Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
Vom Netzwerk:
niedergebrannt und Zehntausende getötet. Er hat seither kein Interesse an Garriston gezeigt, was will er also jetzt? Als hätte die Stadt keine Rolle gespielt, als niemand sie wollte, aber jetzt, da jemand sie will, will er sie nicht verlieren?«
    »Es gab in der Familie Guile nicht nur zwei Brüder, sondern drei. Der Jüngste, Sevastian, wurde von einem blauen Wicht ermordet, als Gavin ungefähr dreizehn war. Gavins erstes Ziel ist es, Unschuldige vor Farbwichten zu schützen. Oder, wenn du es weniger wohlwollend betrachten willst, Farbwichte zu töten, wo immer er sie findet. König Garadul benutzt Farbwichte, oder zumindest glaubt das Prisma, dass er es tut. Also muss er aufgehalten werden.«
    »Ein blauer Wicht? Das ergibt keinen Sinn. Blaue sind rational, nicht wahr?«
    »Liv, Menschen sprechen so vom Zerbrechen des Halos, als würde man auf der Stelle verrückt werden, als sei es eine klare Trennung wie zwischen Lebenden und Sterbenden. So ist es nicht. Einige Farbwichte halten Wochen oder sogar Monate an so etwas wie Vernunft fest. Einigen geht es bei Nacht gut, aber im Licht befinden sie sich voll im Griff ihrer Farbe. Der Wahnsinn ist jedes Mal ein anderer. Ein Blauer kann in einen Mordtaumel verfallen; ein Roter kann gelassen und philosophisch erscheinen. Das ist der Grund, warum sie so gefährlich sind. Also, wirst du mir helfen?«
    »Schön, was kann ich tun?«, fragte sie.
    »Weißt du, wie man Luxin-Granaten macht?«
    »Was? Nein.«
    »Was bringt man euch Trüben heutzutage in der Chromeria eigentlich noch bei?«
    »He!«
    Corvan lächelte. »Hast du deine Brille dabei?«
    »Natürlich«, antwortete Liv.
    »Gut, ich könnte eine Gelbe gebrauchen.«
    »Ich bin keine sehr gute Gelbe. Ich meine, ich kann kein solides Leuchtwasser machen.«
    »Das ist es nicht, was ich brauche«, sagte Corvan. »Weißt du, was geschieht, wenn du Rot und flüssiges Gelb vermischst, es in einer blauen Hülle versiegelst und es dann gegen irgendetwas schmetterst?«
    »Ähm, etwas Gutes?«, fragte Liv.
    »Peng!«, erwiderte Corvan. »Du könntest auch Ultraviolett für die Hülle benutzen, aber das macht die Werfer nervös.«
    Nach einem Sprengstoff zu greifen, wenn man nicht sehen konnte, ob die Hülle intakt war? Liv verstand, warum das jemanden nervös machen würde.
    Corvan warf ihr eine blaue Luxin-Kugel zu. Sie fing sie auf und stellte überrascht fest, dass sie klapperte. Sie schaute genauer hin. Die Kugel war zum Teil mit rundem Schrot gefüllt. Aus irgendeinem Grund verblüffte sie das. »Diese, diese …«
    »Die sind es, die die Granaten tödlich machen. Das ist es, was wir tun, Aliviana. Wir töten Menschen. Genau hier, genau jetzt. Wir benutzen Orholams Gabe, um Orholams Kinder zu töten. Von denen die meisten Narren sind, die zu jeder anderen Zeit unsere Freunde sein könnten. Es ist eine harte Welt. Du willst, dass ich deswegen lüge? Du willst am Ende doch beschützt werden?«
    Liv spürte, wie ihr alles Blut aus dem Gesicht wich. Die Worte ihres Vaters waren ein Schwamm, der ihre Illusionen aufsaugte, der das zarte Glück versperrte, mit dem das Wiedersehen mit ihm sie erfüllt hatte, die Möglichkeit, jemandem so weit zu vertrauen, dass sie ihm erlaubte, Entscheidungen für sie zu treffen. Irgendetwas in ihr zerriss.
    »Vater, ich kann das nicht tun«, sagte sie. »Ich kann keine Tyreaner töten, nicht für die Chromeria, nicht einfach deshalb, weil du sagst, es sei richtig.«
    Für einen Moment sah sie scharfen Kummer in den Augen ihres Vaters. Er sah – zum ersten Mal in ihrem ganzen Leben – alt aus, ausgezehrt. »Liv.« Er hielt inne. »An einem bestimmten Punkt musst du nicht mehr nur entscheiden, ob du glauben willst, sondern auch, wie du glauben willst. Wirst du an Menschen glauben oder an Ideen oder an Orholam? Mit deinem Herzen oder mit deinem Kopf? Wirst du glauben, was vor dir ist, oder wirst du an das glauben, von dem du denkst, dass du es weißt? Es gibt einige Dinge, von denen du denkst, du wüsstest über sie Bescheid, die in Wirklichkeit Lügen sind. Ich kann dir nicht sagen, was das für Dinge sind, und das tut mir leid.«
    »Was hast du gewählt, Vater? Ideen oder Menschen?«, fragte Liv. Obwohl sie ihn soeben hatte beten sehen, wusste sie, dass ihr Vater nicht sehr fromm war. Dieser Teil von ihm war mit ihrer Mutter gestorben. Sein Gebet war wahrscheinlich etwas in der Art gewesen: »Gut gemacht, Herr. Dies ist ein wunderschöner Sonnenaufgang.« Ihr Vater lehnte die Idee ab, dass

Weitere Kostenlose Bücher