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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Feuer, das den Himmel blau malte, gelb, orange und rot. Er stand auf, und Hitze tobte durch seine Adern. Unerträgliche Hitze. Trotz der Dunkelheit konnte er die Männer, die ihn festgehalten hatten, deutlich sehen. Er sah ihre Wärme. Einer war gestolpert und starrte ihn mit offenem Mund an.
    Kip stieß eine Hand in seine Richtung. Feuer verschlang den Mann von Kopf bis Fuß.
    Die anderen flohen.
    Kip riss die linke Hand in Richtung eines der Männer. Er spürte Haut reißen, als er diese Hand öffnete, aber der Schmerz war ein fernes Echo. Er zielte auch mit der rechten Hand. Pop, pop, pop. Drei Feuerbälle, jeder von der Größe seiner Hand, flogen in die Nacht und stießen ihn mit ihrem Rückprall beinahe zurück ins Feuer. Aber jeder Ball fand sein Ziel, grub sich in den Rücken eines Mannes, weidete ihn mit Feuer aus und kochte ihn von innen, noch während er fiel.
    Kip ließ sich auf die Knie sinken, immer noch heiß, so heiß, so überwältigt, und hob abermals die Hände. Feuer floss aus beiden Händen in den Himmel hinein, selbst aus seiner verletzten linken Hand. Dann wurde seine Sicht wieder normal. Er sog tiefe Atemzüge in seine Lunge, als habe irgendein Dämon ihn gerade losgelassen, ihn leer und hohl zurückgelassen, ein Teil seiner Menschlichkeit weggebrannt.
    Das Feuer brannte wieder, viel kleiner jetzt; die Hitze der Kohlen setzte das Holz langsam wieder in Brand und beleuchtete die Wagen und die Gesichter der angsterfüllten Menge, die sich versammelt hatte, um zu sehen, was geschehen war.
    Im Licht der Laternen und Fackeln und des neu erwachenden Feuers sah Kip die Szene mit vernünftigen Augen. Dutzende von Menschen starrten ihn aus einem breiten Kreis rund um das Feuer an, und alle schienen bereit, die Flucht zu ergreifen. Auf dem Boden verteilt lagen Leichen: Die vier Männer, die versucht hatten, ihn ins Feuer zu werfen, waren tot, einer ein verkohltes, fleischiges Skelett, die anderen mit Löchern von der Größe von Kips Hand im Rücken.
    Irgendwie waren die anderen schlimmer. Bei dem Mann, den Kip mit Getreidealkohol bespritzt hatte, schälte sich Haut von Gesicht und Brust, und seine Arme und sein Körper waren übersät von Messerwunden. Er lag leise stöhnend da, und einige Haarbüschel ragten noch aus seinem verbrannten Schädel. Die fette Frau lag neben ihm und weinte. Der brennende Mann musste mit dem Kopf voraus in sie hineingerannt sein, denn ihr Gesicht war versengt und wies auf der rechten Seite Brandblasen auf. Ihre Augenbrauen waren verschwunden, ihr Haar bis halb den Schädel hinauf verbrannt, und irgendwie war ihr das eigene Messer bis zum Griff in ihre rechte Seite gerammt worden. Blut tröpfelte ihr von der Wange. Der Mann, den Kip ins Feuer geschleudert hatte, war jedoch der Schlimmste. Er hatte sich an dem Spieß festgehalten, um seinen Sturz zu bremsen, und nur sein Kopf war ins Feuer gefallen, direkt auf die heißesten Kohlen.
    Er hatte sich aus dem Feuer geschleppt, und durch irgendein dunkles Wunder lebte er noch und war noch immer bei Bewusstsein. Er weinte leise, als schmerze selbst das Weinen, aber er konnte nicht aufhören. Er hatte sich auf die Seite gerollt und entblößte die verbrannte Seite seines Kopfes. Seine Haut hatte sich nicht nur abgeschält – sie war an den Kohlen festgeklebt wie verbranntes Huhn an einer Pfanne. Sein Wangenknochen lag bloß, seine Wange war vollkommen verbrannt und zeigte Zähne, die jetzt rot verschmiert waren, während er weinte. Sein Auge war zu einem kreidigen Weiß verbrannt.
    Der Einzige, der vielleicht überleben würde, war der bärtige Mann, dem Kip die Zähne eingeschlagen hatte. Er war bewusstlos, aber soweit Kip sehen konnte, lebte er noch.
    Ohne etwas zu fühlen, schwankte Kip zu seinem Pferd hinüber. Er hatte keinen Plan. Er musste einfach weg. Er schämte sich so sehr. Er hatte das Tier bereits erreicht, als er die Soldaten sah. Sie hatten das Lager umstellt, hielten sich jedoch zurück. Kip betrachtete einen der Soldaten, der auf einem Pferd saß, ein Offizier, vermutete er.
    »Es tut mir leid, Herr, aber wir können Euch nicht gestatten zu gehen«, sagte der Offizier. »Einer der Freien wird Euch in Kürze holen kommen.«
    »Sie haben mich angegriffen«, erwiderte Kip erschöpft. »Versucht, mich auszurauben. Ich … ich wollte nicht …« Er lehnte sich an das Pferd. Das dumme Tier war nicht weggelaufen. Oh, es hatte nicht gewusst, wohin, und … es war festgebunden gewesen, so dass es nicht hätte weglaufen

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