Schwarzes Prisma

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Autoren: Brent Weeks

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verdiente etwas Besseres, als dass sie seine Schmach bloßlegte.
    Sie lächelte so tapfer sie konnte und tat so, als gebe sie klein bei. »Ich verstehe, Papa. Ich vertraue dir wirklich. Erzähl mir nur alles, wenn du kannst. Ist das gerecht?«
    »Das ist es«, erwiderte Corvan, und seine Erleichterung war offensichtlich. »Ich liebe dich, Livy.«
    »Das weiß ich, Papa.«
    Und Gavin Guile würde dafür bezahlen, dass er diese Liebe gegen ihn gewandt hatte.

64
    Es ist einfach, Kip. Du wirst nicht gebeten, einen Flaschenzug oder ein Boot zu wandeln. Nur einen kleinen, grünen Ball. Es ist nichts.
    Er saß im Schneidersitz da, die grüne Brille auf der Nase, das weiße Brett auf dem Schoß, und versuchte, etwas zu erzwingen. Er tat das schon seit zwei Stunden. Und was genau tat er? Gar nichts. Wie sollte man sich auch nur auf das Wandeln konzentrieren, wenn stundenlang überhaupt nichts geschah? Sein Magen beklagte sich abermals. Sein Hunger war jetzt ein ständiger Begleiter, und die Sonne näherte sich dem Mittag.
    Kein Essen, bis ich wandle? Das ist grausam. Das ist Folter. Das ist unmöglich.
    Kip blickte auf. Gavin hatte sie nur einige hundert Schritt vom Tor der Liebenden entfernt zu den Ruinen der alten Außenmauern geführt. Als sie eingetroffen waren, waren bereits Hunderte von Männern bei der Arbeit gewesen, und seither hatten sich ihnen viele von jenen, die in der Schlange am Tor der Liebenden festgesessen hatten, angeschlossen. Sie legten die Mauer bis auf ihre Fundamente im Fels frei. An den wenigen Stellen, die Kip einsehen konnte, mussten sie dafür mindestens vier Schritt tief graben. Es ging jedoch schneller, als er es für möglich gehalten hätte, und der Grund dafür war die schiere Anzahl an Männern, die die Arbeiten verrichteten, und die sandige Erde, auf der nur eine dünne Pflanzenwelt gedieh.
    Gavin brütete mit Meister Danavis über Zeichnungen. General Danavis, berichtigte sich Kip. Die Natürlichkeit, mit der der General Männern befahl, dies oder jenes zu tun – genauso wie er Kip aufgetragen hatte, dieses oder jenes zu tun –, brachte Kip auf die Frage, warum er nie zuvor ausgiebiger über Meister Danavis nachgedacht hatte. Der Mann war offenkundig zu groß gewesen für eine kleine Stadt wie Rekton, aber Kip hatte sich deswegen niemals den Kopf zerbrochen. Kinder denken nur an sich selbst, Kip.
    »Das ist nicht genug«, sagte Gavin gerade. »Nein, die Einzelheiten sind in Ordnung. Die Einzelheiten sind perfekt. Aber die alte Mauer hat uns nicht aufgehalten, warum also etwas wieder aufbauen, das mangelhaft ist?«
    Die Mauer wieder aufbauen? Hatte Gavin nicht gesagt, dass König Garaduls Armee in vier oder fünf Tagen ankommen würde?
    »Wir werden uns glücklich schätzen können, wenn wir etwas bekommen, das lediglich mangelhaft ist«, sagte General Danavis. »Wir werden uns glücklich schätzen können, wenn wir überhaupt etwas fertig bekommen können.«
    »Holt mir die Zeichnungen von Rathcaeson.«
    »Ihr wollt im Ernst eine Mauer bauen, die auf der künstlerischen Wiedergabe einer mythischen Stadt beruht?«
    In Gavins Kiefer zuckte vor Ärger ein Muskel.
    »Verstanden, Lord Prisma«, sagte General Danavis. Er machte eine Verbeugung.
    »Holt Eure Tochter her«, verlangte Gavin. »Ich könnte eine Ultraviolette gebrauchen.«
    Ein kurzes Zögern. »Selbstverständlich.« Der General ging, stieg auf sein Pferd und galoppierte in Richtung Stadt. Seine persönlichen ruthgarischen Wachen ritten hinter ihm her.
    Dann war Gavin plötzlich allein, obwohl er den ganzen Morgen unaufhörlich mit Vorarbeitern, ruthgarischen Wachen und General Danavis gesprochen hatte. Er schaute zu Kip herüber. Hoppla, ich denke, ich sollte eigentlich wandeln.
    Gavin zog eine Augenbraue hoch. »Du hast noch immer keinen Hunger, hm?«
    Kip verzog das Gesicht. »Danke, dass Ihr mich daran erinnert.«
    »Kip, mehr als jede andere Farbe kann Grün in einem Wort zusammengefasst werden. Alle anderen verlangen einige Worte mehr, einige Eingrenzungen, einige Spezifizierungen. Grün ist wild. Sowohl alles Gute wie alles Schlechte, das mit Wildnis in Verbindung gebracht wird, ist grün. Das ist der Grund, warum ich dir sagen kann, dass du lediglich Willen benötigst, denn Wille und Wildnis gehen natürlicherweise zusammen. Wenn du ein blauer Anfänger wärst, müsste ich dir den Sinn des Wandelns erklären, die Harmonie, die Ordnung, wie es mit der Welt zusammenpasst. Aber du bist kein blauer Anfänger. Irgendwelche