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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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kam an einer Anzahl von Feuern vorbei, an denen Köche Wandlern ein üppiges Abendessen servierten und zahlreiche Sklaven Wein oder Bier herbeibrachten. Die Wandler trugen alle ihre Farben am Handgelenk, entweder in Form von Stoff oder von metallenen Armschützern oder im Fall einiger der Frauen in Form breiter Armbänder. Der Saum ihrer Umhänge oder Kleider spiegelte ebenfalls die Farbe wider. Davon abgesehen waren alle nach ihrer eigenen Mode gekleidet. Im Allgemeinen waren diese Wandler sehr daran interessiert, lautstark ihre Farben zu verkünden, in breiten Streifen über ihren Kleidern, anders als in der Chromeria üblich, wo eine Frau vielleicht eine einzige grüne Haarnadel trug, um andere wissen zu lassen, dass sie eine Grüne war.
    Sie waren eine lärmende, privilegierte Gruppe, aber während Liv aus der Dunkelheit zuschaute, sah sie, dass die Männer und Frauen hier häufig nach Süden blickten – nicht zu dem riesigen Pavillon, der von Wandlern und Spiegelmännern gleichermaßen bewacht wurde und den Liv für König Garaduls Residenz hielt, sondern zu einem Ring anderer Lagerfeuer. Sie nahm sich von einem der Tische der Sklaven einen Krug Wein und ging dorthin. In der Dunkelheit unterschied sich ihre eigene Gewandung nicht allzu sehr von der der Sklaven.
    Was sie halb verdeckt hinter den Gestalten der Sklaven sah, raubte ihr den Atem. Menschen – oder Ungeheuer, die wie Menschen geformt waren – redeten, tranken, sprangen umher oder wandelten.
    Liv am nächsten war ein Kreis von Blauwandlern, von denen einige blaue Brillen trugen und die alle mit blauem Luxin gefüllt waren, das ihre Haut im Feuerschein färbte. Sie sprachen mit einer Frau, die aus Kristall gemacht zu sein schien.
    Lange Sekunden hatte Liv keine Ahnung, was sie da sah. Es waren jedoch offensichtlich Wandler, und überall war Luxin. Eidbrüchige. Wahnsinnige, Gebrochene. Farbwichte. Liv konnte es kaum fassen.
    Dies waren Menschen, die gegen alles verstoßen hatten, was man Liv gelehrt hatte. Sie fing nur bruchstückhafte Einzelheiten auf. Ein Auge mit einem gebrochenen Halo. Die kristalline Frau wandelte eine Matrix in die Luft, während die anderen Blauen lauschten. Grüne lachten, tanzten um ein Feuer und hüpften auf unnatürlich elastischen Beinen umher; sie sprangen höher als jeder Mensch, den Liv je hatte springen sehen, und schlugen Saltos übereinander. Ein Mann und eine Frau, deren Haut dauerhaft grün, aber noch nicht verwandelt war, standen eng umschlungen da, rieben ihre Hüften aneinander und tanzten auf eine so sinnliche Art, dass – Moment mal, nein, die Frau hatte ihren Rock um die Taille gebauscht. Vor aller Augen, einschließlich einiger johlender Wandler, hatten sie tatsächlich …
    Liv riss den Blick von ihnen los; ihre Wangen fühlten sich plötzlich heiß an. Ein Gelber warf kleine Luxin-Bälle in die Luft, während ein Blauer mit blauen Kugeln darauf schoss. Jedes kleine Ziel explodierte mit einem Lichtblitz, wenn er traf.
    Doch Livs Aufmerksamkeit wurde von den vollen Farbwichten auf sich gezogen. Selbst hier gab es nicht viele davon. Sie hatte in der Chromeria lediglich Gerüchte über diese Wandler gehört. Es hieß, beinahe jeder, dessen Halo brach, werde einfach verrückt und sterbe – oder werde verrückt und töte andere, der häufigere Fall. Diese Gefahr war es, die den Pakt notwendig machte. Orholam schuf Magie, um den Menschen zu helfen, und ein Wandler schwor, seiner Gemeinschaft zu dienen. Eidbrüchige dienten nur sich selbst, und sie gefährdeten alle.
    Aber es gab immer noch die Legenden über jene, die sich selbst neu erschufen. Hier und jetzt sah Liv, dass es keine wilden Geschichten waren. Hier und jetzt lehrten diese Wandler einander, wie man es machte. Liv betrachtete die kristallene, blaue Frau. Sie war seltsam schön. Sie trug kristallenes Haar und diamantförmige Kappen dicht über den Augen, und kristallene Haut, aufgebrochen in tausend Facetten, bedeckte jede natürliche Wölbung ihres Körpers. Sie hatte das Problem gemeistert, wie man mit hartem, unbiegsamem blauem Luxin einen Körper wandelte, der in der Lage sein musste, sich zu bewegen und zu biegen, indem sie Zehntausende winziger Kristalle benutzt hatte. Ihr Körper glomm, schimmerte und funkelte im Feuerlicht, während sie den Oberkörper wie eine Tänzerin bewegte, um ihren Schülern zu zeigen, was sie getan hatte. Sie lachte und entblößte seltsam weiße Zähne, wenn sie die glänzenden blauen Lippen öffnete. Dann

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