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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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unverhohlen an, dass sie ihren Ausschnitt überprüfte. Nein, er war ziemlich züchtig.
    Sie war praktisch halb verhungert, und obwohl sie an keinem Lagerfeuer Halt machen wollte, war dies die einzige Möglichkeit, um nicht nur etwas zu essen zu bekommen, sondern auch Informationen.
    Liv wählte ein Lagerfeuer aus, an dem freundlich aussehende Bauern sich um einen Eintopf kauerten. Sie konnte natürlich nicht alle sehen, bevor sie in den Kreis trat, aber einige von ihnen wirkten freundlich, und es war das Beste, worauf sie hoffen konnte.
    »Guten Abend«, sagte sie, ein klein wenig munterer, als sie sich fühlte. »Ich gebe einen halben Danar für etwas Eintopf. Habt ihr etwas übrig?«
    Acht Köpfe drehten sich in ihre Richtung. Ein älterer Mann ergriff das Wort. »Er ist vielleicht eine Spur zu dünn, um ihn als Eintopf zu bezeichnen. Ein einziges Karnickel, einige Knollen und die Überreste einer Javelina-Keule für neun Münder.« Er lächelte zurückhaltend. »Aber Mori hat einen Pampelmusenbaum gefunden, den die Soldaten irgendwie übersehen haben.«
    Beruhigt trat Liv näher. Der Mann schaute ihr in die Augen, blinzelte und sagte: »Wenn man Euch belästigt, junge Dame, solltet Ihr Eure Brille aufsetzen.«
    »Belästigt? Was bringt Euch auf diese Idee?«, fragte Liv. »Und ich heiße Liv, danke.«
    »Ihr seht so scheu aus wie ein Reh an einem Wasserloch, deshalb.« Er reichte ihr einen Blechnapf Suppe mit einigen Fleischbrocken darin. Ihren Versuch, ihm Geld dafür zu geben, winkte er ab. Sie aß den dünnen Eintopf und die kleine, unreife Pampelmuse, die sie ihr gaben.
    Nach einer Weile nahmen die Männer ihr Gespräch wieder auf, über den Krieg, das Wetter und die Ernten, die auszusäen sie sich dieses Jahr nicht die Mühe gemacht hatten, über Zitrusbäume, die zu stutzen sie sich nicht die Mühe gemacht hatten, weil es, wenn sie mehr Früchte trugen, nur bedeutete, dass die Banditen länger in der Nähe ihres Dorfes bleiben würden. Es waren keine schlechten Männer. Tatsächlich wirkten sie durchaus anständig. Sie hatten ihre Klagen über König Garadul, und einer murmelte düster etwas über einen »Lord Omnichrom«, bevor er sich daran erinnerte, dass eine Wandlerin zugegen war, aber sie sparten sich ihren Hass für ihre Besatzer auf.
    Die Feinheiten der regelmäßig wechselnden Herrschaft über Garriston waren ihnen schleierhaft. Sie unterschieden nicht zwischen den besseren und den schlechteren Besatzern. Sie hassten sie alle. Einer hatte vor etlichen Jahren seine Tochter verloren, als eine Patrouille durch ihr Dorf gekommen war und ein Offizier sie einfach mitgenommen hatte. Er war anschließend nach Garriston gegangen, um zu versuchen, sie zu finden, aber es war ihm nicht gelungen. Die anderen waren teils wegen ihres Freundes mitgekommen, teils, weil sie nichts anderes zu tun hatten und die Einnahme der Stadt ihnen vielleicht einige Münzen in die Hände spielen würde, und teils, weil sie die Ausländer hassten.
    Und so werden Männer für eine zehn Jahre alte Kränkung sterben und töten, für die nicht die jetzigen Besatzer verantwortlich sind.
    Es hatte keinen Sinn, ihnen mit vernünftigen Argumenten zu kommen, selbst wenn Liv danach zumute gewesen wäre. Narren, die zu einer anderen Zeit unsere Freunde sein könnten, hatte ihr Vater gesagt. Nachdem sie ihren Becher geleert hatte, setzte sie ihre gelbe Brille auf, wandelte zum Dank für die Suppe und die Frucht einige Luxin-Fackeln, die mehrere Tage brennen würden, und fragte nach dem Weg dorthin, wo die Wandler lagerten. Dann brach sie auf.
    Unterwegs belästigte sie niemand. Ein Mann rief ihr im Vorbeigehen etwas zu, aber die Bemerkung vertrocknete auf seinen Lippen, als er ihre farbige Brille sah – selbst jetzt, bei Dunkelheit, respektierten sie Wandler.
    Die Zelte der Wandler standen abseits aller anderen – nicht weil sie bewacht oder abgegrenzt waren, sondern weil offensichtlich niemand in ihrer Nähe lagern wollte. Liv nahm ihre Brille ab, hielt sie jedoch in der Hand, für den Fall, dass jemand sie herausforderte.
    Sie ging an einem von Spiegelmännern umstellten, gänzlich violett gestrichenen Wagen vorbei – seltsam, aber sie verlangsamte ihre Schritte nicht, sondern bewegte sich zielstrebig weiter, als folge sie einem Befehl. Es war ein Trick, den sie in der Chromeria gelernt hatte. Wenn man herumstand, würde irgendjemand einem etwas zu tun geben. Wenn man beschäftigt wirkte, konnte man mit beinahe allem durchkommen.
    Sie

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