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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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entweder etwas sein, das in der Welt grünes Licht reflektiert, oder du kannst eine Lichtquelle nehmen, die Grün als Farbkomponente enthält, und sie durch eine Linse betrachten.«
    »Hm?«, machte Kip. So viel zu dem Thema, dass dies alles eine Wiederholung war. »Was meinst du damit, Grün reflektieren? Meinst du etwas Grünes?«
    »Etwas, das du lernen wirst, je weiter du in der Chromeria kommst, ist Folgendes: Deine Erfahrung mit einem Gegenstand und der Natur des Gegenstands selbst sind oft verschiedene Dinge.«
    »Klingt … äh, metaphysisch«, erwiderte Kip. Hatte Gavin nicht auch etwas in der Art gesagt?
    »Einige Leute fassen es ebenfalls so auf, aber ich meine es strikt physikalisch. Schau dir das an.« Liv zog ein weiteres Tuch heraus. Es war ein Rotspektrum, aber statt glatt vom hellsten bis zum tiefsten Rot zu gehen, gab es Unregelmäßigkeiten. »Wenn du dir das ansiehst, Kip, kannst du erkennen, dass etwas damit nicht stimmt. Im Großen und Ganzen ist die richtige Reihenfolge der Farbtöne eingehalten, aber mit einzelnen Ausreißern. Die meisten Männer können das nicht sehen. Sie denken, es sei richtig so. Sie können zwischen diesen vier Spektralblöcken hier unterscheiden, aber nicht zwischen diesen Blöcken darin. Es spielt keine Rolle, wie viel Mühe sie sich geben oder wie lange sie es studieren. Ihre Erfahrung damit ist weniger nuanciert als deine oder meine. Also, ganz ehrlich, wir wissen nicht, ob das, was du siehst, und das, was ich sehe, tatsächlich das ist, was da ist, oder ob einige Menschen von jenseits der Großen Wüste vielleicht denken, wir seien so blind, wie unserer Meinung nach die Männer es sind, die dies hier nicht von dem unterscheiden können.«
    »Das ist merkwürdig.«
    »Ich weiß. Im Unterricht lassen die Magister im Allgemeinen jeden Jungen nach vorn kommen und die Prüfung versuchen, nur weil so viele Mädchen, die die Unterschiede sehen können, nicht glauben wollen, dass nicht alle anderen sie ebenfalls sehen können. Es ist ziemlich demütigend. Noch schlimmer ist es natürlich für die Mädchen, die es auch nicht sehen können. Von den Jungen wird nicht erwartet, dass sie die Prüfung bestehen. Die Mädchen, die es nicht sehen können, fühlen sich schrecklich.« Sie schüttelte sich. »Um auf den Punkt zu kommen: Du musst dir einprägen, selbst wenn du es jetzt nicht glaubst, dass Farbe keine Eigenschaft ist, die einem Ding innewohnt. Dinge reflektieren oder absorbieren Licht bestimmter Farbe. Du denkst, dieses Tuch sei grün. Das ist es nicht. In Wirklichkeit ist es ein Tuch, das Licht aller Farben bis auf Grün absorbiert.«
    »Das meinst du damit, dass wir uns die Farbtheorie für später aufheben wollen?«, fragte Kip leichthin.
    Sie kniff die Augen zusammen, dann sah sie, dass er sie aufzog, und lächelte. »Keine Angst, es kommen keine weiteren theoretischen Abschweifungen. Wichtig ist, dass Licht das Primäre ist. Dieses Tuch in einem dunklen Raum nützt dir nichts. Du kannst grünes Licht wandeln, wenn du grünes Licht zur Verfügung hast. Am besten geht es, wenn du von grünen Dingen umgeben bist. Vor allem, wenn dir dabei Grün in verschiedenen Schattierungen und Tönen zur Verfügung steht.«
    »Wie in einem Wald zum Beispiel.«
    »Genau. Das ist der Grund, warum vor der Vereinigung in Ruthgar und dem Blutwald mehr als irgendwo sonst die grüne Göttin Atirat verehrt wurde. Grünwandler trieb es in Scharen in die Wälder und auf die Grünen Ebenen, weil sie dort mächtiger waren als überall sonst. Im Gegenzug wurden diese Länder von den grünen Tugenden und den grünen Lastern beherrscht, entweder wegen der schieren Menge an Grün, das dort gewandelt wurde, oder weil Atirat real war. Du kannst dir etwas aussuchen.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Über all diese Dinge werden wir uns später den Kopf zerbrechen. Du kannst – das ist das Zweitbeste – auch mit einer grünen Brille Grün wandeln. Zum Beispiel mit dieser hier.« Sie griff in ihren Rucksack und zog einen kleinen Baumwollbeutel heraus. Nachdem sie die Schnüre gelöst hatte, entnahm sie dem Beutel eine grüne Brille.
    »Du wandelst kein Grün«, sagte Kip.
    »Nein, ich nicht«, erwiderte Liv lächelnd.
    »Sie ist für mich?«, fragte Kip. Ein Kribbeln schoss ihm über den Rücken.
    Liv lächelte breit. »Im Allgemeinen gibt es eine kleine Zeremonie, aber jetzt müssen Glückwünsche reichen.«
    Kip nahm die Brille zaghaft entgegen. Sie hatte perfekt gerundete Linsen, die in ein

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