle drei trugen etwas, das für Kip aussah wie ein wollenes Laken mit einem Loch für den Hals, sorgfältig arrangiert, so dass es an ihren breiten Ledergürteln Falten warf. Das Gewand – eine Tunika? – fiel den Männern dann bis zu den Knien. Obwohl ihre Beine nackt waren, wirkte die Wolle vollkommen unpassend für Tyreas Klima, und alle drei schwitzten ausgiebig. Alle drei trugen Ledersandalen, aber die der beiden Wachmänner hatten zusätzlich einen Schienbeinschutz. Jede der Wachen hielt ein Pilum in Händen und trug ein Kurzschwert und eine primitive Pistole im Gürtel. Die Tunika des Mannes an der Spitze, der anscheinend das Kommando hatte, war am Saum und über der Brust bestickt. Er trug eine Schriftrolle und einen großen Beutel über einer Schulter und hatte außerdem eine schwere Börse am Gürtel. Auf seiner Nasenspitze saß eine durchsichtige Brille.
    Durchsichtige Brillen? Welche Art von Wandler würde eine durchsichtige Brille wollen?
    Aber als die Männer näher kamen, begriff Kip, dass der Mann überhaupt kein Wandler war. Seine Augen waren von einem klaren Braun. Die Männer waren außerdem alle bleich, ein weit verbreitetes ruthgarisches Merkmal, vermutete Kip. Allerdings nicht so bleich und auch nicht sommersprossig wie die Blutwäldler, aber sie wirkten trotzdem ziemlich geisterhaft. Ihr Haar hatte eine normale dunkle Farbe zwischen braun und schwarz, war glatt und fein. Sie bewegten sich weder mit Autorität noch mit Hochmut. Kip sah Liv an. Sie schien es anders zu empfinden und blickte die drei höhnisch an. Kip dachte, dass sie ihnen womöglich vor die Füße spucken würde.
    »Ich bin der Assistent des Hafenmeisters«, sagte der Mann. »Wo ist Euer Boot? Die Steuer wird entsprechend der Größe und der Aufenthaltsdauer bemessen.«
    »Ich fürchte, die Größe unseres Bootes kann im Moment vernachlässigt werden«, erwiderte Gavin.
    »Das werde ich beurteilen, herzlichen Dank. Wo habt Ihr angelegt?«
    »Gleich hier vorn«, antwortete Gavin und streckte die Hand aus.
    Der

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